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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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betrachtete traurig das Insekt. Wenn sie es in die Kälte hinausließ, würde es sterben.
    Dieses Mal kam das Gelächter vom anderen Ende des Dachbodens, ein klingendes, fröhliches Gelächter, und dann wieder Schritte. Tom lachte. »Jungen sehen«, forderte er. »Tom Jungen sehen.«
    »Mummy möchte die Jungen auch sehen«, stimmte Joss zu. Sie bückte sich, um ihn auf den Arm zu nehmen, und überließ den Schmetterling seinem Schicksal. Dann öffnete sie die Tür zum nächsten Raum. »Sie dürfen nicht hier sein. Wir müssen ihnen sagen, daß sie zum Mittagessen nach Hause …« Sie brach ab. Dieser Raum, der letzte des Speichers, war größer als die anderen. Aus den hohen Fenstern am Ende konnte Joss in den Hof sehen, wo Luke vor den weit geöffneten Garagentüren mit einem Fremden sprach. Joss wirbelte herum. »Wo sind die ungezogenen Bengel hin?«
    »Ungezogene Bengel weg.« Tom klang traurig; Tränen standen ihm in den Augen. Es gab keinen Zweifel, von hier waren die Kindergeräusche gekommen, aber der Raum war leer; im Gegensatz zu den anderen Zimmern stand hier nicht einmal Gerümpel herum. Die alten, verzogenen Dielen waren mit Staub bedeckt, in dem kein einziger Fußabdruck zu sehen war.
    »Tom, jetzt gehen wir nach unten.« Sie fühlte sich unbehaglich. »Wir kochen Kaffee für Daddy, und dann kannst du ihn holen. « Plötzlich wollte sie diese verborgenen Kinder doch nicht sehen.
     
    Drei Tage später, am Morgen ihrer ersten informellen Abendgesellschaft, öffnete Luke die Tür zum Keller und schaltete das Licht an. Er hatte Joss vom Putzen weggelockt; Tom schlief oben in seinem Zimmer. »Komm, schauen wir uns doch mal die Weinvorräte an. Vielleicht finden wir ja einen guten Tropfen für heute abend.«
    Er lief die knarzenden Stufen vor ihr hinab und sah sich um. Es war kalt hier, und in der Luft hing ein starker Modergeruch. Bei der ersten Inspektion vor einigen Tagen hatte er erfreut festgestellt, daß im Keller eine große Menge Wein lagerte; Regale mit Flaschen, Kisten und Kartons stapelten sich den ganzen Keller
entlang bis in die Dunkelheit eines zweiten, dahinterliegenden Gewölbes. »Joss?« Er drehte sich nach ihr um.
    Joss stand oben am Treppenabsatz.
    »Joss, kommst du? Hilf mir beim Aussuchen.«
    »Tut mir leid, Luke. Nein.« Sie trat einen Schritt zurück, unfähig, ihr plötzliches Widerstreben zu erklären. »Ich stelle den Kessel an oder so.«
    Er starrte sie an. »Joss? Was ist denn los?« Aber sie war schon verschwunden. Achselzuckend wandte er sich dem ersten Weinregal zu. Offensichtlich war Joss’ Vater ein Kenner gewesen. Luke erkannte einige der Jahrgänge, aber irgendwann sollte sich ein Fachmann hier umsehen. Vielleicht konnte David Tregarron ihm helfen, wenn er zu Besuch kam. Davids Vorliebe für guten Wein, die noch größer war als seine Liebe für Geschichte, hatte in Joss’ Lehrerzimmer immer wieder für Gesprächsstoff gesorgt. Luke schauderte. Es war wirklich kalt hier unten – gut für den Wein, natürlich, aber nicht für Menschen. Während er die Hand nach einer Flasche ausstreckte, hielt er plötzlich mitten in der Bewegung inne und drehte sich um. Er dachte, er hätte aus einer Ecke des Kellers irgendwo hinter den Regalen etwas gehört. Er lauschte und strengte sich an, in den dunklen Nischen, die von der einzigen Glühbirne nicht erhellt wurden, etwas zu erkennen. Er konnte nichts mehr hören.
    Befangen fragte er: »Joss? Bist du noch da oben?« Seine Stimme klang sehr hohl. Es kam keine Antwort.
    Er wandte sich wieder dem Weinregal zu und versuchte, sich auf die Flaschen zu konzentrieren, aber immer wieder horchte er auf und starrte in die dunklen Ecken. Schließlich griff er mehr oder minder wahllos zwei Flaschen, warf schaudernd einen letzten Blick zurück und sprang dann die Treppen hinauf. Erleichtert warf er die Kellertür hinter sich zu und drehte den Schlüssel um. Dann lachte er laut auf. »Du Dummkopf! Was glaubst du denn, was da unten sein könnte!« Als er in die Küche kam und die Flaschen auf den Tisch stellte, hatte er sich wieder gefaßt.
    Roy und Janet Goodyear und die Fairchilds trafen gemeinsam um punkt acht Uhr zum Essen ein. Sie kamen zur hinteren Tür herein und drängten sich bewundernd in die Küche.

    »Sie haben ja wirklich alles wunderschön hergerichtet«, sagte Roy Goodyear, als sie nach einem Rundgang durch das Haus in die Küche zurückkehrten. »Jetzt sieht es so nett und bewohnt hier aus.« Joss folgte seinem Blick. Es sah

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