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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Hände auf dem Rücken verschränkt. Sein Profil hob sich deutlich vom dunklen Holz der Kaminverkleidung ab. Der martialische Eindruck wurde durch das Veteranenschwert noch verstärkt, das hinter ihm an der Wand hing. Ambrosine hob ihren Blick und sah Alice an. Das Mädchen sah, wie sie schluckte. Es war, als ob sie dieselbe Redehemmung verspürte wie Alice.
    »Cosmo, ich bin sicher, Alice war nicht klar …«
    Cosmo blickte auf sie hernieder, und beim Anblick seines Gesichts blieben ihr die Worte im Hals stecken. »Du hast aus Bertie einen Weichling gemacht, ein Muttersöhnchen«, sagte er gefährlich leise. »Verteidige ihn nicht auch noch.«
    »Ich verteidige ihn doch gar nicht. Ich … Alice ist ein gutes Mädchen, eine gute Dienstmagd. Ich kann nicht glauben, dass irgendetwas bei diesem Treffen passiert ist, was dein Missfallen erregen würde, Cosmo. Ada ist ein Kind, und Kinder verstehen manchmal nicht, was sie sehen.«
    Ihre Hände zitterten, und sie drückte sie fest in ihrem Schoß zusammen. Alice sagte sich, dass Ambrosine sie nur verteidigte, weil sie keine andere Wahl hatte. Sie dachte, Alice würde mit der Wahrheit herausrücken, wenn sie es nicht täte.
    »Ein gutes Mädchen, soso.« Cosmo nahm Alice Kinn mit seiner Hand und zog es nach oben, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Ihr Nacken war so weit nach hinten überstreckt, dass es wehtat, aber Alice gab keinen Laut von sich.
    »Ja, ich sehe schon, sie ist ein gutes Mädchen. Aber sie hat kein Recht dazu, mit meinem Sohn auf dem Dachboden verdammte Weicheierspiele zu spielen! So lange er sich weigert, sich zu benehmen wie ein Mann, wird er nie einer werden.« Er ließ Alice’ Kinn los, und sie senkte dankbar den Kopf. »Alice, ich werde dich nicht aus unseren Diensten entfernen. Ich schulde deinem Vater einfach zu viel. Aber ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder mit meinem Sohn sprichst.«
    »Jawohl, Sir.« Sogar jetzt leugnete sie es noch. Sie würde Bertie nie verraten, koste es, was es wolle.
    Ambrosine schwieg, starrte auf ihre Hände und biss sich auf die Lippen. Sie war total nutzlos. Dumme Menschen wie Ambrosine waren wie Tiere. Sie mussten dazu gebracht werden, zu machen, was man ihnen sagte.
    Nun, Alice hatte die Mittel dazu, genau das zu tun.

16
    Rosamund nahm einen Schluck Tee und holte die Papiere aus Adas Schachtel. Sie hatte sich am Tisch in der Bibliothek niedergelassen, sobald sie von ihrem Besuch bei Enderby zurückgekehrt war. Gary hatte sie nach Hause gefahren und ihr das Versprechen abgenommen, am Abend mit ihm zum Essen auszugehen.
    »Wenn es Kerry nichts ausmacht«, hatte sie als Bedingung festgelegt.
    Kerry machte es überhaupt nichts aus, im Gegenteil. Sie wollte die Gelegenheit nutzen und ihre Schwester in Geelong besuchen. Rosamund war erleichtert und konnte dem Abend entspannt entgegensehen.
    »Du brauchst ein bisschen Unterhaltung«, hatte Kerry mit betont harmlosem Gesichtsausdruck verkündet.
    »Unterhaltung?«
    »Ja, damit du auf andere Gedanken kommst.«
    »Da hast du wahrscheinlich recht.«
    »Mr Markovic hat wieder angerufen.«
    Rosamund hatte sich gefragt, was er ihr wohl erzählt hatte. Es lag eine Zurückhaltung in ihrer Stimme, die es früher nicht gegeben hatte, wenn sie von Mark sprach. Was hatte er angestellt, das diesen Sturz vom Podest bewirkte?
    »Hast du ihm erzählt, dass ich unterwegs bin?«
    »Ja. Er möchte, dass du ihn zurückrufst. Er muss dringend mit dir reden.«
    Rosamund hatte sich ein Lächeln abgerungen. »Das kann ich mir vorstellen. Aber ich kann dir auch sagen, dass ich nicht die Absicht habe, ihn zurückzurufen. Er will mir Colonsay wegnehmen und selbst hier residieren, als eine Art Cosmo Cunningham des 21. Jahrhunderts residieren. Ich würde eher ein Bordell daraus machen, als das zuzulassen.«
    Kerry hatte nach Luft geschnappt. »Lass das bloß nicht Frederick Swann hören, dann kommt er nicht wieder.«
    Rosamund hatte sie überrascht angesehen. Stand Kerry am Ende auf ihrer Seite? Ein warmes Gefühl der Dankbarkeit durchströmte sie. Sie hatte nie viele Menschen auf ihrer Seite gehabt. Ihre »Freunde« bestanden aus ein paar alten Bekannten und oberflächlichen Beziehungen jüngeren Datums. Da war niemand dabei, auf den sie sich verlassen oder dem sie trauen konnte. Deshalb fühlte sich das hier gut an, sehr gut sogar.
    »Danke.« Ihre Stimme hatte ernst geklungen.
    Kerry, die sich allem Anschein nach unbehaglich fühlte, hatte weiter die Handtücher zusammengelegt. Der

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