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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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auf das Kissen.«
    »Guter Gott«, fuhr sie auf. »Glaubst du, ich würde vor einer echten Blume Angst haben?«
    »Was war es denn für eine Blume?«
    »Sie war tot.«
    Er seufzte. Einen Augenblick schien es, als wüßte er nicht, was er darauf erwidern sollte; dann zog er langsam und beinahe resigniert die Decke wieder über das Bett. »Also, was immer es war, jetzt ist es nicht mehr da. Du hast es geträumt, Joss. Was anderes kann es gar nicht gewesen sein. Da ist nichts. Ein glattes Laken, eine glatte Bettdecke, glatte, saubere, frische Kissen. Und ich werde mich jetzt wieder hinlegen und schlafen. Ich bin müde.«
    Sie lachte freudlos auf. »Ich werde nicht verrückt, Luke. Sie war da. Ich weiß, daß sie da war.«
    »Natürlich war sie da.« Gereizt klopfte er auf die Matratze neben sich. »Kommst du ins Bett, oder willst du im Gästezimmer schlafen?«
    »Ich komme schon.« Tränen der Wut, der Demütigung und der Erschöpfung stiegen in ihr auf. Schnell, ohne sich Zeit zum Überlegen zu lassen, stieg sie hinein. Das Bett war kalt und nicht mehr behaglich; Luke hatte die Decke zu lange aufgeschlagen. Widerwillig legte sie sich hin und starrte zum Baldachin hinauf,
während er sich über sie beugte und das Licht ausmachte. »Bitte, laß uns ein bißchen schlafen.« Er schob das Kissen unter seine Schultern und machte es sich bequem. Während er einschlief, fiel ihm kurz die Rose ein, die er einmal auf ihrem Kissen gefunden hatte. Die Rose, deretwegen er David Tregarron Vorwürfe gemacht hatte.
    Kläglich drehte sie ihm den Rücken zu.
    Unter ihrer Wange spürte sie den harten Stiel der Rose, der kalt und stechend war, die Blütenblätter weich wie Wachs.

17
    » G ibt es einen Ort, an dem sie ein paar Tage bleiben könnte – weg von hier?«
    Endlich drang Simon Frasers Stimme zu Joss vor. Zwei Wochen waren vergangen.
    »Nein, ich kann nicht weg. Ich darf nicht. Ich muß hier bleiben. «
    »Warum denn, Joss?« Der Arzt saß bei ihr am Bett und hielt ihre Hand. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigte auf zehn vor vier. Draußen wurde es allmählich hell.
    »Ich möchte hier bleiben. Ich muß hier bleiben. Hier ist mein Zuhause.« Sie wußte, daß es irrational war, unbedingt in Belheddon bleiben zu wollen, aber sie konnte sich nicht dagegen wehren.
    »Ihr Zuhause scheint Ihnen im Augenblick Alpträume zu bereiten. Das ist schon das zweite Mal in zwei Wochen, daß Luke mich hat kommen lassen. Sie sind müde und überanstrengt.« Simon lächelte sie geduldig an. »Jetzt kommen Sie, Joss, seien Sie vernünftig. Nur ein paar Tage, damit Sie sich richtig ausruhen können. Lassen Sie sich verwöhnen, und hören Sie auf, sich Sorgen um Tom und das Baby zu machen.«
    »Ich mache mir keine Sorgen …« Sie spürte, wie das Haus auf ihre Worte horchte und sie anflehte, hier zu bleiben.
    »Natürlich machen Sie sich Sorgen. Und das ist auch verständlich. Joss, Sie sind völlig normal, wirklich. Wahrscheinlich
schlafen Sie schon seit einiger Zeit schlecht, und wenn Sie dann schlafen, haben Sie schreckliche Träume. Draußen ist es plötzlich sehr heiß, und das Baby drückt Ihnen schwer auf den Magen, wie meine alte Großmutter zu sagen pflegte. Aber es dauert ja nicht mehr lange. Wie weit sind Sie jetzt? Sechsunddreißigste Woche? Mit Ihnen ist alles in Ordnung – und mit dem Haus auch –, aber im Augenblick fände ich es besser, wenn Sie nicht hier wären. Luke kann sich um alles kümmern, und Lyn paßt ohnehin auf Tom auf. Sie brauchen sich um nichts Sorgen zu machen. Lyn hat mir gesagt, daß Sie nach London fahren und Ihre Eltern besuchen könnten. Ich weiß, daß es dort nicht zum besten stand, weil Ihre Mutter krank war, aber Lyn sagte, daß alle Untersuchungen gut verlaufen sind und sie auf dem Wege der Besserung ist. Die beiden würden Sie gerne sehen. Das wäre eine gute Idee, die perfekte Lösung.«
    »Luke? Sag ihm, daß ich nicht wegfahren kann.«
    »Natürlich kannst du wegfahren, Joss. Und ich finde, daß du es tun solltest. Ein bißchen Abwechslung täte dir gut.«
    »Nein!« Sie schrie ihren Protest schrill hervor, kämpfte sich aus dem Bett hoch und drängte sich an Simon vorbei, der aufstand und seinen Arztkoffer packte. »Ich fahre nicht weg! Das kommt nicht in Frage. Es tut mir leid, aber hier ist mein Zuhause, und hier bleibe ich.« Barfuß rannte sie an Luke vorbei ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Ihr war heiß, und sie zitterte; irgendwo unter den Rippen hatte sie Schmerzen. Sie beugte sich

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