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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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Schreibtisch hinüber.
    »Luke, sag ihr, daß sie es mir sagen soll!« Joss’ Stimme war tränenerstickt.
    Luke starrte sie entgeistert an. »Joss! Was ist bloß los mit dir? Wir waren uns doch einig, daß es uns egal ist, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird.«
    »Aber mir ist es nicht egal. Ich will es wissen«, beharrte sie.
    Die Röntgenärztin hatte sich ihre Nickelbrille aufgesetzt und blickte über den Rand hinweg zu Joss. »Mrs. Grant, ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich es nicht weiß.« Stirnrunzelnd stand sie auf und warf die Brille auf den Tisch. »Sie sollten sich nicht so aufregen, das ist nicht gut für Sie. Gar nicht gut.«
    Schweigend machten Luke und Joss sich auf die Heimfahrt. Erst, als sie den Stadtrand erreichten, fragte er: »Jetzt erzähl mal, Joss, was ist denn los? Sie hat doch gesagt, daß mit dem Baby alles in Ordnung ist.«
    »Ich muß es wissen, Luke. In London würden sie es mir sagen, ganz bestimmt. Verstehst du denn nicht? Wenn es ein Junge ist, ist er in Gefahr …«
    »Nein!« Luke trat abrupt auf die Bremse. »Joss, jetzt reicht’s. Ich will nichts mehr davon hören. Das ist verrückt. Tom ist nicht in Gefahr. Und das Baby, ob es nun ein Junge oder ein Mädchen wird, auch nicht. Du bist nicht in Gefahr, und ich bin auch nicht in Gefahr.« Der Wagen hinter ihnen hupte laut und manövrierte sich an ihnen vorbei; dabei reckte der Fahrer ihnen den erhobenen Mittelfinger entgegen. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Weißt du was? Ich werde den Pfarrer bitten, mit dir zu reden. Würde es dir helfen, wenn er das Haus segnet oder eine Exorzierung macht oder so? Würde dich das beruhigen?«
    Exorcizo te, in nomine Dei + Patris omnipotentis, et in nomine Jesu + Christi Filii ejus, Domnine nostri, et in virtute Spiritus + Sancti …
    Seufzend lehnte Joss sich zurück und schüttelte langsam den Kopf. Wozu? Das war schon einmal versucht worden.

     
    Drei Wochen später bat Luke den Pfarrer schließlich doch, nach Belheddon zu kommen. Die Maisonne schien durch die Fenster herein. James Wood saß auf der Kante seines Stuhls und hörte höflich zu, während zuerst Joss und dann Luke redete. Dann lächelte er. »Ich bin immer bereit, ein Haus zu segnen. Normalerweise mache ich das, wenn Leute gerade eingezogen sind. Ich bete, daß sie in dem Haus glücklich sind und sich wohl und geborgen dort fühlen. Aber Gespenster reiche ich meist an einen Kollegen weiter, der sich auf derlei Dinge spezialisiert hat.«
    Joss zwang sich zu einem Lächeln. Sie mochte den Pfarrer und ging gelegentlich gerne in die Kirche, wenn er die Messe las, aber seine Reaktion auf ihre Bitte erfüllte sie nicht gerade mit großem Vertrauen. »Es wäre wunderbar, wenn Sie es segnen würden, Herr Pfarrer. Vielen Dank.« Während sie das sagte, blickte Luke angelegentlich ins Feuer, so daß sie seine Miene nicht erkennen konnte.
    Mit gebeugten Köpfen saßen sie beide im Arbeitszimmer, während der Geistliche betete, und dann standen sie im großen Saal, wo er einen kurzen Segensspruch aufsagte, der vermutlich das restliche Haus mit einbezog. Erst beim Gehen wandte sich James Wood noch einmal an Joss. »Sie haben mir gesagt, daß Sie bei Edgar Gower waren. Haben Sie mit ihm über Ihre Probleme gesprochen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er ist noch nicht wieder da.« In den letzten ein oder zwei Monaten hatte sie ihn fast täglich zu erreichen versucht und gehofft, er sei endlich aus Südafrika zurück.
    »Ah ja«, sagte der Pfarrer seufzend. »Er wäre der Richtige, um Ihnen zu helfen, da bin ich mir sicher. Er kennt Belheddon, und er kannte auch Ihre Eltern. Außerdem ist er für die Dinge, von denen Sie sprachen, aufgeschlossener als ich.« Einen Augenblick wirkte er verlegen. »Ich persönlich habe außerhalb meiner religiösen Erfahrungen nie ein Gespenst gesehen oder irgend etwas auch nur annähernd Übernatürliches erlebt. Mir fällt es schwer, solche Sachen zu begreifen.«
    Joss legte ihm eine Hand auf den Arm. »Das macht gar nichts. Sie haben Ihr Bestes getan.«
    Das Schlimme war nur, daß sein Bestes vielleicht nicht gut genug war.

     
    Mehrere Wochen lang glaubte sie, es habe gewirkt. Das Wetter wurde zusehends wärmer, und Lukes Gemüsegarten nahm allmählich Gestalt an.
    Mitte des Monats fuhr Luke zur Versteigerung des Weins nach London.
    »Du hättest wirklich mitkommen sollen, Joss«, erzählte er ihr am Abend aufgeregt. »Es war phantastisch! Wir sind reich!« Er packte sie an den Händen und

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