Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
Gebäude«, berichtete Janet nachdenklich. »Ich glaube, schon seit römischer Zeit. Häuser, die eine derart lange Geschichte haben, wirken immer ganz besonders faszinierend. Sie ziehen Legenden an. Das heißt nicht, daß es notwendigerweise etwas gibt, wovor man sich fürchten muß. Schließlich hat Laura jahrelang mehr oder weniger allein hier gelebt, und ich glaube, ihre Mutter auch, nachdem ihr Mann gestorben war.«
Meine Angst macht ihn stärker.
Die Worte, die Joss durch den Kopf gingen, löschten die Unterhaltung der anderen einen Moment völlig aus. Ihre Mutter war von panischer Angst erfüllt gewesen, als sie alleine hier gelebt hatte.
»Dann war das Haus also schon sehr lange im Besitz der Familie ?« Luke servierte den Gästen Rosenkohl.
»Ungefähr hundert Jahre. Mindestens, vielleicht auch länger. In der Kirche hängen Gedenktafeln, auf denen die Bewohner vom Herrenhaus verewigt sind. Aber ich glaube nicht, daß sie alle den gleichen Namen haben, wie es sonst üblich ist.« Roy zuckte die Achseln. »Sie sollten sich mal mit einem der Historiker hier im Ort unterhalten. Die wissen sicher darüber Bescheid. Zum Beispiel Gerald Andrews. Er lebt jetzt in Ipswich, aber früher hat er jahrelang hier im Dorf gewohnt, und ich glaube, er hat eine Broschüre über Belheddon geschrieben. Ich kann Ihnen seine Telefonnummer geben.«
»Sie sagten, meine Mutter hätte praktisch allein hier gelebt«, sagte Joss nachdenklich. Da mittlerweile alle Gäste bedient worden waren, setzte sie sich ebenfalls und faltete ihre Serviette auseinander. »Dann hatte sie also keine Gesellschafterin?«
Heute kam er wieder, ohne Warnung und ohne Gnade.
Diese Worte hatten sich in ihr Gehirn eingebrannt. Für Joss beschworen sie eine einsame, gequälte Frau herauf, die in dem großen, leeren Haus von einer entsetzlichen Angst gequält wurde.
»Ich glaube, sie hatte mehrere, aber keine blieb sehr lange, und zum Schluß lebte sie ganz allein hier. Außer Mary Sutton natürlich, die immer engen Kontakt zu ihr hatte. Aber ich glaube nicht, daß es Laura etwas ausmachte, allein zu sein, oder, Janet? Sie ist jeden Tag mit ihrem Hund ins Dorf gegangen, und sie hatte oft Besuch. Sie war ganz bestimmt keine Einzelgängerin. Gäste aus London, und dann gab’s natürlich noch den Franzosen.«
»Den Franzosen?« Luke zog die Augenbrauen hoch. »Das klingt ja aufregend.«
»Das war es auch.« Janet lächelte. »Aber ich weiß nicht, ob es stimmt. Im Dorf gingen Gerüchte um, aber letztlich dachten alle, daß sie wegen ihm nach Frankreich gegangen ist. Sie war eine sehr attraktive Frau.«
»Wie ihre Tochter!« Roy hob galant das Glas.
Joss warf ihm ein Lächeln zu. »Und als sie wegging, blieb das Haus leerstehen?«
»Ja. Die Leute fanden es schrecklich. Schließlich war – ist – das Herrenhaus zusammen mit der Kirche das Herz des Dorfes. Haben Sie sich schon mit Mary Sutton unterhalten?«
Joss schüttelte den Kopf. »Jedesmal, wenn ich im Dorf bin, klopfe ich bei ihr an, aber sie macht nie auf. Vielleicht ist sie weggefahren ?«
Die vier Gäste tauschten Blicke aus. Sally Fairchild zuckte mit den Schultern. »Das ist seltsam. Sie ist hier, und sie ist auch nicht krank. Sie war gestern im Laden. Vielleicht öffnet sie Fremden nicht die Tür. Das nächste Mal, wenn ich sie sehe, rede ich mit ihr und erkläre ihr, wer Sie sind. Sie müssen unbedingt mit ihr sprechen. Sie hat jahrelang hier gearbeitet. Wahrscheinlich erinnert sie sich noch an Ihre Mutter als Kind.«
»Und wahrscheinlich würde sie sich an den Teufel erinnern, wenn sie ihm leibhaftig begegnet wäre.« Joss äußerte diese Bemerkung mit unbeabsichtigter Ernsthaftigkeit.
»Joss … «, sagte Luke warnend.
»Meine Liebe, ich habe Sie beunruhigt.« Alan blickte reumütig drein. »Achten Sie nicht auf mich. Es ist ein dummes Märchen. Man sollte es nur spätabends vorm Kamin erzählen, wenn man mindestens den dritten Brandy intus hat. Solche Sachen darf man nicht ernst nehmen.«
»Ich weiß.« Joss zwang sich zu einem Lächeln. »Es tut mir leid. Ich wollte nicht so bedeutsam klingen.« Sie griff nach ihrem Weinglas und drehte es zwischen den Fingern. »Wahrscheinlich haben Sie Edgar Gower gekannt, als er hier lebte?« Sie richtete die Frage an Roy.
Er nickte. »Ein witziger Mensch, dieser Edgar. Eine richtige Persönlichkeit! Er hat Ihre Mutter auch sehr gut gekannt.«
»Von ihm habe ich den Namen des Anwalts«, erklärte Joss. »Durch ihn habe ich von Belheddon
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