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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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von unten herauf durchdringend an, als sie sich verabschiedete. »Du solltest dir das Porträt von Ambrosine ansehen, das in der Nationalgalerie hängt«, sagte er. »Bevor du das nicht gesehen hast, wirst du nichts begreifen.«
    »Ich habe Fotos von ihr gesehen.«
    »Fotos! Du sollst das Porträt anschauen. Gemalt von Henry Marling, einem wichtigen Mann in jenen Tagen. Dann wirst du wissen, was ich meine, Rosie.«
    Sie gingen zurück zum Eingang. In einem der anderen Zimmer lief in voller Lautstärke eine beliebte Seifenoper im Fernsehen. Gary nahm Rosamunds Arm, als sie dem Pfad aus nassen Betonplatten zum Auto folgten. Der Nieselregen fühlte sich erfrischend auf Rosamunds Haut an. Wie ein Kind hob sie ihr Gesicht dem Regen entgegen und streckte die Zunge heraus.
    Gary lachte. »Was hat Enderby mit dir angestellt?«
    Rosamund lächelte, aber sie war zu ernst, um auf seine Scherze einzugehen. »Hast du das wirklich schon alles gewusst? Warum hast du mir nichts davon erzählt?«
    Er schien sich unbehaglich zu fühlen. »Enderby hat davon erzählt, aber ich konnte es nicht glauben. Ich wollte es nicht glauben. Du weißt, wie ich zu Colonsay stehe. Und außerdem wollte ich dir nach allem, was passiert war, nicht irgendwelche wilden Geschichten erzählen, die sich dann am Ende vielleicht als Lüge erweisen. Du musstest es selbst von ihm hören.«
    »Was für einen Posten hatte Enderby denn bei der Regierung? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich seinen Namen irgendwo gelesen hätte.«
    »Ich weiß es nicht genau. Er hat ein paar Andeutungen gemacht, dass er zu den führenden Geheimdienstleuten gehörte. Er behauptet, immer noch der Geheimhaltungsverpflichtung zu unterliegen.«
    »Er war beim australischen Geheimdienst? Das glaubst du doch selbst nicht! Enderby?«
    »Tja, zumindest bei einem Vorläufer unseres ASIO.«
    Sie lachten gezwungen.
    »Du bist Journalist«, sprach Rosamund weiter, als sie beim Auto angelangt waren. »Würdest du Recherchen für diese Geschichte machen, wenn du noch bei einer Zeitung beschäftigt wärst?«
    Gary schloss die Autotür auf. Sie stiegen ein. Er antwortete erst, als er die Heizung angestellt und die Lüftung auf volle Touren gebracht hatte. »Ich würde sie überprüfen. Mit Hilfe meiner Kontakte zu staatlichen Stellen. Ja, ich würde recherchieren.«
    Rosamund seufzte tief auf. »Dann fangen wir am besten gleich damit an.«
    ***
    Alice stand vor der Tür zur Bibliothek. Drinnen hörte sie das rhythmische Klatschen eines Ledergürtels auf nacktem Fleisch. Ihr war schon ganz übel davon. Bei jedem Schlag bekam sie Gänsehaut, und es würgte sie. Sie hatte keine Angst um sich selbst, denn sie hatte solche Prügel schon überstanden. Aber sie hatte Angst um Bertie und davor, was danach geschehen würde.
    Die Tür öffnete sich. Cosmo füllte den ganzen Türrahmen mit seiner massigen Gestalt. Sein rotes, wütendes Gesicht wurde von seinem grauen Haar noch betont. Seine Augen blickten stählern. Bertie drückte sich an ihm vorbei, den Kopf gesenkt. Doch Alice konnte die Schmutzspuren in seinem Gesicht sehen, die die Tränen hinterlassen hatten. Er sah sie nicht an und schien sich völlig in sich zurückgezogen zu haben.
    »Morgen fährst du in die Schule zurück«, dröhnte Cosmos Stimme durch den Flur. »Und du wirst bis Weihnachten dort bleiben.«
    Alice hatte eigentlich aufbegehren wollen, Cosmo um Vergebung bitten und die Schuld auf sich nehmen wollen. Aber ihr Mut ließ sie im Stich. Es war, als hätte sie einen Knebel verschluckt – sie brachte keinen Laut heraus.
    »Alice!«
    Sie folgte seinem Kommando, betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. Ambrosine saß auf einem der Ledersessel am Kamin, mit bleichem Gesicht und wilden, tränenfeuchten Augen. Sie rang ihre langbefingerten Hände im Schoß, als wollte sie sie zu Knoten verschlingen.
    Alice blickte von Ambrosine zu Cosmo hinüber. Er starrte sie an wie der Adler seine Beute – doch glimmte da nicht ein amüsierter Funke in seinem Blick?
    »Was hast du dir bei dem Rendezvous mit meinem Sohn gedacht?«
    Liebende haben ein Rendezvous, dachte Alice, und wollte es sofort abstreiten. Wir sind nur Freunde. Aber wieder ließ sie der Mut im Stich. Sie schwieg.
    »Bertie ist ein Cunningham und muss endlich lernen, sich auch so zu benehmen. Und ein Cunningham treibt sich nicht mit Dienstboden auf dem Dachboden herum. Oder bist du etwa anderer Ansicht, Alice?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Cosmo schritt hinüber zum Kamin, die

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