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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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willen!«
    Sie wandte sich ab.
    »Rose?«
    Rosamund zögerte an der Tür, drehte sich aber nicht um.
    »Rose, es tut mir leid.«
    Was tat ihm leid? Dass er wie ein Verbrecher auf der Flucht bei ihr Unterschlupf suchte und ihr womöglich die Medien auf den Hals hetzte? Oder dass er so ein Mistkerl war? Sie fragte nicht nach, wollte es nicht wirklich wissen und zog einfach die Tür hinter sich zu.
    ***
    Colonsay lag in tiefer Trauer. Eine kühle Wintersonne tauchte Fensterscheiben und Steinmauern in graues Licht. Alice ging die Auffahrt hinunter. Die Kälte stach trotz Handschuhen und Stiefeln in Finger und Füße. Sie fühlte sich steinalt. Wie eine alte Frau, mit verwitterten Gedanken und abgestorbenen Träumen. Nur der Wunsch nach Rache hielt sie am Leben.
    Cosmo war zurückgekehrt, wie Meggy es vorausgesagt hatte, und Alice’ Vater war gestern mit ihm ausgeritten. So wollte Alice diesen Morgen nutzen, um zu tun, was getan werden musste.
    »Mr Cunningham hat Gäste.« Mrs Gibbons musterte Alice mit unverhohlenem Abscheu. Jegliches Gefühl der Zuneigung schien verschwunden.
    »Ich muss mit Mr Cunningham sprechen.« Alice blieb standhaft. »Es ist wichtig. Ich werde warten.«
    »So, wirst du das, mein Fräulein?«, spottete die Köchin. »Na gut, wenn du warten willst, kannst du dich auch gleich nützlich machen. Da, die müssen geschält werden.«
    Alice widersetzte sich nicht. Sie zog Mantel und Handschuhe aus, setzte sich mit dem Schälmesser in der Hand an den Küchentisch. Meggy schrubbte in der Spülküche Töpfe und kam nicht herüber, um Alice zu begrüßen. So arbeiteten sie alle schweigend vor sich hin, als ob sich nichts geändert hätte.
    ***
    »Was macht er bei dir?«
    Gary klang verärgert – mehr noch, er klang, als wäre er besorgt.
    Rosamund umklammerte den Telefonhörer.
    In der Diele war es trotz des spärlichen Deckenlichts dunkel. Draußen goss es in Strömen, begleitet von Blitz und Donner. Es klang wie die Geräusche einer mittelalterlichen Schlacht mit Kanonen- und Musketengetöse.
    »Hast du die Schlagzeilen gesehen?«, fragte sie.
    Stille. »Nein, ich war auf dem Boot, um es zu sichern.«
    »Nun, dann solltest du das nachholen. Lies die Zeitung, dann weißt du, warum er gekommen ist und warum ich ihn nicht einfach vor die Tür setzen kann.«
    »Es hat nichts mit eurer Beziehung zu tun?«
    »Gar nichts.«
    Sie hörte ihn seufzen. Statische Geräusche störten die Verbindung. Sie erinnerte sich daran, dass man während eines Gewitters nicht telefonieren sollte, wollte aber nicht auflegen.
    »Rosamund?«
    »Was ist?«
    »Sei vorsichtig. Und – Rosamund?«
    »Ja?«
    »Ich liebe dich.«
    Sie öffnete ihren Mund, um ihm zu sagen, dass sie ihn auch liebe – und klappte ihn wieder zu. Sie konnte nicht. Sie wusste es einfach noch nicht und wollte nicht lügen, nur um Gary zu beruhigen.
    »Mach’s gut, Gary«, sagte sie sanft und legte auf.
    Marks Anwesenheit beunruhigte Kerry offensichtlich nicht. Im Gegenteil, sie schien sie sogar zu genießen. »Morgen Abend werden wir im Esszimmer speisen«, verkündete sie lächelnd. Die Aussicht auf ein festliches Mahl versetzte sie in freudige Erregung.
    »Kerry, vielleicht schätzt es Mark nicht, wenn es so förmlich zugeht. Vielleicht will er auch gar nicht mit uns essen.«
    Kerry schob ihren Einwand beiseite. »Das wird Mr Markovic helfen, seine Sorgen eine Zeit lang zu vergessen. Ich suche die silbernen Kerzenleuchter und das gute Geschirr heraus. Es ist zwar nicht mehr viel davon da, aber es ist wirklich sehr fein.«
    »Davon wusste ich gar nichts.« Ein Funke zuckte in Rosamunds Augen auf. »Wie fein?«
    »Zu fein, um es einfach an einen Gebrauchtwarenhändler wegzugeben«, entgegnete Kerry spitz. »Wenn du aus Colonsay ein Hotel machen willst, wirst du schon ein paar Teller brauchen.«
    »Du scheinst das wirklich für eine gute Idee zu halten, dass ich Colonsay der Öffentlichkeit zugänglich machen will.«
    »Mir scheint vor allem, dass du keine andere Wahl hast. Wenn natürlich Mr Markovic …«
    Rosamund unterbrach sie. »Wo steckt er überhaupt?«
    »In der Bibliothek. Er telefoniert schon den ganzen Nachmittag.«
    »Schadensbegrenzung wahrscheinlich.«
    »Ich habe ihm Mittagessen und etwas zum Tee serviert. Machst du ihm noch eine Tasse Kaffee?«
    »Vielleicht sollte ich das tun«, sagte Rosamund.
    Beim Kaffeemachen zog sie gedanklich Bilanz. Überraschenderweise war alles in Ordnung. Eigentlich fühlte sie sich sogar ziemlich gut. Früher war

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