Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman
wie Diamanten funkeln ließ.
»Wir haben gehofft, daß du es nicht bemerken würdest.«
»Jetzt sag mir nicht, daß ich es ignorieren soll. Oder soll ich vielleicht glauben, daß es reiner Zufall ist?«
»Was sonst?« Seine Stimme klang düster.
»In der Tat – was sonst«, wiederholte sie tonlos. Sie ging zum Sessel und ließ sich hineinfallen.
»Joss, hast du Luke davon erzählt?« David folgte ihr zum Kamin und stand mit dem Rücken zum Feuer vor ihr.
»Ich habe versucht, ihm von den Tagebüchern und Briefen zu erzählen, aber er wollte nichts davon hören. Und du hast mir doch gesagt, daß ich ihm meine Erbschaft nicht ständig vor Augen halten soll. Wie soll ich ihm da sagen, daß auf dem Haus ein Fluch liegt?«
»Das stimmt auch nicht. Ganz sicher nicht.« Gegen seinen Willen erschauderte er.
»Wirklich nicht? Weißt du, wie viele Unfälle im Lauf der Jahre hier passiert sind? Im Lauf der Jahrhunderte? Aber nie ist einer Frau etwas zugestoßen. Nie. Immer nur Männern. Meine Brüder, mein Vater, mein Großvater – nur mein Urgroßvater ist dem entgangen, und warum? Weil er es kommen sah. Er schrieb in sein Tagebuch, daß es … es ihn als nächsten holen würde.« Ihre Stimme war lauter geworden. Plötzlich ließ sie sich im Sessel zurückfallen. »Vielleicht hat es ihn wirklich geholt. Wir wissen nur, daß er verschwunden ist. Aber ob er weggelaufen oder ihm etwas Schreckliches zugestoßen ist – das ist völlig unklar. Vielleicht hat es, was immer es ist, ihn im Wald oder auf einem Feldweg angefallen, oder im Garten, und seine Leiche wurde einfach nie gefunden.«
»Joss, hör auf.« David setzte sich auf die Armlehne ihres Sessels und nahm ihre Hand. »Das ist lächerlich. Es ist Zufall. Es muß Zufall sein.«
»Warum wolltest du dann, daß ich das Haus verkaufe?«
Er lächelte kläglich. »Weil in jedem von uns, so rational und phantasielos dieser Jemand auch sein mag, ein kleiner, heimtückischer Hang zum Aberglauben lauert.«
»Und der besagt, daß der Teufel in Belheddon lebt.« Ihre Stimme war sehr kleinlaut.
David lachte. »Aber nein, das habe ich nicht gesagt. Nicht der Teufel. Ich glaube nicht an den Teufel.«
»Das beweist noch lange nicht, daß es ihn nicht trotzdem gibt.«
»Das stimmt. Aber mit der Theorie kann ich gut leben. Nein,
was hier passiert, hat verschiedene Ursachen. Tragische Unfälle, wie bei deinen Brüdern und deinem Vater – das sind alles Dinge, die in jeder Familie passieren können, Joss. Und in der Vergangenheit gab es vielleicht noch andere Faktoren. Möglicherweise war das Wasser verseucht, und die Keime waren für Jungen schädlicher als für Mädchen; vielleicht gab es in der Familie ein an das Geschlecht gebundenes Gen, wodurch die männlichen Kinder schwächer und anfälliger waren.«
»Ein ans Geschlecht gebundenes Gen, wodurch die männlichen Kinder anfälliger dafür waren, in den Teich zu fallen?« Joss lächelte gezwungen. »Das klingt nicht sehr überzeugend, David.«
»Nein, aber es ist ebenso plausibel wie jede andere Theorie.«
Hinter ihnen ging die Tür auf, und Luke steckte den Kopf herein. Sein Blick wanderte sofort zur Armlehne, wo Davids Hand auf Joss’ Fingern lag. »Aha, ich störe«, sagte er mit eisiger Stimme.
»Nein, Luke. Nein.« Joss schob sich aus dem Sessel hoch, und David stand auf. »Hör zu. Ich muß dir etwas sagen. Bitte – hör mir zu.«
Er kam herein und schloß die Tür hinter sich. Sein Gesicht war leichenblaß. »Ich weiß nicht, ob ich das hören will.«
»Aber ich will, daß du mir zuhörst. Es gibt etwas, das du wissen mußt. Ich habe versucht, es dir zu sagen, aber…« Hilfesuchend blickte sie zu David hin. »Es hat mit dem Haus zu tun. Wir glauben – ich glaube, daß ein Fluch auf dem Haus liegt.«
»Also bitte.« Luke schob sie von sich. »Nicht das schon wieder. Ich habe noch nie einen solchen Schwachsinn gehört. Ein Fluch! Das hat uns gerade noch gefehlt. Vielleicht hast du vergessen, daß wir hier wohnen müssen. Du kannst das Haus nicht verkaufen. Das war eine der Bedingungen im Testament deiner Mutter. Wenn du wegziehen willst, verlieren wir es. Wir haben kein Geld und keine Arbeit. Hier kann ich was tun. Du kannst deine Geschichten schreiben. Lyn und deine Eltern können uns besuchen, wann immer sie wollen. Sogar für deine Freunde ist hier Platz.« Er warf David einen haßerfüllten Blick zu. »Ich muß schon sagen, David, ich bin überrascht, daß du sie bei diesem ganzen Mist noch
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