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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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verborgen sein.
    »Schauen Sie auf dem Balken über der Tür nach«, schrie Lyn; ihre Stimme drang nur gedämpft durch das dicke Holz. »Da war er beim letzten Mal.«

    Vorsichtig fuhr Janet mit der Hand über die Balken, aus denen die Trennwand bestand. Erst nach einigen Sekunden stießen ihre Finger gegen kaltes Metall. »Hier! Ich hab ihn!« rief sie und steckte den Schlüssel in das große Schlüsselloch.
    Eine Sekunde später schwang die Tür auf. Dahinter stand Lyn mit totenbleichem Gesicht, wirrem Haar und verstaubten Kleidern. »Gott sei Dank sind Sie gekommen! Ich habe gedacht, ich müßte ewig hier oben bleiben.«
    »Wer hat Sie eingesperrt?« Janet folgte ihr zur Treppe.
    »Tom. Es kann nur er gewesen sein. Er ist ein richtiger Teufel. «
    »Das ist unmöglich. Der Balken ist viel zu hoch; Tom könnte ihn gar nicht erreichen.«
    »Wahrscheinlich hat er sich einen Stuhl oder so etwas geholt.« Lyn wischte sich mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht. »Bitte, machen Sie schnell! Wer weiß, was er sonst noch alles angestellt hat.«
    Sie stürzte die Treppe hinunter in sein Zimmer. Er war nicht da. »Tom? Tom, wo bist du? Versteck dich nicht!« Dann stieß sie die Tür zu Neds Zimmer auf. Auch hier war niemand.
    »O mein Gott!« Der Aufschrei ging in einem Schluchzen unter. »Janet, wo ist er?«
    Janet biß sich nervös auf die Unterlippe. »Wo haben Sie die beiden denn zum letztenmal gesehen? Tom wahrscheinlich hier oben, und Ned? Wo war Ned?«
    »Ned sollte in seinem Wagen in der Küche sein.«
    »Nein, da war ich gerade«, sagte Janet. »Der Buggy ist leer.«
    »Er hat fest geschlafen, also habe ich ihn im Wagen liegen gelassen. Er war festgeschnallt. Da konnte ihm doch nichts passieren! Es war ja nur für eine Minute.« Lyn brach wieder in Tränen aus. »O mein Gott!« Sie fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht. »Tom ist weggelaufen und hat sich versteckt, und dann habe ich Geräusche oben auf dem Dachboden gehört. Kichern. Trippeln. Es war Tom. Er muß es gewesen sein, deswegen bin ich hoch, um ihn zu holen. Er darf doch nicht allein dort oben spielen, und überhaupt wollte ich Mittagessen machen.« Schniefend fuhr sie fort: »Ich habe überall nach ihm gesucht. Ich konnte ihn ja hören. Er hat sich irgendwo da oben versteckt. Als ich im hintersten
Speicher war, ist die Tür zugeknallt, dann habe ich gehört, wie der Schlüssel umgedreht wurde. Plötzlich war es absolut still. Ich habe ihn angefleht, ihm alles mögliche versprochen, wenn er mich bloß wieder rausläßt. Aber nichts und niemand rührte sich. Kein Fußgetrappel mehr, kein Kichern. Ich habe sofort durchs Schlüsselloch geguckt – Sie wissen ja, wie groß es ist –, und konnte den ganzen Dachboden sehen. Aber er war nicht da, Janet. Nirgends. Und auch kein Stuhl. Ich hätte es doch gehört, wenn er einen Stuhl über den Boden gezerrt hätte. Er ist doch klein. Er hätte ihn ja gar nicht tragen können.«
    Janet legte ihr einen Arm um die Schultern. »Beruhigen Sie sich, Lyn! Es wird schon alles wieder gut. Wir müssen das Haus noch einmal gründlich durchsuchen. Sie wissen doch, wie gerne Kinder Verstecken spielen. Tom hat sich wahrscheinlich irgendwo verborgen und lacht sich jetzt ins Fäustchen.«
    »Und Ned?« Lyns klägliche Stimme war leise wie ein Flüstern.
    Janet zuckte die Achseln. »Vermutlich hat er Ned irgendwo hingelegt und ist dann gegangen; zum Spielen ist Ned noch zu klein.« Ihre Stimme erstarb, erst nach einer Sekunde fuhr sie fort: »Wir wissen, daß er nicht auf dem Dachboden ist. Jetzt durchsuchen wir dieses Stockwerk, dann gehen wir nach unten. Wir müssen ganz systematisch vorgehen.«
    Das taten sie auch. Sie durchsuchten ein Zimmer nach dem anderen, sahen unter die Betten, hinter die Vorhänge und in die Schränke. Als sie sicher wußten, daß keines der Kinder im oberen Stockwerk war, gingen sie ins Arbeitszimmer hinunter.
    »Keine Spur.« Janet hatte sogar in den Schubladen des Rollbureaus nachgesehen.
    »Der Keller«, flüsterte Lyn. »Wir müssen im Keller nachsehen. «
    Die Tür war zugeschlossen, und der Schlüssel nicht in der Nähe.
    »Sie können unmöglich da unten sein.« Zweifelnd beäugte Janet die Tür.
    »Vielleicht doch. Ich hole den Schlüssel.« Mit dem Schlüssel in der Hand kam Lyn zurück, steckte ihn ins Schloß und öffnete die Tür.

    Der Keller war dunkel. »Hier ist niemand.« Janets Stimme hallte ein wenig, als sie an Lyn vorbei nach dem Schalter tastete und das Licht anknipste.

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