Der Fluch von Colonsay
angesehenen Journalisten gelesen, die Hand und Fuß hatten. Sie waren gut recherchiert und ausgewogen.«
»Es ist also ausgewogen, den Ruf eines Mannes zu ruinieren, sein Leben zu zerstören?«, schrie Mark.
Gary wich keine Handbreit zurück. »Unter Umständen. Wenn der Mann etwas verbirgt, was die Öffentlichkeit wissen sollte. Und mehr als ausgewogen, wenn man bedenkt, was alles nicht in den Artikeln stand.«
Mark hatte bisher schwer geatmet, doch nun schien er die Luft anzuhalten. »Was haben Sie da gesagt?«, presste er hervor.
»Sie haben es gehört, und Sie wissen genau, was ich meine. Wollen Sie, dass ich es laut ausspreche, in Rosamunds Gegenwart?« Garys Augen blitzten.
Rosamund klopfte mit ihrer Gabel gegen den Teller. »Schluss jetzt! Hört auf damit, alle beide! Wir wollen hier zu Abend essen und uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen. Mark, halt die Klappe. Und du auch, Gary.«
Der beiden Männer ließen voneinander ab. Gary sah Rosamund schuldbewusst an. »Tut mir leid«, sagte er. »Entschuldige bitte, Kerry. Das Essen schmeckt toll. Gibt’s noch mehr davon?«
Mark brauchte einen Augenblick länger, um sich zu beruhigen. Bleich saß er im Schein der Kerzen, seine Hände unablässig damit beschäftigt, an seinem Besteck, seinen Manschetten oder an der Serviette herumzunesteln. »Ja, Kerry, mir tut es auch leid. Bitte lasst uns weitermachen mit dem Essen.«
Ein wenig besänftigt verließ Kerry das Zimmer, um den Lammbraten als Hauptgang aufzutragen.
So viel Mühe, dachte Rosamund, sollte eigentlich mit witzigen Gesprächen und viel Gelächter belohnt werden. Das wäre die Art von Zusammenkunft, bei der Cosmo geglänzt hätte, und unter anderen Umständen auch Mark. Aber die Worte waren ausgesprochen und standen zwischen ihnen. Rosamund tröstete sich mehr mit dem Wein als mit dem Essen. Sie schenkte sich ständig nach, was ihr schon länger nicht mehr passiert war.
»Zephyr hat mich heute Morgen angerufen.« Gary nippte an seinem Glas und warf Rosamund über den Rand hinweg einen Blick zu. »Sie hat ziemlich lebhafte Träume.«
»Ach ja?« Rosamunds Stimme klang zögerlich. An Alice wollte sie heute Abend eigentlich nicht erinnert werden.
»Sie würde es gern noch einmal versuchen.«
»Aha.«
»Morgen.«
Marks Anwesenheit war nicht zu ändern. Er würde auf seinem Zimmer bleiben müssen, wie ein unartiges Kind. Rosamund musste lächeln.
»Morgen wäre gut.«
»Was noch einmal versuchen?« Mark sah Kerry an.
Die betupfte ihren Mund mit der Serviette. »Nun, Gary hat eine Freundin, die mit …« Sie tupfte wieder.
»Also, Mr Markovic, ich habe damit nichts zu tun.«
Mark lüpfte eine Augenbraue.
»Sie ist ein Medium«, erklärte Gary. »Sie spricht mit dem Jenseits. Vielleicht könnte sie Ihnen bei der Wiederbelebung Ihrer politischen Karriere helfen, Mr Markovic?«
Rosamund biss sich auf die Lippen.
Mark sah sie scharf an. »Ist mit diesem Unsinn immer noch nicht Schluss?« Dann wandte er sich verärgert an Gary. »Bestärken Sie sie etwa darin?«
Rosamund richtete sich auf. »Gary muss mir nicht sagen, was ich zu tun habe. Das kannst du natürlich nicht verstehen, Mark. Ich entscheide für mich selbst und tue, was ich tun muss. Deine Erlaubnis brauche ich dazu nicht mehr.«
Gary lachte laut auf und klatschte in die Hände. »Da weiß sich jemand seiner Haut zu wehren«, rief er.
Kerry rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Es gibt noch Dessert, wenn jemand möchte.«
Mark räusperte sich und gab wieder den Charmeur. »Danke, Kerry, das hört sich sehr verlockend an.«
Gary schnaubte. »Sie sind unmöglich. Ich werde auf das Dessert verzichten, Kerry, sei mir nicht böse. Ich gehe in die Bibliothek und warte auf den Kaffee.«
Er verließ das Zimmer. Kerry und Mark warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Rosamund ärgerte sich über die beiden Männer und schwieg. Sie glaubte, an der Crème Caramel ersticken zu müssen, aß sie aber brav auf. Als sie fertig waren, ging Kerry, um Kaffee zu machen, und ließ sie allein.
»Dein kleiner Paparazzo hat die Nerven verloren«, stellte Mark fest und faltete seine Serviette.
»Kannst du bitte damit aufhören, Mark? Ich bin eurer dummen Spielchen müde.«
»Ich habe nicht damit angefangen.«
Rosamund erhob sich und schob dabei ihren Stuhl zurück. Sie fühlte sich beschwipst. »Hast du Angst bekommen, Mark. Reagierst du deswegen so?«
»Nein. Sollte ich denn Angst haben?«
»Was hat Gary gemeint, als er davon sprach, dass die
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