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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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König kommt!«
    Die Aufregung im Haus steigerte sich ins Fieberhafte.
    Katherine verzog das Gesicht, als ihre Mutter die Bürste zur Hand nahm und ihr damit durch die zerzausten Locken fuhr. »Sei lieb zu ihm, Kind.« Ihre kalten Lippen lagen dicht an Katherines Ohr.
    Der Sohn des Grafen war eine gute Partie, aber der König war noch besser.

    »Sei lieb. Vergiß nicht, der Wunsch deines Königs ist dir Befehl!«
    »Das ist fast zuviel auf einmal.« Joss lachte verlegen auf. »Es ist faszinierend. Mir gefällt vor allem die Verbindung mit Edward IV. Mein Buch spielt doch in den Rosenkriegen, da kann ich gleich hier nachforschen.« Dann schüttelte sie wieder den Kopf. Kurz fragte sie sich, ob auch David das seltsame Echo gehört hatte, das die leeren Räume im Haus zu füllen schien.

14
    T om stand weinend in der Küche und zerrte ärgerlich an Lyns langem Karorock. »Hochnehmen!« forderte er. Als sie ihn ignorierte, stampfte er mit seinem kleinen Fuß auf und schrie noch lauter.
    Joss runzelte die Stirn. Sie kam gerade mit einem Berg Wäsche im Arm herein; Lyn war am Telefon. »Lyn?«
    Toms Heulen wurde immer schriller.
    Entnervt wandte sich Lyn von ihm ab und hielt sich mit einer Hand das Ohr zu, das sie nicht gegen den Hörer preßte. »Hör mal, ich kann jederzeit kommen«, sagte sie zu der Person am anderen Ende der Leitung. »Du weißt, daß das kein Problem ist. Und ich komme wirklich gerne.« Unsanft schob sie Tom zu seinem Spielzeug, und sein Kreischen wurde doppelt so laut.
    Joss ließ die Wäsche vor der Waschmaschine fallen, bückte sich zu Tom und schloß ihn in die Arme. »Laß Tante Lyn in Ruhe, wenn sie telefoniert.« Dann sah sie zu ihrer Schwester. »Sprichst du mit Mum?« fragte sie flüsternd.
    Lyn nickte.
    »Wie geht es ihr? Kann ich mit ihr sprechen?«
    Aber Lyn legte gerade auf. »Es geht ihr ganz gut.«
    »Das glaube ich nicht! Ich wollte mit ihr reden.«
    »Dann ruf sie doch selbst an«, antwortete Lyn bissig. »Tom hat sich dermaßen aufgeführt, daß ich mein eigenes Wort nicht verstehen konnte.«

    »Du weißt doch, daß er es nicht mag, wenn wir telefonieren«, erklärte Joss. »Er will doch nur Aufmerksamkeit, er kann es nicht leiden, wenn wir ihn nicht beachten. Die Phase machen alle durch.«
    »Ich hoffe bloß, daß sie nicht lange dauert!« Mißmutig blickte Lyn auf den Wäscheberg. »Wahrscheinlich willst du, daß ich den Haufen in die Maschine stopfe.«
    Joss’ Augen verengten sich. Der Widerwille in Lyns Stimme war unüberhörbar.
    »Nein, ich mach das schon. Was ist los, Lyn?«
    »Dir ist das mit Mum völlig egal, stimmt’s? Du denkst überhaupt nicht an sie. Wann hast du sie zum letztenmal angerufen? Sie hat gesagt, sie hätte seit Tagen nichts von dir gehört!«
    »Lyn …«
    »Nein. Dir ist wirklich alles egal geworden, ehrlich. Du willst sie einfach vergessen. Deine neue Familie ist so viel spannender. Wir waren ja nie gut genug für dich!« Lyn stürmte ans Fenster und blickte mit verschränkten Armen hinaus.
    »Das stimmt nicht! Du meine Güte, was ist bloß los mit dir?« Joss mußte lauter sprechen, weil Tom, verschreckt von Lyns Ton, jetzt gellend schrie. Joss nahm ihn auf die Hüfte. »Lyn, was ist los? Hat Mum etwas gesagt? Weiß sie, was ihr fehlt?«
    Lyn schüttelte den Kopf, ohne zu antworten.
    »Ist es Krebs, Lyn?« fragte Joss erschrocken und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    Lyn zuckte jämmerlich die Achseln.
    »Wenn du zu ihr fahren willst, dann tu’s«, sagte Joss mit sanfterer Stimme. »Du mußt nicht hierbleiben, das weißt du.«
    »Du brauchst mich aber«, widersprach Lyn schniefend.
    »Das stimmt. Und Luke und ich freuen uns sehr, daß du bei uns bist, Lyn. Aber wenn du unglücklich bist…«
    »Ich liebe Tom.«
    Joss lächelte. »Das weiß ich. Und ich liebe Mum und Dad. Ich habe sie immer geliebt, und das wird immer so bleiben. Du darfst nicht glauben, daß ich sie nicht liebe. Und ich habe Mum gestern nur deswegen nicht angerufen, weil ich keine Zeit hatte …«
    »Keine Zeit, um zwei Minuten am Telefon zu reden?« Lyn starrte immer noch zum Fenster hinaus.

    »Das heißt doch nicht, daß ich sie nicht mehr liebe, Lyn.«
    »Das glaubt sie aber.«
    »Bestimmt nicht!« Plötzlich wurde Joss wütend. »Und das weißt du auch.« Sie wandte sich ab und setzte Tom kurzerhand vor einem Haufen bunter Bauklötze auf den Boden. Dann stopfte sie den Wäscheberg in die Maschine und griff nach dem Waschmittel.
    »Joss, morgen kommt sie ins Krankenhaus.«

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