Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
einjagen. Ich lebe hier. Hier ist meine Arbeit. Ich mag dieses Haus und habe keine Angst davor.« Er lächelte nüchtern. »Ehrlich, mir wird nichts passieren. Ihr zwei geht mit Tom und Ned zu Janet; ich weiß doch, daß ihr sonst kein Auge zutut. Aber morgen müssen wir eine Lösung finden; so kann es nicht weitergehen.«
Schließlich überredeten sie ihn, wenigstens zum Abendessen zur Farm mitzukommen; aber nachdem sie gegessen und bei den Kindern nachgesehen hatten, die oben in dem langgestreckten, niedrigen Zimmer schliefen, stand Luke auf und streckte die Arme über den Kopf. Lyn war bereits vor einer halben Stunde zu Bett gegangen. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, Joss, aber ich leide am Jetlag.« Er grinste über seinen eigenen Scherz. »Ich glaube, ich gehe jetzt heim.«
»Nein!« Joss umklammerte seine Hand. »Bleib hier. Nur diese eine Nacht.«
»Joss, Liebling«, sagte er beschwichtigend, »ich muß zurück. Ich laß mich nicht aus meinem eigenen Haus vertreiben. Das ist lächerlich. Und morgen müssen wir uns etwas überlegen, wie wir dich und Lyn beruhigen können.« Er ging zu Janet und gab ihr einen Kuß. »Vielen Dank für das wunderbare Essen! Kümmern
Sie sich gut um die beiden, und sehen Sie zu, daß die Hysterie sich in Grenzen hält, ja? Vielleicht sollten wir die Familie zur Verstärkung einladen, die Taufgesellschaft. Deine Eltern, und meine Eltern und Mat vielleicht auch noch. Und David und Onkel Tom Cobbly und alle, die sonst noch kommen wollen. Machen wir doch ein vorweihnachtliches Fest.« Er grinste. »In einem so vollen Haus wird sich doch kein Gespenst mehr zu spuken trauen, oder?« Er nahm Joss in die Arme. »Und jetzt mach dir keine Sorgen mehr, o. k.? Und vergiß nicht – wenn Janet nichts dagegen hat, du hast versprochen, Paul anzurufen und ihm zu sagen, daß alles in Ordnung ist.«
Dann ging er. Janet seufzte. »Männer sind einfach unbelehrbar. Hat er denn gar keine Angst?«
Joss schüttelte traurig den Kopf. »Ich glaube, er hat höllische Angst. Aber er kann es nicht zugeben, nicht einmal sich selbst gegenüber.«
Paul beruhigte sie. »Ihm wird nichts passieren, Jocelyn. Er ist stark, Ihr Mann. Aber wenn Sie noch mehr Verstärkung brauchen, rufen Sie mich an, dann komme ich auch.« Sie konnte sein Lächeln und seine Zuneigung selbst durch die Telefonleitung hören.
»Vielen Dank, Paul, das tue ich.« Nachdem sie aufgelegt hatte, drehte sie sich zu Janet, die eine Stickarbeit zur Hand genommen hatte und im Schein einer Lampe vor dem Kamin saß. »Darf ich David anrufen? Ich möchte hören, was passiert ist, als er hier war.«
»Natürlich.« Janet biß einen Faden ab. »Er soll auch herkommen. «
»Das kann er wahrscheinlich nicht, es sind noch keine Schulferien. « Sie nahm das Telefon vom Tisch und setzte sich mit dem Apparat auf den Knien neben Janet vors Feuer.
David korrigierte gerade Aufsätze über die Bildungsreform. Die sind mein Ende, dachte er trübsinnig; im Hintergrund spielte leise Musik von Sibelius. Es störte ihn keineswegs, als das Telefon klingelte, obwohl es schon nach elf Uhr war.
»David? Hier ist Joss.«
»Joss?« Beim Klang ihrer Stimme setzte sein Herz einen Schlag aus. »Wo bist du? Zu Hause?«
»Die Jungen und ich sind bei Janet.«
»Gott sei Dank seid ihr nicht in dem Haus! Ich nehme an, mittlerweile hast du schon gehört, was vorgefallen ist.«
»In etwa.« Sie war sich bewußt, daß Janet sie anstarrte. »Erzähl es mir doch bitte mal genauer.«
Nachdem sie ihm mehrere Minuten lang schweigend zugehört hatte, bat sie: »Kannst du kommen, David? Ich würde gerne mit dir reden.«
Er zögerte. Seine Wohnung war warm und gemütlich und vor allem sicher. Mit einem Blick auf den Stapel Aufsätze fühlte er sich versucht, nein zu sagen, aber dann hörte er die Panik in Joss’ Stimme. Ihr begriffsstutziger Mann kapierte offenbar immer noch nicht, was sich in dem Haus abspielte. Sie brauchte jemanden, der auf ihrer Seite stand.
»O. k. Ich habe morgen nach der fünften Stunde frei und kann dann gleich losfahren.« Er schwieg einen Augenblick und zweifelte kurz an seinem Geisteszustand. »Kannst du das Haus meiden, bis ich komme?«
»Nein, David, das geht nicht.«
»Dann halte wenigstens die Kinder von da fern, und sei vorsichtig. Bitte.«
Nachdem Joss aufgelegt hatte, starrte sie lange in die Flammen; sie spürte, daß Janet, die ihr Stickzeug in den Schoß gelegt hatte, sie betrachtete.
Schließlich sah sie auf. »Wie
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