Der Fluch von Colonsay
Kerrys klang gezwungen und hoch, Marks war ein tiefes, leises Murmeln. Rosamund versuchte bewusst, ihre angespannten Muskeln zu lockern, und betrat die Küche.
Er saß mit dem Rücken zur Tür, aber auf Kerrys Blick hin drehte er sich um. Sein Gesicht war abgespannt und bleich. Die Falten kamen ihr tiefer vor als sonst. Heute sah er auf den Tag genau so alt aus, wie er war.
»Mr Markovic ist gekommen«, sagte Kerry völlig unnötig in die lastende Stille hinein.
Mark drehte sich wieder um, und Rosamund kam näher. Durch die plötzliche Wärme glühte sie förmlich. Ihr Gesicht war gerötet.
»Es regnet«, verkündete sie.
»Musstest du umkehren?«, fragte Kerry.
»Nein, aber ich bin nur eine Minute geblieben.«
Sie stand am Tisch hinter einem der Stühle. Mark schaute auf seine Hände hinunter, die einen Kaffeebecher umschlangen. Er trug einen schwarzen Anzug, ein schwarzes Hemd und eine schwarze Krawatte. Der düstere Aufzug unterstrich seinen ernsten Ausdruck.
»Wo steckt Peel-Johnson?« Die Worte klangen hart und kalt, wie der Regen, der gegen die Scheiben prasselte.
»In Melbourne.«
»Ich dachte, er und sein Aktenkoffer wären mitgekommen.«
»Warum geht ihr beide nicht in die Bibliothek?«, schlug Kerry nervös vor. »Ich kann dort ein Feuer im Kamin machen.«
Sie ignorierten sie.
»Colonsay gehört mir, Mark. Das habe ich bereits Peel-Johnson gesagt, und jetzt sage ich es auch dir. Ada hat es mir vermacht, und ich habe dieses Erbe angenommen. Du solltest wieder in dein Auto steigen und verschwinden. Du gehörst nicht hierher.«
Während ihrer Ansprache hatte er weiterhin auf den Becher hinuntergestarrt. Jetzt lachte er freudlos auf, seine Schultern zuckten. Er nickte in Richtung des dicken Zeitungsstapels auf dem Tisch neben ihm. »Hast du heute schon Zeitung gelesen?«
Verärgert schüttelte Rosamund den Kopf und bereitete ihren nächsten Angriff vor. Doch er sah zu ihr auf, und in seinen Augen sah sie etwas, das sie davon abhielt.
»Das solltest du aber tun, Rose. Alle haben es schon gelesen. Wenn es nach dem geht, was dort geschrieben steht, bin ich erledigt. Ruiniert. Deswegen bin ich gekommen und nicht, weil ich dir etwas wegnehmen will. Ich kann nirgendwo sonst hin.«
Vorsichtig angelte sich Rosamund die oberste Zeitung. Die Geschichte ging über die gesamte erste Seite. Ein Bild zeigte Mark mit einem vertrauenswürdigen Lächeln im Gesicht, daneben das unscharfe Foto eines zweistöckigen Gebäudes. Die Schlagzeile lautete: »Mark Markovics unsaubere Geschäfte und das Baulöwen-Bordell.«
Mit zitternden Händen griff Rosamund nach den anderen Zeitungen. Eine Schlagzeile war schockierender als die andere. »Markovic, der Bordellkönig?« – »Mark und die Mädchen!« Die Fotos waren geschmacklos, die Texte reißerisch.
Bleich geworden, sah Rosamund ihn an. »Mark, was um alles in der Welt soll das heißen?«
»Jemand hat mich reingelegt«, sagte er. »Man will meinen Ruf ruinieren, und das ist ziemlich gut gelungen. Kein Mensch wird mich jetzt noch wählen. Wer will schon von einem Abgeordneten vertreten werden, der so tief im Dreck steckt? Natürlich gehe ich vor Gericht.«
»Erzähl mir alles«, sagte sie mit scharfer Stimme.
»Geht doch in die Bibliothek.« Kerry hatte Tränen in den Augen. »Ich mache ein paar Sandwiches und frischen Kaffee.«
Mark schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Er blickte in Kerrys Richtung und verließ das Zimmer. Rosamund starrte ihm nach. »Ich kapiere überhaupt nichts.«
Kerry wirtschaftete mit Brot und Butter herum. »Du musst deinen Mann unterstützen«, sagte sie in ihrer freundlichsten Stimme. »Er braucht dich.«
»Ach ja?« Rosamund klang sarkastisch. »Du lieber Himmel, Kerry, hast du das gelesen?«
»Er sagt ja, dass ihn jemand reingelegt hat. Auf dem Kaminsims liegen Streichhölzer. Mach Feuer. Ich komme in einer Minute mit dem Tablett nach.«
Weitere Diskussionen schienen zwecklos, aber Rosamund zögerte vor dem Hinausgehen. »Ich werde ihn anhören«, sagte sie. »Aber das ist alles, was ich für ihn tun kann. Ich muss mein eigenes Leben führen. Damit habe ich gerade erst wieder begonnen.«
»So, hast du das?«
»Du verstehst das nicht.«
»Nein?« Der Ausdruck in Kerrys Augen war hart und anklagend. »Ich weiß sehr wohl, was sich da zwischen dir und Gary abspielt. Ich habe dich vor ihm gewarnt, aber du meinst, dass du ihn besser kennst als alle anderen. Rosamund, dort drüben wartet dein Ehemann, und …«
»Und deswegen
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