Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
Vom Netzwerk:
wirbelte sie durchs Zimmer. »Nachdem sie ihre Provision eingestrichen haben, bekommen wir immer noch rund 27 000 Pfund! Jetzt brauchen wir uns erst mal keine Sorgen mehr zu machen. Ach Joss!«
    Voller Energie und Optimismus setzte sie sich mit erneuter Tatkraft an ihren Roman. Wenn sie mit Lyn den Haushalt versorgte, Essen zubereitete oder Luke mit den Rechnungsbüchern half, versuchte sie, die Sorgen aus ihrem Kopf zu verbannen. Im Haus herrschte Frieden, die Atmosphäre war nicht mehr spannungsgeladen. Die Frühjahrssonne hatte die Schatten vertrieben.
    Eines Freitagabends hatte Tom eine Stunde nach dem Einschlafen wieder einen Alptraum. Die Erwachsenen hatten sich gerade an den Küchentisch gesetzt, als seine Schreie durch das Babyphon drangen. Alle sprangen sofort auf, aber Joss war trotz ihres mittlerweile beträchtlichen Umfangs als erste bei ihm.
    Das Bettchen hatte sich wieder quer durchs Kinderzimmer zur Ecke beim Fenster bewegt. Tom stand mit hochrotem Kopf aufrecht da, Tränen strömten ihm übers Gesicht, und er kniff die Augen fest zusammen. »Blechmann!« kreischte er. »Tom Blechmann sehen! Mag Blechmann nicht!«
    »Nimm ihn nicht hoch, Schatz, er ist zu schwer für dich!« Aber Lukes Ermahnung kam zu spät; Joss hatte den Jungen schon aus dem Bett genommen und fest an sich gedrückt. Seine Beine umklammerten ihren Brustkorb, seine Arme lagen fest um ihren Hals. »Was ist los? Welcher Blechmann?« Sie preßte ihr Gesicht gegen seinen heißen kleinen Hals. »Liebling, du brauchst nicht zu weinen. Du hast nur einen bösen Traum gehabt. Hier ist niemand. Schau mal, Daddy stellt dein Bettchen wieder an den richtigen Platz.«
    Luke betrachtete den Boden. »Ich hatte die Rollen am Bett
doch festgemacht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie er es geschafft haben soll, das Bett mit Schaukeln quer durchs Zimmer zu bewegen. Er muß unheimlich viel Kraft haben.« Er schob das Bett an seinen Platz zurück und streckte die Arme nach seinem Sohn aus. »Jetzt komm, du kleines Würstchen. Daddy trägt dich.«
    »Wer ist dieser Blechmann, den er da sieht?« fragte Joss Lyn. »Ich dachte, ich hätte dich gebeten, ihm nicht mehr aus Der Zauberer von Oz vorzulesen! Es regt ihn zu sehr auf.«
    »Ich hab ihm nie daraus vorgelesen, Joss. Soweit ich weiß, besitzen wir es gar nicht. Im Augenblick lesen wir gerade Barbar-Bücher, stimmt’s, Tom …« Sie unterbrach sich, weil Tom erbärmlich schrie; Luke hatte versucht, ihn ins Bett zu legen. »Wir müssen ihn wohl mit nach unten nehmen. Dann kann er bei uns einschlafen, und ich bringe ihn später wieder nach oben.« Lyn griff nach Toms Schmusedecke und seinem schwarzen Teddy und folgte Luke, der den Jungen nach unten trug. In der Tür blieb sie stehen. »Joss? Kommst du?«
    »Gleich. Ich möchte mich nur mal umsehen. Vielleicht sieht er einen Schatten oder so etwas.«
    Sie hörte die Schritte durch ihr und Lukes Schlafzimmer hallen und über die Treppe hinab leiser werden. Dann war sie allein. Draußen, hinter den schweren Vorhängen, war noch Tag, aber das Zimmer wurde vom hellen Licht der Deckenlampe erleuchtet. Auf dem Fußboden lagen in kunterbuntem Durcheinander Toms größere Spielsachen; die kleineren wurden ordentlich in einer Kiste aufbewahrt. In der Ecke zwischen Tür und Wand stand seine Kommode und darauf sein Nachtlicht. Es gab nichts, das ihn erschreckt haben könnte. Joss merkte, daß ihr Herzschlag beängstigend schnell in ihren Ohren dröhnte, als sie zur Tür ging und das Deckenlicht löschte. Die schwache Birne des Nachtlichts drang kaum in die düsteren Ecken des Zimmers vor. Dann stellte sie sich wieder neben Toms Bettchen. Sie sah den riesigen bunten Plastikball, den die Goodyears ihm geschenkt hatten, den fröhlichen Fleckenteppich und die Kiste mit Spielsachen, die Lyn mit knallig rotem und blauem Papier beklebt hatte; sie stand praktisch in der Ecke des Raums, und oben quoll Spielzeug hervor. Die Vorhänge waren fest zugezogen, aber sie bewegten
sich, als ob Zugluft hereinwehte. Ängstlich trat Joss näher.
    »Wer ist da?«
    Natürlich war niemand da. Wie auch? Das Fenster war geschlossen. Es war sehr kalt im Raum. Draußen überzog ein später Frost, der die Blütenpracht des englischen Mai so oft ruinierte, den Garten mit einem silbernen Glanz; sie selbst hatte das Fenster geschlossen, als sie Tom einen Gutenachtkuß gegeben hatte. Warum bewegen sich also die Vorhänge? Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie die bunten Gardinen mit einem Ruck

Weitere Kostenlose Bücher