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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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mir gestatten, das zu tun? Es sei denn, Sie haben schon etwas anderes geplant.«
    »Nein, gar nicht.« Joss reichte ihm eine Tasse. »Ich muß mal mit Luke darüber sprechen, aber ich fände es großartig. Tom-Toms Taufe war in London.«
    »Aber bald.« Edgars leuchtendblaue Augen waren fest auf sie gerichtet.
    Joss runzelte die Stirn. »Sie machen sich immer noch Sorgen.«

    »Nein. Aber ich finde es besser, kein Risiko einzugehen. Ich weiß, daß eine Taufe für viele Menschen nur ein gesellschaftliches Ereignis darstellt – ein Fest, um das Kind in die Gemeinschaft aufzunehmen –, aber sie hat auch einen weitaus wichtigeren Zweck: Sie schützt und rettet das Kind im Namen Christi. Sie brauchen gar keine Einladungen zu verschicken.«
    In einem plötzlichen Gefühl von Erschöpfung setzte Joss sich auf einen Stuhl. »Das heißt, Sie möchten die Taufe jetzt vornehmen. «
    »Das wäre am besten.«
    »Hier, im Haus?«
    »In der Kirche.«
    »Hätte James Wood etwas dagegen?«
    »Natürlich rufe ich ihn vorher an.« Edgar lehnte sich ein wenig im Sessel zurück und trank einen Schluck Kaffee. »Meine Liebe, es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht überfallen. Sie brauchen Zeit, um darüber nachzudenken und alles mit Ihrem Mann zu besprechen. Ich kann jederzeit wiederkommen. Oder Wood kann das Kind taufen.« Lächelnd strich er seine weiße Haarmähne aus dem Gesicht. »Es ist gar nicht nötig, etwas zu überstürzen. Mir war auf einmal so unbehaglich, aber das war völlig überflüssig. Das fühle ich ja. Ich glaube, das Problem ist verschwunden. Vielleicht hat Ihre arme Mutter, Gott segne sie, es mit ihrer Verzweiflung selbst auf sich herabbeschworen.« Er setzte die Tasse ab und stand rastlos auf, stellte sich ans Fenster und warf im Vorübergehen einen Blick auf das schlafende Baby. Dann wandte er sich um. »Darf ich mich ein bißchen umsehen? Verzeihen Sie. Nennen Sie es professionelle Neugier.«
    Joss zwang sich zu einem Lächeln. »Natürlich.«
    »Sie bleiben hier und unterhalten sich mit Dot«, schlug er vor. »Sie kann Ihnen sagen, wie unerträglich ich bin, und dann könnt ihr euch nach Herzenslust über mich beklagen!«
    Im großen Saal blieb er reglos stehen und sah die Treppe hinauf. Einen Augenblick rührte er sich nicht, dann griff er langsam nach dem Kruzifix in seiner Jackentasche.
    Der Aufgang war unbeleuchtet. Im Dunkeln tastete er nach dem Lichtschalter und knipste ihn an. Trotzdem war es noch finster – eine Birne auf halber Höhe der Treppe war durchgebrannt,
und die Stufen verschwanden im Ungewissen. Er holte tief Luft und setzte den Fuß auf die unterste Stufe.
    Oben ging er – an Lyns Zimmer vorbei – sofort in das große Schlafzimmer. Das Himmelbett war dasselbe wie früher, ebenso wie der massive Schrank am Fenster, die Teppiche und Stühle. Der einzige Unterschied bestand in den verstreut herumliegenden Kleidungsstücken, den Bücherstapeln auf dem Fensterbrett, den Blumen auf der Kommode und dem Kaminsims und dem kleinen Bettchen am hinteren Fenster, wo sich eine Menge weißer Tücher, Berge kleiner Kleidungsstücke, eine grellbunte Wickelunterlage und ein riesiger Karton mit Wegwerfwindeln befanden.
    In der Mitte des Raums blieb er stehen und horchte angestrengt.
    Katherine
    War in dem Echo eine Stimme zu hören? Er erinnerte sich gut an die Pein, den Schmerz, der beim letzten Mal den Verputz der Wände in diesem Raum zu durchdringen schien, und an sein Gefühl, daß er sich nur etwas mehr bemühen müßte, um die Stimme hören zu können, die ihre Qualen unter diesen Dach herausschrie.
    Schande auf euch Pfarrer. Warum konnten eure Gebete sie nicht retten?
    Mit einem Seufzen drehte er sich um, dann atmete er tief durch, kniete sich am Ende des Bettes nieder und begann zu beten.
     
    Als er ins Arbeitszimmer zurückkam, hatten sich Lyn und Tom den beiden Frauen angeschlossen. »Ich habe Lyn gerade erzählt, daß wir darüber gesprochen haben, Ned sehr bald zu taufen«, erzählte Joss, sobald Edgar erschien. Es hatte den Anschein, als könne sie sich nur mit Mühe beherrschen. »Sie findet das nicht richtig.«
    »Natürlich ist es nicht richtig«, gab Lyn offensichtlich erregt zurück. »Du kannst doch Ned nicht ohne Mum und Dad taufen lassen! Ich weiß gar nicht, was in dich gefahren ist«, fuhr sie, an Joss gewandt, fort. »Bedeutet dir die Vergangenheit denn gar nichts mehr? All die Jahre, in denen sie dich wie ihre eigene
Tochter behandelt haben, dich geliebt und umsorgt haben! Und

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