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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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zu schweben. Ambrosine lag auf ihrer Ottomane, ein mit Lavendelwasser getränktes Taschentuch über den Augen. Cleo ruhte zu ihren Füßen.
    »Mrs Gibbons?« Ihre leise Stimme klang schlaftrunken und vom Laudanum gedämpft.
    »Nein, Madam.«
    »Alice?« Sie setzte sich unbeholfen auf, ganz ohne die übliche Anmut in ihrer Bewegung. Das Taschentuch fiel auf den Boden, was sie nicht zu bemerken schien. Blinzelnd blickte sie in Richtung der Silhouette an der Tür. »Was willst du?«
    »Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu sprechen, Madam.«
    Ambrosine blinzelte erneut, und Alice sah, dass sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen, dass sie versuchte, zu verstehen, worum es ging. Hass und Verachtung für diese schwache Frau erfüllten Alice. Anstatt für ihren Sohn zu kämpfen, versteckte sie sich in ihrem Zimmer und betäubte sich mit Mohnsaft. Nun, wenn sie nicht freiwillig kämpfte, würde Alice sie dazu bringen.
    »Ich denke, du nimmst dir ein wenig zu viel heraus.« Ambrosines Stimme klang belegt.
    Alice schloss ohne Erlaubnis die Tür hinter sich und ging auf die Ottomane zu. Cleo hob den Kopf und knurrte. Ambrosine richtete sich auf und schwang ihre Beine Richtung Boden, sodass ihre bestrumpften Füße auf dem Teppich ruhten. Ihr schönes Gesicht sah gequält und reglos aus. Es könnte zu einer Statue mit dem Titel Die am Boden zerstörte Mutter gehören, dachte Alice verächtlich. Ambrosine war eine talentierte Schauspielerin. Wenn sie sich wirklich um Bertie sorgte, hätte sie längst etwas unternommen.
    »Was willst du?« Dieses Mal unternahm Ambrosine keinen Versuch mehr, den Abstand zwischen Herrin und Dienerin deutlich zu machen. Ambrosine klang verbittert und niedergeschlagen.
    Als Alice näher kam, sah sie, dass die Augen der Frau geschwollen und vom Weinen gerötet waren.
    Gut, dachte sie. Das freut mich.
    Sie hielt ihre geöffnete Handfläche direkt unter Ambrosines Nase. Cleo knurrte wieder. Ambrosine zuckte etwas zurück, als ob sie einen Schlag erwartete, riss sich dann aber zusammen. Sie starrte auf den Knopf, schien ihn noch nie zuvor gesehen zu haben. »Was soll das sein?«, krächzte sie.
    »Mr Marlings Knopf, Madam. Ich habe ihn hier drin gefunden, in diesem Zimmer. Wie ist er da wohl hingekommen, frage ich mich?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie schüttelte den Kopf, doch eher, um ihn klarzubekommen und weniger, um zu leugnen.
    »Aber sicher wissen Sie das, Madam. Sie wissen es ganz genau. Sie und Mr Marling sind nicht nur einfach Freunde. Ich werde diesen Knopf Mr Cunningham zeigen. Dann werden wir sehen, was geschieht. Er wird mit dieser Angelegenheit umzugehen wissen. Ich werde ihn ihm zeigen, ganz bestimmt. Außer, Sie sorgen dafür, dass Bertie wieder nach Hause kommt.«
    Es herrschte totale Stille, bis Ambrosine zu lachen begann. Verschreckt sprang Cleo von der Ottomane und kroch darunter.
    »Mir ist ernst damit, Madam«, zischte Alice wütend. Ihre Hand zitterte so sehr, dass sie sich zurückziehen musste. Ihre Finger umschlossen den Elfenbeinknopf so fest, dass sich das Muster in ihre Haut drückte.
    Ambrosine ließ den Kopf sinken und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Ihre Schultern zuckten vor Lachen, sie schien nicht damit aufhören zu können. Alice war vor Wut ganz heiß geworden, und sie zitterte. Lauernd beobachtete sie, was geschah. Dass Ambrosine so reagieren könnte, hatte außerhalb ihres Vorstellungsvermögens gelegen.
    Schließlich hob Ambrosine den Kopf. Ihr bleiches Gesicht war gerötet und Tränen liefen ihr über die Wangen. Ihre Lippen bebten. »Verschwinde, Alice«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Du weißt nicht, was du da sagst. Verschwinde einfach. Und wenn du mir das nächste Mal ein solches Märchen auftischst, werde ich zu deinem Vater gehen und ihm erzählen, wie du dich benimmst. Er wird mir bestimmt zuhören, auch wenn mein Ehemann es nicht tun sollte.«
    Alice zweifelte nicht daran, dass sie ihre Absicht in die Tat umsetzen würde.
    Ambrosine hatte sich bereits abgewandt. Alice verließ das Zimmer, rannte den Gang hinunter und über die Haupttreppe Richtung Küche. Auf dem Garderobenständer neben dem Eingang hingen viele Hüte und Mäntel. Sie erhaschte einen Blick auf Berties Kreissäge.
    Der Anblick durchbohrte ihr Herz wie ein spitzer Pfeil. Sie schrie auf. Ihr Fuß verfing sich in einer Teppichfalte, und Alice ließ sich fallen.
    ***
    Rosamund stöhnte in der Dunkelheit, ihren Leib gegen seinen gepresst, mit dem Mund seine Lippen suchend, ihren

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