Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
hinter sich. Er fuhr herum und spähte nach oben; durch die gedrechselten Geländerpfosten sah er etwas in sein Schlafzimmer huschen. Es war weder Kit noch Kat. Es war eine Frau.
»Joss? Das bist doch du, oder? Komm schon, hör auf mit diesem dummen Spiel! Ich hätte dich beinahe mit dem Kerzenleuchter erschlagen.« Zwei Stufen auf einmal nehmend, rannte er ins Schlafzimmer.
Sie lag im Bett, im dämmrigen Licht der Nachttischlampe, eine undeutliche Gestalt unter der Decke. Er lächelte, und eine Woge der Erleichterung durchflutete ihn. »Mein Gott, jetzt hast du mich wirklich zum Narren gehalten! Ich habe schon gedacht, es wäre dein Geist.« Er stellte den Leuchter ab und ging zum Bett. »Joss? Jetzt komm, du brauchst dich nicht mehr zu verstecken. « Damit zog er die Decke vom Bett.
Es war leer.
»Joss?« Seine Stimme wurde schrill. »Joss, verdammt noch mal, jetzt hör auf mit diesem Unsinn!«
Er blickte hinter die Bettvorhänge und sah unter dem Bett nach.
»Joss, wo bist du?« Langsam suchte er alle Ecken des Zimmers ab. »Joss!« Mittlerweile waren seine Hände schweißnaß. »Jetzt reicht’s! Genug mit diesen Scherzen.« Er ging rückwärts zur Tür, warf noch einen letzten Blick über die Schulter zurück und rannte nach unten.
In der Küche ließ er sich auf den Stuhl am Kopfende des Tisches fallen und legte das Gesicht in die Hände. Was, in Gottes Namen, war bloß los mit ihm? Er drehte durch, er wurde verrückt. Er fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und blieb einen Augenblick still sitzen, starrte auf die Tür und erwartete beinahe, jeden Moment jemanden hereintreten zu sehen.
Erst nach einigen Sekunden stand er auf, ging zum Herd und öffnete die Tür des Brennraums. Die Kohlen glühten noch, und er streckte seine Hände in die behagliche Wärme, die sie verbreiteten. Es kam überhaupt nicht in Frage, daß er wieder zu Janet ging! Er würde sich nicht aus dem Haus jagen lassen von frechen Mädchen, die ihm einen Streich spielen wollten, und auch nicht von etwas anderem.
Stirnrunzelnd überlegte er, was dieses andere sein könnte. Einen Augenblick gingen ihm Joss’ Entsetzen und Pauls Warnung durch den Kopf, doch dann schob er den Gedanken ärgerlich beiseite. Das war absoluter Unsinn. Er hatte sich von ihrer
Angst anstecken lassen, das war alles. Aber damit war jetzt Schluß. Er würde im Haus bleiben, und damit basta.
Kurz fühlte er sich versucht, in den großen Saal zu gehen und seine Absicht lauthals jedem Gespenst, Geist oder Dämon zu verkünden, der in den Ecken lauern könnte, aber dann entschied er sich dagegen. Die Nacht gut zu schlafen – oder was von der Nacht noch übrig war; mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, daß es schon weit nach eins war – war wesentlich sinnvoller, und morgen früh würden die anderen wieder hier sein.
Als er am Küchentisch saß, mit einem Becher heißer Schokolade vor sich, schloß er die Finger um die wohlige Wärme der Tasse und starrte geistesabwesend vor sich hin; er merkte, daß ihm die Augen zufielen und sein Kopf vornübersank. Ein- oder zweimal riß er ihn hoch und beschloß, aufzustehen und nach oben ins Bett zu gehen, aber jedesmal lehnte er sich zurück, trank von der Schokolade und zog es vor, noch ein paar Minuten in der Wärme des Herdes sitzen zu bleiben.
Das Läuten des Telefons riß ihn aus dem Schlaf. Verwirrt sah er sich um und stellte fest, daß er noch in der Küche saß. Mit einem Blick auf die Uhr bemerkte er, daß es fast sieben Uhr war. Draußen herrschte noch völlige Dunkelheit. Er tastete nach dem Telefon und nahm den Hörer ab.
»Mr. Grant?« Er kannte die Stimme nicht. Es war eine Frau mit dem weichen Akzent der Region.
Er brummte zustimmend und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sein Gaumen fühlte sich ausgedörrt und pelzig an.
»Mr. Grant, ich bin Natalie Cotting, Jims Schwester.«
»Jim?« Einen Augenblick wußte Luke nicht, von wem sie sprach. »Ach, Jimbo?«
Am anderen Ende der Leitung erklang ein amüsiertes Lachen. »Jimbo, genau. Hat er Ihnen gesagt, daß er mit mir gesprochen hat?«
»Nein, das hat er nicht. Wollen Sie mit ihm sprechen?«
»Nein. Es tut mir leid, daß ich so früh anrufe, aber ich habe mir gedacht, daß ich heute kommen sollte, wenn ich mir den Tag freinehmen kann. Ist Ihre Frau da, Mr. Grant?«
»Joss? Nein.« Verwirrt schüttelte er den Kopf. »Sie verbringt die Nacht bei einer Nachbarin.«
»Ah so.« Es folgte eine kurze Pause. »Und die Kinder? Sie sind bei ihr,
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