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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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gesagt, ganz bestimmt nicht.«
    »Nennen Sie mich doch bitte Rosamund.«
    Kerry starrte sie für einen Augenblick an und senkte dann den Blick. »Also gut, Rosamund. Ich habe nichts gesagt. Vielleicht war es jemand da draußen, einer der Arbeiter hat eventuell etwas vergessen.«
    Es war dumm, auf der Angelegenheit zu beharren. Die Stimme war sehr deutlich gewesen und ähnelte Kerrys überhaupt nicht. Rosamund hatte sofort gewusst, dass es nicht Kerry gewesen war, hatte es aber gehofft.
    »Ja«, sagte sie schließlich. »Tut mir leid. Ich dachte, jemand hätte Rosie zu mir gesagt. Das ist mir heute schon zum zweiten Mal passiert. Ich muss mich wohl verhört haben.« Kerrys Gesicht schien sich schmerzhaft zu verziehen. »Ich bin hungrig. Können wir essen?«
    »Ich habe das Esszimmer noch nicht hergerichtet«, entgegnete Kerry lebhaft.
    »Ach, bleiben wir doch einfach hier. Ich will sowieso nicht im Esszimmer essen. Es erinnert mich zu sehr an Ada.«
    Kerrys Lippen wurden ganz schmal, aber sie sagte nichts.
    Während des Essens klingelte das Telefon. Kerry ging in die Diele und hob ab. Nach wenigen Augenblicken stand sie wieder in der Küche. »Mr Markovic möchte mit Ihnen sprechen.«
    Marks Stimme tröpfelte sanft und ölig durch den Hörer wie alter Portwein. »Rose, ich dachte, du würdest im Ort übernachten.«
    »Ich habe meine Meinung geändert.«
    »Ist das nicht zu unbequem? Kerry sagte, das Haus sei in einem schrecklichen Zustand.«
    »Das stimmt. Warum rufst du an? Willst du mich kontrollieren? Kerrys Rapport entgegennehmen? Wenn du wissen möchtest, was ich vorhabe, frag mich lieber selbst.«
    Eine Pause entstand. »Gut, das werde ich tun. Was hast du vor?«
    Sie fühlte sich versucht, ihm von der Flasche zu erzählen, von ihrem nackten Körper im Fenster, brachte aber den Mut nicht auf. »Der Bauunternehmer war da«, berichtete sie stattdessen. »Es muss eine ganze Menge gemacht werden. Ist dir klar, auf was du dich da eingelassen hast?«
    »Es ist mir egal, was es kostet.«
    Sie verspürte den Drang, ihm zu sagen, wie dumm er sich benahm, wie lächerlich es war, anzunehmen, der Besitz eines solchen Hauses würde ihn zum Nachfahren der Gründerväter machen.
    »Hast du mich deswegen geheiratet?«, hörte sie sich sagen. »Wegen meiner Abstammung? Hast du eine Ehefrau mit Herkunft gesucht, mit einem guten Stammbaum? Die gut zu teuren Anzügen und wichtigen Freunden passt? Dann musst du inzwischen ziemlich enttäuscht sein.«
    Niemals zuvor waren ihr diese Gedanken über die Lippen gekommen. Sie spürte, wie die Gefühle in ihrem Inneren regelrecht aufwallten. Marks Schweigen schien mehr zu sagen als tausend Worte. Als er endlich etwas erwiderte, klang seine Stimme ruhig, kühl, gewählt.
    »Du weißt, dass das nicht wahr ist.«
    »Ist es doch. Ich selbst, meine Person, ich bedeute dir nichts, Mark. Gib es ruhig zu.«
    »Du machst dich lächerlich. Wir sprechen später darüber, wenn ich meinen Besuch mache. Ich muss los.«
    »Wohin gehst du noch? Ich halte das nicht aus. Ich halte dieses Leben einfach nicht mehr aus!«
    »Rose, hast du getrunken?«
    Zorn erfüllte sie, bis sie explodierte. »Nein, das habe ich nicht, verdammt noch mal!«
    Sie knallte das Telefon auf den Tisch. Ihre Hand fühlte sich schweißnass an, und sie wischte sie an ihrer Jeans ab. In der Diele war es vollkommen still, kein Uhrenticken, kein Vorhangrascheln. Sie stellte sich Mark vor, wie er mit den Schultern zucken und zu seiner Verabredung gehen würde. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sie sich so einsam und verlassen gefühlt.
    Rosamund wollte eigentlich die Küche aufräumen, sozusagen als Friedensangebot an Kerry. Aber im Augenblick konnte sie ihr nicht gegenübertreten. Sie öffnete die Tür zur Bibliothek, in der sie heute mit Fred Swann gesprochen hatte, und schloss sie wieder hinter sich.
    Durch die Fenster fiel von draußen etwas Licht herein. Sie sah sich um. Wohlgefüllte Bücherregale, aus denen schon lange keiner mehr ein Buch genommen hatte, bedeckten zwei der Seitenwände. Ada war keine Literaturfreundin gewesen. Am Kamin standen zwei alte, vom langen Gebrauch etwas ramponierte Ledersessel. Rosamund fuhr mit den Fingern über die weiche Sitzfläche. Das Leder fühlte sich warm an, als ob dort gerade noch jemand gesessen und nur für einen Moment das Zimmer verlassen hätte. Der Geruch nach Holzfeuer und Zigarrenrauch hing in der Luft.
    Rosamund schnupperte. Vielleicht rauchte einer der Arbeiter. Cosmo hatte Zigarren

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