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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Gesichtsausdruck lachen. »Ich brauche nur ein wenig Bewegung. Wenn es nach dem Wetterbericht geht, werden wir in den nächsten paar Tagen nicht viel vor die Tür kommen.«
    »Zieh dir den Mantel an«, rief Kerry ihr nach. »Es ist eiskalt draußen.«
    Colonsay schien auf der Hut sein. Oben am Westflügel, wo die Fenster gewesen waren, flappten die Planen gegen ihre Befestigung. Es wurde ein Sturm erwartet, und Rosamund hoffte, dass alles wasserdicht gemacht worden war.
    Die Luft fühlte sich eisig an, stach ihr in die Augen und brannte auf den Lippen. Der Wind zauste ihr kräftig die Haare. Die Kiefern bogen sich knarrend. Rosamund steckte die Hände in die Taschen und ging auf dem schlammigen Fahrweg Richtung Familienfriedhof.
    Zuerst kam Cosmos Grabmal in Sicht. Es überragte alles andere und war des großen Mannes würdig. Dann kamen hinter der Kuppe die Grabsteine in Sicht, in Reih und Glied wie eine stumme Armee. Die weißen Begrenzungszäune hoben sich grell vor dem dunklen und stürmischen Himmel ab.
    Heftige Windböen drückten die Grashalme flach zu Boden. Als Rosamund die Weide überquerte, nahm ihr die Macht des Windes fast den Atem. Sie war stehen geblieben und wollte gerade umkehren, da sah sie zwischen den grauen Steinen einen roten Mantel aufblitzen.
    Heute hatte Rosamund nichts gegen eine kleine Unterhaltung über die Vergangenheit. Sicher wusste der Mann in Rot alles über die Cunninghams. Rosamund beschleunigte ihre Schritte wieder.
    Der Mann beugte sich tief über die Grabstellen und schien welke Blumen zu beseitigen. Sie beobachtete seine langsamen, ungeschickten Bewegungen. Wahrscheinlich fror er. Das Motorengeräusch eines vorbeifahrenden Autos schreckte sie auf. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr einen schwarz glänzenden Sportwagen, der gerade von der Straße in die Einfahrt einbog und Richtung Haus fuhr.
    Sie starrte dem Wagen nach. Den beißend kalten Wind hatte sie völlig vergessen. Mark. Was nun? Fand er es notwendig, selbst hier aufzutauchen, nachdem sie ihn so herausgefordert hatte? Hatte er sich gewappnet und fürchtete nicht mehr, dass sie seine Pläne durcheinanderbringen konnte? Oder wollte er sie einfach rausschmeißen?
    Bibbernd wandte sie sich wieder zum Friedhof um. Der Alte im roten Mantel war verschwunden. Sie suchte ihn mit ihren Blicken, ließ die Augen schweifen. Nichts. Keine gedrungene Gestalt, die über die Weide oder die Straße entlangmarschierte. Auch in der entgegengesetzten Richtung zur Bucht und den Klippen hin war niemand zu sehen. Er war spurlos verschwunden, und das schockierte sie.
    Ich sollte nicht so überrascht sein, dachte sie. Sie hatte in letzter Zeit so viele Dinge gesehen und gehört, dass sie das nicht verblüffen sollte.
    Und dennoch … er hatte so echt ausgesehen, real und lebendig. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, er sei ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit.
    Langsam und ein wenig unsicher näherte sich Rosamund vorsichtig den Grabsteinen.
    Auf einem der Gräber lag etwas. Rosamund ging näher heran, bis sie vor Ambrosines letzter Ruhestätte stand. Ein Strauß Blumen lag auf dem rosa Stein. Ein weißer Strauß, Rosen und Maßliebchen, dazwischen ein paar Zweige mit roten Mispelbeeren. Wie Blutstropfen im Schnee. Rosamund ging trotz ihres Unbehagens näher heran. Sie streckte ihre Hand aus, um sie zu berühren und um zu fühlen, ob sie so echt waren, wie sie aussahen. Aber sie brachte es einfach nicht fertig. Schnell drehte sie sich um und ging weg.
    Der Wind kam jetzt von hinten, wehte ihr das Haar übers Gesicht und in die Augen. Ungeduldig wollte sie die Strähnen wegschieben. Wohin sollte sie gehen? In der einen Richtung kam sie in die Stadt, in der anderen nach Geelong. Sonst gab es da nur noch die Klippen und das raue graue Meer, in dem Cosmo ertrunken war. Wohin also?
    Ich kann nur nach Colonsay, dachte sie. Und fragte sich, ob sich Ambrosine ebenso verzweifelt und gefangen gefühlt hatte.
    Ein Regenschauer prasselte auf Rosamunds Rücken und dann noch einer, angetrieben von den Böen des Windes. Gleich würde es anfangen, wie aus Eimern zu gießen. Sie setzte sich in Bewegung, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war.
    Der schwarze Wagen parkte vor dem Haus. Regentropfen sprenkelten den makellosen Glanz. Rosamund legte die Hand auf die Motorhaube – sie war noch warm.
    Hinter der Eingangstür blieb sie stehen. Aus der Küche roch es verführerisch, und gleichzeitig wurde ihr übel von den Düften. Sie hörte Stimmen.

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