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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Liste. »Mum will dir nicht im Weg sein, aber eigentlich würde sie gerne bis Weihnachten hierbleiben. Sie könnte dir helfen, das Haus herzurichten. «
    »Ich weiß. Sie ist wunderbar. Ich würde mich freuen, wenn sie bleibt. Eigentlich hätte ich gerne, daß ihr alle bleibt, wenn ihr wollt.«
     
    »Also, was meinst du jetzt?« Luke legte seinen Arm um Joss’ Schultern. Sie hatten ein kleines Feuer in Gang gesetzt und schauten in die Flammen, wo die trockenen Holzscheite prasselten. Lyn, Alice und Joe waren alle schon ins Bett gegangen; der Tag hatte sie erschöpft.
    »Es ist wirklich wie ein Traum, der in Erfüllung ging.« Joss stützte einen Ellbogen gegen den massiven Eichenbalken, der quer über den riesigen Kamin verlief. »Ich finde, wir sollten den
Baum hier aufstellen. Einen gigantischen Baum mit ganz vielen Lichterketten.«
    »Hört sich gut an.«
    »Tom wird aus dem Häuschen sein. Letztes Jahr war er noch zu klein, um mitzubekommen, was los war.« Joss lächelte. »Hast du gehört, wie er zu Dad gesagt hat: ›Tom Papier hierhin‹? Er ist richtig wütend geworden und hat es genauso schnell wieder aus dem Sack herausgezogen, wie Dad es hineingestopft hat.«
    »Zum Glück hat es deinem Vater Spaß gemacht.« Luke verzog das Gesicht. »Es muß für sie sehr seltsam sein, zu wissen, daß dieses Haus deinen wirklichen Eltern gehört hat.«
    »Seltsam für sie!« Joss schüttelte heftig den Kopf, als müßte sie ihre Gedanken ordnen. »Dann überleg dir mal, wie es erst für mich ist. Mir fällt es sogar schwer, Dad noch Dad zu nennen. Beinah habe ich das Gefühl, als würde mein anderer Vater mir zuhören.«
    Luke nickte. »Ich habe meine Eltern angerufen, als du oben warst. Nur um ihnen zu sagen, daß wir hier sind.«
    »Wie geht es ihnen denn? Wie gefällt ihnen das Leben in Chicago? « Joss wußte, wie sehr Luke seine Eltern vermißte, vor allem seinen Vater. Geoffrey Grants einjähriger Studienurlaub in den Staaten schien sich endlos hinzuziehen.
    »Es geht ihnen wunderbar. Anfang des Sommers sind sie wieder hier.« Er hielt inne. Er und Joss hatten geplant, sie in Amerika zu besuchen. Das kam jetzt natürlich nicht mehr in Frage. »Sie können es gar nicht erwarten, das Haus zu sehen, Joss. Es ist schwer, es am Telefon zu beschreiben.« Er lachte auf.
    »Das ist wahr!« stimmte Joss lächelnd zu und verfiel dann in nachdenkliches Schweigen.
    »Hast du noch mal nach dem Schlüssel für den Schreibtisch im Arbeitszimmer gesucht?« Luke stieß mit der Spitze seines Turnschuhs gegen die Holzscheite und beobachtete zufrieden, wie die Funken vor den verrußten Steinen an der Rückwand des Kamins aufstoben.
    »Ich habe keinen Fuß in das Zimmer gesetzt, seitdem wir heute morgen angekommen sind.« Sie richtete sich auf. »Jetzt genehmige ich mir einen Schluck von Janet Goodyears Mitbringsel und schau mich mal um, während du badest.«

     
    Das Zimmer war kalt, die Fenster schwarze Spiegelbilder der Nacht. Schaudernd stellte Joss ihr Glas auf einem der kleinen Tische ab, um die Läden zu schließen und die schweren Brokatvorhänge zuzuziehen. Die Tischlampe warf ein trübes Licht auf den Teppich und den verwaisten Nähkorb. Mit einem Kloß im Hals betrachtete Joss ihn und stellte sich vor, wie ihre Mutter mit dieser kleinen, filigranen Schere geschnitten und sich den silbernen Fingerhut auf ihren Mittelfinger gesteckt hatte. Zögernd probierte sie ihn an. Er paßte.
    Am Boden des Nähkorbs, unter den Garnen und Stickseiden versteckt, lag ein kleiner, verzierter Schlüssel. Joss wußte instinktiv, daß er zum Rollbureau gehörte.
    Sie knipste die Schreibtischlampe an und starrte auf die vielen kleinen, ordentlich gefüllten Fächer, die beim Öffnen zum Vorschein kamen. Joss wußte sofort, daß der Sekretär ihrer Mutter und nicht ihrem Vater gehört hatte. Nach einem Schluck Whiskey nahm sie ein Bündel Briefe zur Hand und löste mit einer Mischung von Schuldgefühl und Aufregung die Schleife, mit der es zusammengebunden war.
    Die Briefe waren alle an ihre Mutter adressiert und stammten von einer Frau namens Nancy. Joss überflog die Zeilen und fragte sich, wer Nancy wohl gewesen war. Eine gute Freundin und offenbar eine Klatschbase, die in Eastbourne gelebt hatte. Die Briefe sagten nichts über ihre Mutter aus, aber jede Menge über die unbekannte Nancy. Mit einem nachsichtigen Lächeln bündelte Joss die Kuverts wieder und steckte sie an ihren Platz zurück.
    Da waren Füller und ein Tintenfaß,

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