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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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mit einem Teller voll belegter Brote vor sich in seinem Stuhl saß, nahm Lyn gegenüber Janet am Küchentisch Platz.
    »Lyn, Sie dürfen die Sorgen, die sich Joss wegen der Kinder macht, nicht unterschätzen«, begann Janet zögernd. »Nicht alles, wovor sie Angst hat, ist nur eingebildet, müssen Sie wissen.«
    »Sie meinen die Gespenster.«
    Janet nickte. »Dieses Haus ist bekannt dafür, daß hier eigenartige Dinge geschehen – und zwar schon seit Jahrhunderten. Und ich glaube nicht, daß man eine solche Vergangenheit einfach außer acht lassen sollte«, erklärte sie mit einem leicht verlegenen Lächeln. »Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde und so weiter und so fort – na ja, Sie wissen schon.«
    Lyn zog die Augenbrauen hoch. »Meiner Meinung nach ist das alles Unsinn. Ich habe nie an Gespenster geglaubt. Man bekommt auf dieser Welt genau das, was man sieht. Und eine andere Welt gibt’s nicht. Wenn man tot ist, ist alles vorbei.« Sie stand auf und holte sich ein Glas kaltes Leitungswasser.
    »Und für Sie besteht nicht die geringste Möglichkeit, daß Sie sich vielleicht irren könnten?« fragte Janet vorsichtig und in der Hoffnung, daß ihr aufkeimender Ärger nicht allzu deutlich wurde.
    Lyn zuckte die Achseln. »Ich bin vielleicht nicht so gebildet wie Joss, aber ich habe genug gelernt, um zu wissen, daß Religion nichts anderes ist als eine andere Methode, die Massen zu kontrollieren. Gehirnwäsche im großen Stil. Wunschdenken. Der Mensch ist so arrogant, daß er nicht glauben kann, daß er eines Tages einfach aufhört zu existieren.« Sie setzte sich wieder an
den Tisch und stellte das Glas Wasser vor sich. »Wie Sie sehen, bin ich etwas zynisch.«
    »Etwas schon, ja«, stimmte Janet mit einem schiefen Lächeln zu.
    »Und abgesehen davon, daß Joss meiner Ansicht nach ein wenig zu gebildet ist, ist sie auch ein bißchen hysterisch«, fuhr Lyn seufzend fort. »Das ist offenbar vererbt, nach dem zu urteilen, was ihre Familie so alles in Briefen und Tagebüchern hinterlassen hat. Und die im Dorf haben sowieso alles geglaubt. Wer hätte schon was gegen eine gute Spukgeschichte? Ich ja auch nicht, solange man nicht vergißt, daß es eben genau das ist und nicht mehr – eine Geschichte.«
    »Sie machen sich also keine Sorgen um Luke.«
    Lyn zuckte die Achseln. »Ein bißchen schon – er ist inzwischen wirklich sehr lange weg. Aber ich glaube nicht, daß er von Gespenstern und Dämonen überfallen wurde. Und Joss wird so etwas auch nicht zustoßen. Ich hätte sie wohl kaum allein gehen lassen, wenn ich dächte, daß ihr da draußen irgend etwas passieren könnte.«
    »Ja, wahrscheinlich nicht.« Janet klang nicht ganz überzeugt. »Aber Sie meinen doch auch, daß Joss und den Jungs ein paar Tage Tapetenwechsel guttun werden?«
    Erneut zog Lyn die Schultern hoch. »Das schon. Ehrlich gesagt hätte ich nichts gegen etwas Ruhe. Hier wird mir alles ein bißchen zu eng – manchmal ist die Stimmung wirklich schauderhaft. «
    »Sie meinen die Stimmung zwischen Luke und Joss?«
    »Das weniger«, erwiderte Lyn. »Es ist nur Joss mit ihren Flausen im Kopf, würde ich sagen. Sie ist so fest davon überzeugt, daß ich manchmal glaube, sie könnte das alles mit bloßer Willenskraft wahr werden lassen.« Plötzlich blickte sie auf und legte lauschend den Kopf zur Seite. »Ist da jemand an der Tür?«
    Janet fühlte einen Angstschauer über ihren Rücken rieseln. Sie wandte sich zur Tür. Ein eisiger Luftzug fuhr durch die Küche und hörte so plötzlich auf, wie er gekommen war, als draußen die Haustür ins Schloß fiel.
    »Lyn, ist sie schon wieder aufgetaucht?« Luke stand in der Tür; er hatte die Jacke noch an. Dann sah er Janet und Tom, der
sich den Mund mit Broten vollstopfte, und seine Anspannung ließ nach. »Wie ich sehe, ist sie hier. War sie bei Ihnen, Janet?«
    Janet nickte. »Tut mir leid. Anscheinend war das alles ein Mißverständnis.«
    »Und wo ist sie jetzt?« fragte Luke und zog die Jacke aus.
    »Sie ist wieder gegangen, um dich zu suchen.« Lyn stand auf und griff ganz automatisch zum Kessel. »Sie glaubt, das Gespenst ist hinter dir her.«
    »O mein Gott, nicht das schon wieder«, stöhnte Luke und setzte sich.
    »Luke«, begann Janet und lehnte sich auf den Ellbogen nach vorn. »Bitte, Sie sollten nicht alles, was Joss sagt, von vornherein abtun…«
    »Das Tragische ist, daß Sie sie auch noch darin bestärken!« Luke schüttelte den Kopf. »Das wirklich Allerletzte, was sie braucht –

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