Der Fluch von Colonsay
hatte die Geräte installieren lassen, nachdem Kerry zugestimmt hatte, sich um Colonsay zu kümmern. Rosamund fragte sich, ob er geahnt hatte, dass die Renovierung so aufwendig und kostspielig werden würde. Was er wohl sagen würde, wenn er wüsste, dass sie während der Bauarbeiten in Colonsay wohnte? Aber vielleicht war es ihm egal, solange sie sich im Hintergrund hielt und seiner Karriere keinen Schaden zufügte.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Kerry drehte sich um und sah überrascht aus. Die Tür zum Garten stand offen, und der Geruch nach zertrampeltem Gras vermischte sich mit dem von frisch gesägtem Holz und würziger Tomatensoße.
»Die Arbeiter haben Feierabend gemacht«, sagte sie, als wäre das eine Antwort. »Sie haben literweise Tee getrunken, sodass ich dachte, sie müssten irgendwann auslaufen. Ich fürchte, das geht morgen so weiter.«
»Fred Swann sollte Mark Rabatt geben, wenn Sie seine Männer mit Trinken und Essen versorgen.«
Kerry wandte sich wieder ihrer Soße zu, die in einem großen Topf vor sich hin köchelte. »Ich dachte, wir essen heute Abend Nudeln mit Soße.« Flink schaltete sie beide Herdplatten aus, nahm Geschirr aus dem Schrank und deckte den Tisch.
»Die Küche schaut eigentlich gar nicht schlecht aus«, meinte Rosamund und sah sich um. Die Einrichtung bestand aus einem wilden Stilmix, nichts passte richtig zusammen. Aber im Vergleich zum Rest von Colonsay war es ein gemütlicher Aufenthaltsort.
»Hat Frederick Swann Ihnen etwa erlaubt, ihn Fred zu nennen?« In der Frage schwang leise Kritik mit.
Rosamund zuckte mit den Schultern. »Passt doch zu ihm.«
Sie ging zur Außentür hinüber und sah nach draußen auf das, was vom ehemaligen Gemüsegarten übrig geblieben war. Wild wucherte das Unkraut an den Stangen empor, die einst Bohnen-, Erbsen- und Tomatenpflanzen gestützt hatten. Auch hier gab es die purpurroten Quasten, die durch den Wildwuchs leuchteten. Rosamund hätte eigentlich ihren Namen kennen sollen, doch er fiel ihr im Augenblick nicht ein.
Die Hütte hinter der Boxdornhecke war von dieser Stelle aus bis auf den oberen Rand des Kamins nicht zu sehen. Die Kiefern hinter den alten Stallmauern aus Ziegelsteinen bildeten einen Windschutz zur Bucht, aber Rosamund konnte Straßenlärm hören. Dort, wo es früher nur Weideflächen, Schafe und Stille gegeben hatte, verlief heute eine Straße, auf der gerade die Pendler zu ihren Familien heimkehrten.
»Das Dach muss ausgebessert werden«, sagte sie. »Sie müssen vorher den Dachboden ausräumen.«
Klappernd fiel Kerry der Löffel aus der Hand. »Um Himmels willen! Wissen Sie, wie voll das da oben ist? Da wurde seit Jahrzehnten nicht mehr ausgemistet.«
»Dann wird es höchste Zeit. Wer weiß, vielleicht entdecken wir ungeahnte Schätze.«
Kerry lachte ungläubig auf. »Sollten Sie auf ein zweites Streeton-Gemälde hoffen, werden Sie mit Sicherheit eine Enttäuschung erleben. Da oben ist nur Schmutz und Staub. Nach Cosmos Tod wurden sämtliche Wertsachen verkauft. Mrs Ada behielt nur, was sie für sich selbst haben wollte. Sie war eine sparsame alte Dame.«
»Tja, zu sparsam vielleicht«, brummte Rosamund. Kerry gab darauf keine Antwort. »Denken Sie, dass es falsch von mir war, sie nicht zu besuchen?«
Jetzt war es heraus. Rosamund war fast erleichtert darüber. Nicht, dass es sie wirklich gekümmert hätte, was Kerry darüber dachte.
»Sie hatten zweifellos Ihre Gründe dafür, Mrs Markovic.«
Soll heißen, ich bin eine selbstsüchtige Zicke, interpretierte Rosamund die Antwort. Kerry Scott hatte sich dreißig lange Jahre um Großmutter Ada gekümmert, und Rosamund hatte sich nach ihrem Auszug nicht einmal mehr zu einem kurzen Besuch sehen lassen. Obwohl sie die einzige lebende Verwandte war. Vielleicht hätte Kerry Colonsay bekommen sollen, nicht sie. Als Entlohnung für ihre hingebungsvollen Dienste.
Ein Flötenvogel ließ sich auf den Resten eines alten Gewächshauses nieder. Er reckte den Hals und begann eine Melodie in die Abendluft zu trällern. Der Duft nach Geißblatt wurde auf einmal wieder stärker.
Rosie.
Rosamund fuhr herum. »Was haben Sie gesagt?«
Kerry verteilte gerade die Nudeln auf zwei Teller. Sie blickte sie durch den Dampf des heißen Gerichts an. »Nichts. Ich habe nichts gesagt, Mrs Markovic.«
Rosamund runzelte die Stirn. »Ich habe Sie aber doch gehört. Was haben Sie gesagt?«
Die ältere Frau sah ziemlich irritiert und irgendwie betroffen drein. »Mrs Markovic, ich habe kein Wort
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