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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Schlafgemächer und den großen Saal als Mittelpunkt des Hauses. Mit schwirrendem Kopf folgte Joss ihm und wünschte immer wieder, sie hätte einen Kassettenrecorder, um das enzyklopädische Wissen dieses Mannes festzuhalten. Als sie ihm das sagte, lachte er. »Ich komme gerne wieder, wenn ich darf. Dann können wir alles aufschreiben. Ja, und jetzt der Keller.« Sie standen am unteren Absatz der Haupttreppe, und seine Nasenflügel bebten wie die eines Hundes, der ein Kaninchen wittert. »Dort finden wir vielleicht Überreste eines frühen Gewölbes.«
    Joss deutete auf die Tür. »Da unten. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich nicht mitkomme? Ich bin klaustrophobisch.« Als sie seinen prüfenden Blick bemerkte, lachte sie selbstironisch.
    »Wird es Ihnen zuviel, Mrs. Grant? Ich weiß schon, ich kann endlos reden. Meine Frau habe ich damit auf die Palme gebracht. Aber bei solchen Dingen werde ich immer ganz aufgeregt.« Er hatte bereits ungeschickt den Schlüssel umgedreht, die Tür geöffnet und den Lichtschalter angeknipst. Sie sah ihm zu, wie er mühsam die steilen Stufen hinabstieg, und ging dann ins Arbeitszimmer. Dort wartete sie am Fenster und sah über den Rasen hinaus. Stunden schienen zu vergehen. Beunruhigt blickte sie auf ihre Uhr. Von der Küche drang durch den großen Saal der Geruch von Zwiebeln und Knoblauch herüber. Lyn machte wohl schon das Mittagessen, während Tom im Fernsehen die Sesamstraße ansah. Aus dem Keller war nichts zu hören. Sie ging zur Tür und starrte ängstlich die Stufen hinab. »Mr. Andrews?«
Es kam keine Antwort. »Mr. Andrews?« Plötzlich hatte sie ein beklommenes Gefühl in der Brust. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie spürte die kalte Luft, die zu ihr heraufstieg. Es roch feucht und modrig und irgendwie sehr alt. Schaudernd legte sie eine Hand auf das rissige Holz des Geländers und beugte sich vor, um in den vorderen Keller zu sehen. »Mr. Andrews?« Die Treppe war sehr steil und aus altem, splitterigem Holz. Widerwillig setzte sie ihren Fuß auf die oberste Stufe. »Mr. Andrews, ist alles in Ordnung?« Die nackte Glühbirne verstrahlte ein grelles Licht, das schwarze Schatten von den Weinregalen auf den Boden warf. »Mr. Andrews?« Mittlerweile zitterte ihre Stimme vor leiser Panik. Sie umklammerte das Geländer und kroch zwei weitere Stufen hinab. Hier war Georgie hinuntergefallen, über diese Stufen war sein kleiner Körper hinabgestürzt, um unten als zusammengeknäultes Häuflein liegenzubleiben. Sie verbannte den Gedanken aus ihrem Kopf und zwang sich, eine Stufe nach der anderen hinabzusteigen. Plötzlich bewegte sich etwas an der Wand neben ihr. Furchterstarrt blieb sie stehen, bis sie schließlich eine kleine braune Eidechse sah, die über die Mauer lief. Das Reptil starrte sie an und verschwand dann mit einem Schwanzzucken durch einen Spalt in die Dunkelheit hinter der Wand.
    »Mrs. Grant, sehen Sie sich das bloß an!« Die laute, aufgeregte Stimme dicht hinter ihr ließ Joss mit einem Aufschrei herumfahren. »Ach du meine Güte, das tut mir leid. Habe ich Sie erschreckt?« Gerald Andrews erschien in dem Steinbogen, der zum nächsten Keller führte. »Schauen Sie sich das mal an! Da hinten ist ein perfektes mittelalterliches Gewölbe. Sehr frühes Mittelalter. Ach, ich wünschte, ich hätte das gewußt, als ich das Buch schrieb. Damit geht der Ursprung des Hauses auf das dreizehnte oder vierzehnte Jahrhundert zurück…« Er war bereits durch den Bogen getreten und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
    Joss holte tief Luft und ging dann an den verstaubten Weinflaschen vorbei, die in der nächsten Woche vom Weinfachmann von Sotheby’s begutachtet werden sollten. Schließlich blickte sie zu den steinernen Bögen des zweiten Kellers hoch.
    »Sehen Sie, wir sind hier unter dem großen Saal. Eine Gruft aus Feuerstein, das gleiche Baumaterial wie in der Kirche.« Vor
Aufregung stotterte Gerald Andrews beinahe. »Und die Steinmetzarbeiten, hier, auf dem Schlußstein und den Kragsteinen.« Er strahlte sie an. »Sie haben einen wahren Schatz hier, Mrs. Grant, einen unglaublichen Schatz. Wenn ich mich nicht täusche, ist dieses Gewölbe sechs- oder siebenhundert Jahre alt.«
    »Siebenhundert Jahre?« Angesichts seiner wachsenden Begeisterung verflüchtigte sich ihre Angst. Sie rieb sich die Arme, um warm zu werden.
    Nickend klopfte er auf die Mauern. »Darf ich einen Kollegen mitbringen und ihm das zeigen? Und jemanden von der Abteilung für historische Gebäude? Es ist wirklich

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