Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
ja?« fuhr sie dann fort.
»Ja.«
»Gut.« Die Erleichterung am anderen Ende war nicht zu überhören.
»Hören Sie …« Luke atmete tief durch und versuchte, sich zu sammeln. »Entschuldigung, vielleicht bin ich etwas begriffsstutzig. Sie wollen mit Joss reden, oder?«
»Ja.« Er konnte ihren belustigten Tonfall hören. »Wenn ich jetzt gleich losfahre, bin ich in etwa eineinhalb Stunden bei Ihnen. Könnten Sie bitte Jim sagen – das heißt, Jimbo – «, wieder lachte sie auf, »daß ich komme? Und sagen Sie Mrs. Grant, daß sie nicht heimkommen soll, bis ich da bin. In Ordnung?«
»Was meinen Sie, nicht heimkommen …«, fuhr Luke empört auf. »Hallo? Sind Sie noch da?« Aber er wußte, daß sie schon aufgelegt hatte; er hatte das Klicken gehört.
Nachdem er sich gewaschen, rasiert und ein sauberes Hemd angezogen hatte, fühlte er sich wie neugeboren. Erst als er durch das Schlafzimmer zur Kommode ging, um nach einem dicken Pullover zu suchen, fiel sein Blick auf das Bett. Es war ordentlich gemacht; die Decke lag obenauf, nirgends war ein Fältchen oder eine Vertiefung zu sehen, und der Boden war makellos sauber. Keine Spur von den Rosen, kein einziges weißes Blütenblatt.
Jimbo kam wie üblich um halb neun und sperrte den Wagenschuppen auf. Luke ging zu ihm und betrachtete das glänzende Chassis, das vor ihnen aufgebockt stand. »Fast fertig.« Jimbos Stimme verriet, wie stolz er darauf war. »Ich hab viel geschafft, während Sie weg waren.«
»Das stimmt.« Luke sah ihn an. »Jimbo, heute morgen hat deine Schwester angerufen. Ich soll dir sagen, daß sie kommt.«
»Nat? Sie kommt? Das ist gut.« Jimbo wich seinem Blick aus. »Ich hab gedacht, sie soll mal mit Joss reden.«
»Das sagte sie auch. Darf ich fragen, worüber?«
Jimbo holte tief Luft. »Über Gespenster. Sie kennt sich aus mit Gespenstern. Sie kann mit ihnen reden. Hat keine Angst vor ihnen.«
»Und du hast Angst vor ihnen?« Luke hatte seine Hände tief in den Jeanstaschen vergraben; er fühlte sich weniger zuversichtlich als sonst.
»Ja, schon. In das Haus setz ich keinen Fuß nich.« Jim lächelte verschämt. »Mir hat’s nie dort gefallen, und jetzt …« Seine Stimme erstarb.
»Und du glaubst, daß Joss und die Kinder in Gefahr sind?«
»Joss nich. Nee. Joss war nie in Gefahr.« Jim trat unbehaglich von einem Bein aufs andere. Dann sah er auf. »Aber ich denke, Sie müssen aufpassen.« Verlegen zuckte er mit den Schultern. »Die mögen Männer nich, die Gespenster in dem Haus. Schauen Sie bloß, was mit dem Herrn Pfarrer Gower passiert ist.«
»Er hat einen Herzschlag erlitten, Jimbo. Das könnte überall passieren.«
»Isses aber nich. Es ist hier passiert.« Damit drehte Jimbo sich zur Werkbank und griff nach einem Schraubenschlüssel. »Und Lyn, die ist auch bei den Goodyears, oder?« erkundigte er sich beiläufig.
»Ja.« Luke nickte. »Sie sind alle dort.«
»Das ist gut.« Jimbo wandte sich mit dem Schraubenschlüssel in der Hand wieder zu Luke. »Denken Sie bloß dran, was mit dem alten Mr. Duncan passiert ist, und mit seinen zwei Jungs. Ich hab gedacht, Nat soll wissen, daß Joss sagt, alles hat wieder angefangen.«
»Und wie kann Nat – Natalie – da helfen?«
»Sie hat immer gesagt, sie könnt was tun«, erklärte er achselzuckend. »Schon als sie klein war. Aber niemand wollt auf sie hören, natürlich nich. Aber jetzt – na ja, sie kennt sich mit solchen Sachen aus. Sie ist ein Medium, wissen Sie.«
»Ah ja.« Luke zog eine Augenbraue in die Höhe. »Ach so.«
Er wußte nicht recht, wie er sich ein Medium vorgestellt hatte – zumindest sollte sie jede Menge Schals, Perlen und in den Ohren riesige Reifen tragen –, aber bestimmt nicht wie die adrette junge Frau im gutsitzenden Kostüm, die rund vierzig Minuten später in ihrem Golf GTI durch den Torbogen fuhr.
»Entschuldigung«, sagte sie und schüttelte Luke die Hand. »Ich konnte doch nicht gleich losfahren, sondern mußte vorher noch im Büro vorbeischauen. Ist Joss hier?«
»Nein. Meine Frau ist noch mit den Kindern bei den Goodyears.«
»Gut.« Natalie blickte über die Schulter zum Haus. »Darf ich mal hineingehen und mich umsehen? Sie brauchen gar nicht mitzukommen. «
Luke zögerte.
»Das is ein bißchen viel verlangt, Nat. Woher soll er wissen, daß du nicht das Haus ausräumst?« wandte Jim ein. »Er kennt dich doch gar nich.«
Luke lachte. »Das Risiko gehe ich ein. Ja, bitte, sehen Sie sich ruhig um.«
Er beobachtete, wie sie
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