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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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dunklen Hose und der mitternachtsblauen Satinbluse ein bisschen unpassend angezogen, aber Garys Lächeln machte das wieder wett. Die Gaststube war laut und voller Rauch. Gary ergatterte einen Tisch in einer ruhigen Ecke. Er war gerade groß genug für den mit Pommes und Salat voll gehäuften Teller.
    »Da geht sie hin, meine cholesterinarme Ernährung«, sagte Rosamund.
    Die meisten Leute an der Bar schienen Gary zu kennen, und der eine oder andere kam herüber, um ein paar gut gelaunte Worte zu wechseln. Gary sorgte aber dafür, dass daraus keine lange Unterhaltung wurde. Rosamund bemerkte das mit freudiger Überraschung. Er wollte Zeit mit ihr verbringen, mit ihr ganz allein.
    Gary trug Jeans und ein Jackett über seinem weißen Hemd. Zum wiederholten Mal stellte Rosamund fest, was für ein attraktiver Mann er war und wie humorvoll. Er unterschied sich so sehr von dem Jungen, den sie in ihrer Kindheit gekannt hatte, dass sie kaum glauben konnte, es handele um ein und dieselbe Person. Er ging hier auch ohne Probleme als Einheimischer durch, ganz im Gegensatz zu ihr. Obwohl Rosamund in der Gegend aufgewachsen war, hatte sie sich hier nie heimisch gefühlt. Sie hatte immer Abstand gehalten, teils aus eigenem Willen, teils auf Adas Betreiben hin. Wenn diese Mordgeschichte stimmte, könnte es etwas anderes als Snobismus gewesen sein, das Ada in die Isolation getrieben hatte.
    »Schmeckt’s?«
    Rosamund sah auf, lächelte und versuchte, die düsteren Gedanken zu verdrängen. »Ja, danke.«
    »Ich hatte daran gedacht, morgen nach Melbourne zu fahren. Frederick arbeitet nicht in Colonsay, und auf der anderen Baustelle braucht er mich nicht. Das wäre eine gute Gelegenheit, ein paar alte Kontakte aufzufrischen. Vielleicht finde ich Antworten auf ein paar unserer Fragen.«
    »Kann ich mitkommen? Ich würde mir gern das Porträt ansehen, von dem dein Großvater gesprochen hat.«
    Gary sah sie über seinen Teller hinweg an. »Das von Marling?«
    »Ja. Ich habe einen Zeitungsausschnitt über Henry Marling in den alten Unterlagen gefunden, aber damals die Verbindung nicht erkannt. Er muss in Colonsay gewesen sein, um Ambrosine zu malen.«
    »Muss er wohl.«
    Die Schwarzweißfotografie eines gut aussehenden Mannes mit Schnurrbart kam Rosamund in den Sinn. Sie musste unbedingt mehr über diesen Henry Marling herausbekommen.
    »Rosamund?«
    »Alles in Ordnung. Ich finde es nur schwierig, mir vorzustellen, dass in Colonsay etwas so Schreckliches passiert sein soll. Und dass ich nie etwas davon gehört habe.«
    »Vielleicht hast du ja etwas davon gehört. Was ist mit den Stimmen, damals, in deiner Kindheit?«
    »Also glaubst du, Enderby hat recht? Du glaubst es wirklich, Gary, oder?«
    Er lächelte freudlos. »Ich fürchte, ich habe es immer schon geglaubt. So ein Ereignis würde eine gewisse Stimmung hinterlassen, meinst du nicht? Schmerz und Furcht, Wut und Verzweiflung. Das könnte erklären, warum ich mich in Colonsay immer so schlecht gefühlt habe.«
    »Du glaubst, das ist die Erklärung dafür? Dass alles, was uns in Colonsay wiederfahren ist, mit dem Tod von Ambrosine und Cosmo zusammenhängt? Dass das Haus diese Ereignisse gespeichert hat wie ein Festplattenrekorder und sie in einer Dauerschleife abspielt?«
    »So in der Art. Warum sollten intensive Gefühle keinen spürbaren Eindruck hinterlassen können?«
    Seit dem Beginn des Lärms hatten sie schon alle möglichen wilden Theorien entwickelt. Diese neue war genauso wahrscheinlich wie alle anderen.
    »Zephyr erkannte sofort, dass es in Colonsay zu einer Gewalttat gekommen sein musste. Sie kann in meinem Unterbewusstsein nichts darüber gefunden haben, weil ich damals nichts wusste. Und in den Geschichtsbüchern steht auch nichts. Trotzdem hat sie es erkannt.«
    Dieser Gedanke ließ beide für einen Moment schweigen.
    Als Rosamund ihren Blick wieder durch den Raum schweifen ließ, spürte sie eine Veränderung in der Atmosphäre. Die Teller wurden abgeräumt, und Scheinwerfer erhellten eine kleine Bühne, die sich an der Wand neben der Bar befand. Ein Keyboarder installierte sein Instrument, entwirrte Kabel und steckte sie in die richtigen Dosen. Er war komplett schwarz gekleidet. Schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt und schwarze Stiefel. Sein langes Haar war hinten zusammengebunden, und er hatte ein buntes Piratentuch um den Kopf gebunden.
    »Hast du keinen Hunger?«
    Rosamund sah auf ihren Teller und bemerkte, dass sie fast nichts gegessen hatte.
    Sie lächelte Gary schwach

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