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Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman

Titel: Der Fluch Von Belheddon Hall: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine , Ursula Wulfekamp
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öffnete. In den Fenstern spiegelte sich der Schein der Lampe hinter ihr. Jetzt bewegten sich die Stoffmassen nicht mehr, bis auf das Schwingen, das sie mit dem Zurückziehen selbst verursacht hatte. Sie zitterte.
    Katherine. Katherine, süßes Kind, willst du nicht mit deinem König sprechen?
    Sein Blick folgte dem Mädchen, wie es durch die Räume des Hauses tanzte. Hinter dem schweren Vorhang ihrer lockigen, kornfarbenen Haarpracht kokettierte sie mit Augen, die die Farbe von Ehrenpreis hatten, und ihr Lachen hallte durch die Zimmer.
    Hier am Fenster war es noch eisiger als im restlichen Zimmer. Rasch zog Joss die Gardinen wieder zu und drehte sich um.
    Es stand direkt hinter ihr, ein Schatten zwischen ihr und der Lampe. Eine Sekunde war es da, verstellte die Lampe und ragte über ihr auf, dann war es wieder verschwunden.
    »Oh.« Ihr unbewußter Aufschrei klang jämmerlich leise im Dämmerlicht des Zimmers. Panisch sah sie sich um, aber es war nichts da, gar nichts. Wieder war alles nur Einbildung.
    Als sie in die Küche kam, saß Luke mit Tom auf dem Schaukelstuhl am Herd; dem kleinen Jungen waren die Augen schon wieder zugefallen. »Setz dich, Joss«, sagte Lyn. »Ich wärme gerade das Essen auf. In einer Minute schläft er, und dann packen wir ihn in eine Decke auf den Stuhl.«
    »Ich finde, wir sollten ihn nicht mehr allein in seinem Zimmer schlafen lassen.« Joss ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken und
verbarg ihren Kopf zwischen den Händen. »Es wäre mir lieber, wenn er bei uns schläft. Wir könnten sein Bettchen zu uns ins Zimmer stellen.«
    »Nein, Joss.« Luke warf ihr über Toms Kopf einen ernsten Blick zu. »Du weißt so gut wie ich, daß wir dann verspielt haben. Wenn wir ihn einmal bei uns schlafen lassen, wird er nie wieder in sein Zimmer zurückwollen. Außerdem brauchst du Ruhe, jetzt, wo das Baby bald kommt. Laß ihn da, wo er ist.«
    »Es wird ihm nichts passieren, Joss. Wirklich nicht. Ab und zu haben alle Kinder Alpträume.« Lyn sah zu Luke, der vorsichtig aufstand und Tom auf den Stuhl bettete, auf dem er gesessen hatte. Er deckte ihn sorgfältig zu, steckte ihm den Teddy in den Arm, betrachtete einen Augenblick die leicht geröteten Wangen seines Sohnes und hörte sein regelmäßiges Atmen.
    »Wahrscheinlich.« Joss fühlte eine Woge schmerzlicher Liebe zu dem kleinen Kind in sich aufsteigen.
    »Ich weiß, woran du denkst.« Luke stellte sich neben sie und gab ihr einen Kuß. »All die Kinder, die begraben wurden. Aber denk nicht daran. Es ist dumm, und es ist morbide. Was geschehen ist, war damals. Jetzt ist jetzt. Und heute stehen die Karten für Kinder weitaus besser.«
     
    Joss regte sich im Schlaf. Ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, und sie stöhnte leise auf. Behutsam, ohne sie zu wecken, wurde die Bettdecke zurückgeschoben, und ihr Nachthemd öffnete sich und legte ihre Brüste frei.
    Als sie mit schweren Augen aufwachte, war es noch dunkel. Verwirrt blickte sie zum Baldachin und griff dann stöhnend nach dem Wecker. Es war halb fünf. Wovon war sie aufgewacht? Sie horchte. Tom war nicht wach geworden, als Luke ihn am Abend zuvor schließlich in sein Zimmer getragen hatte. Er hatte sich sofort mit seinem Teddy in die Bettdecke gekuschelt, seine Ärmchen um das Stofftier gelegt und ihnen den Rücken zugedreht. Aber obwohl kein Geräusch aus seinem Zimmer zu ihr drang, wußte sie, daß sie aufstehen und nach ihm sehen mußte.
    Mühselig kroch sie aus dem Bett und warf einen kurzen Blick auf Lukes zusammengerollte Gestalt. Im Licht, das durch den Türspalt vom Flur hereinfiel, konnte sie gerade seine Umrisse
ausmachen. Er bewegte sich nicht. Sie schlüpfte in den Morgenrock und schlich barfuß in Toms Zimmer. Es war sehr kalt hier, wesentlich kälter als im restlichen Haus. Verwundert ging sie zum Heizkörper und prüfte den Schalter und das Thermostat, das sie angelassen hatten für den Fall, daß der Winter noch einmal Einzug hielt. Er war heiß. Das Fenster stand nur einen Spaltbreit offen. Als Joss in die Dunkelheit des Gartens hinausblickte, war ihr Spiegelbild im Glas eine schattenhafte Silhouette im nächtlichen Licht. Sie konnte das sanfte Glitzern des Sees am anderen Ende des Gartens sehen, in dem sich die Sterne spiegelten.
    Sie werden feststellen, daß das Haus fast immer an die Töchter vererbt wurde.
    Plötzlich, als das Baby gegen ihre Bauchdecke stieß, fielen ihr Gerald Andrews’ Worte wieder ein. Es war ein Junge. Das wußte sie mit absoluter

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