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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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während eines Halts vom Zug und wurde von einem zweiten erfasst.«
    Alice versank in einem schwarzen Wirbel und glitt schließlich ins Nichts, als die Medizin ihre Wirkung tat.
    ***
    Rosamund wälzte sich im Bett herum. Es war kalt. Garys Arm lag um ihre Mitte; sie schob sich vorsichtig darunter hervor. Er murmelte im Schlaf und drehte sich um. Sie fragte sich, ob sie ihn wecken und nach Hause schicken sollte. Der Gedanke an Kerrys Gesicht beim Frühstück stand gegen ihren Unwillen, das zu tun.
    Durch das Kratzen an der Tür schreckte sie hoch. Waren das wirklich Mäuse? Das Geräusch klang in der Stille sehr laut. Nach kurzem Zögern stieg Rosamund aus dem Bett. Im Zimmer war es ziemlich hell durch das Mondlicht, das durch das Fenster fiel und ein Streifenmuster auf den Fußboden malte. Das leise Kratzen ging beharrlich weiter. Es hörte sich eher nach einem größeren Tier an.
    Rosamund schlich über den blanken Boden Richtung Tür. Ihr Atem kam ihr ziemlich laut vor. Sie griff nach dem Türknopf und hielt die Luft an. Dann riss sie die Tür auf.
    Ein kleiner Hund sah zu ihr auf, mit feuchten Augen, die im Mondlicht glänzten. Sein hellbraunes Fell war verfilzt, eine Schleife hing über einem Ohr. Rosamund schnappte nach Luft. Sie hatte das Tier offensichtlich erschreckt. Es drehte sich um und rannte in Richtung Treppe. Die Klauen klackerten auf den Holzdielen. Mit einem leisen Aufschrei setzte Rosamund ihm nach.
    Hell schien der Mond durch die Buntglasfenster links und rechts der Eingangstür. Rosamund kam die Treppe hinunter und sah, wie der Hund unten schliddernd eine Kurve beschrieb und im rückwärtigen Teil des Hauses verschwand.
    »Kommst du her«, rief sie mit klopfenden Herzen und schwer atmend. »Kommst du verdammt noch eins hierher!«
    Sie erreichte den Flur und änderte, unter Zuhilfenahme des Treppenpfostens, ebenfalls ihre Laufrichtung. Die Eingangshalle lag leer und dunkel vor ihr. Kein Hund weit und breit.
    Rosamund zögerte einen kurzen Augenblick. Es war kalt, und weiter hinten, wo das Mondlicht nicht hinreichte, war es auch ziemlich düster. Etwas in ihr mahnte zur Vorsicht, doch sie verdrängte den Gedanken. Der Hund war irgendwo hier unten. Er versteckte sich verängstigt und war ganz allein. Sie musste ihn finden, und wenn es das Letzte war, was sie tat.
    Sie machte Licht und sah deutlich die Pfotenspuren im Staub auf dem Boden, die den Flur entlang nach hinten führten. Rosamund folgte ihnen schnell. »Hierher, Hundchen«, rief sie leise. »Komm her.«
    Keine Antwort, kein Laut. Sie zögerte an der Tür des zweiten Hinterzimmers und sah, dass diese eine Handbreit offen stand. Überrascht hielt sie inne. Wie konnte das sein? Sie war sich sicher, dass sie sie hinter sich zugemacht hatte. War noch jemand in dem Zimmer gewesen? Sie lugte durch den Spalt. Die Dunkelheit drinnen wirkte grobkörnig, wie bei einem alten Schwarz-Weiß-Film. War der Hund dort verschwunden? Hatte er sich versteckt? Das ergäbe einen Sinn. Da kaum jemand das Zimmer betrat, wäre er dort sicher und ungestört. Nun gut, sie konnte ja einen Blick riskieren.
    Nun pochte ihr Herz vernehmlich und schnell. Sie zögerte auf der Schwelle, als im Innern ein leises Kratzen wie von den Klauen eines Hundes ertönte. Beinahe hätte Rosamund vor Erleichterung laut aufgelacht.
    »Kommst du her?«, rief sie möglichst vertrauenerweckend. »Komm her, Hundchen.«
    Rosamund machte einen Schritt in das stockdunkle Zimmer. Der modrige Geruch erschien ihr erschreckend vertraut. Dann noch einen Schritt. Die Tür fiel hinter ihr zu.
    Der Adrenalinstoß ließ sie einen Satz rückwärts machen, sie stolperte und stieß sich den Hüftknochen an einem harten Gegenstand. Der Schreibtisch. In ihrer Panik schlug sie sich zudem das Schienbein schmerzhaft an. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie streckte ihre Hände vor sich aus, tastete nach der Tür und dem Türknopf. Ihre Finger umschlossen ihn fest und drehten. Doch die Tür öffnete sich keinen Millimeter. Rosamund stemmte ihre Füße in den Boden und zog mit aller Kraft.
    Umsonst.
    Ein Lufthauch regte sich in ihrem Rücken. Sie erstarrte vor Schreck. Mit einem leisen, erstickten Aufschrei drückte sie sich an das Holz der Tür. Da war der Blutgeruch wieder. So stark, dass ihr übel wurde. Ein Rascheln im Zimmer, in der Nähe des Fensters. Flüstern. Ein hallender Schlag wie von einem umgestoßenen Möbelstück. Ein Klatschen von einem Schlag mit der offenen Hand. Die furchterfüllte Stimme

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