Der Fluch von Colonsay
sechsstellige Summe verlangen könnten. Das Geld würde reichen, bis Sie Ihr Buch fertig haben.«
Gary verzog den Mund. »Nein, ich bin an Hintergrundgeschichten oder Berichten nicht interessiert. Ich bin nur gekommen, weil Rosamund davon betroffen ist. Vor dem Gesetz sind Sie ja immer noch ihr Ehemann.«
Rosamund erstarrte. Die Spannung, die bis jetzt unterschwellig gelauert hatte, war auf einmal mit Händen greifbar. »Gary«, sagte sie warnend.
Die zwei Männer beachteten sie überhaupt nicht. »Vor dem Gesetz?«, wiederholte Mark amüsiert, konnte jedoch sein Missfallen nicht ganz verhehlen. »Ja, ich bin ihr Ehemann. Vor dem Gesetz und auch sonst.«
»Das bestreite ich. Dieses Recht haben Sie verspielt.«
»Gary! Wenn es an der Zeit ist, kann ich durchaus für mich selbst sprechen. Das ist nicht der geeignete Augenblick dafür.«
Die Anspannung wich aus ihm. Sein Lächeln offenbarte Bedauern und ganz andere Gefühle. Rosamund errötete, obwohl das das Letzte war, was sie wollte, und sah wieder auf ihren Teller. Marks Schweigen fühlte sich gefährlicher an als alles, was er hätte sagen können. Warum bloß nahm ihn Gary nicht ernst?
Die Suppenteller waren leer. Kerry trug sie hinaus und brachte den zweiten Gang. Lachsrosetten mit Gemüse und Schalotten.
Rosamund goss sich Wein ein.
»Wann wird Ihr Buch veröffentlicht?«, fragte Mark sanft und trank einen Schluck aus seinem Glas. »Gibt es schon einen Erscheinungstermin?«
»Das ist im Augenblick noch offen.« Gary nahm einen Bissen Lachs. Seinen Wein hatte er nicht angerührt.
»Ich habe Freunde in der Verlagsbranche. Mit wem haben Sie denn einen Vertrag?«
Widerwillig nannte Gary einen Namen.
»Ah ja.« Mark lächelte. »Ich denke, dass Sie meiner Frau nicht alles erzählt haben. Richtig, Gary?«
Garys Augen wurden zu Schlitzen. Er war so ruhig, wie ihn Rosamund zuvor nie gesehen hatte.
»Ich glaube nicht, dass Sie das Monopol für das Verschweigen von Dingen besitzen, Mr Markovic.«
Mark lachte, überging den Seitenhieb. »Nachdem ich Ihren Namen erfahren hatte, habe ich ein paar Nachforschungen angestellt … Gary.« Er wandte sich an Rosamund. »Es sieht so aus, als ob sein Roman aus der kaum veränderten Geschichte unserer Beziehung besteht, Rosamund. Der zukünftige Premierminister und seine Frau. Seine neurotische Frau, wie es hieß, glaube ich.«
»Gary!« Rosamund sah ihm ins Gesicht. »Stimmt das?«
Er seufzte. In seinen Augen stand Bedauern. Rosamund fühlte sich betrogen. »Sie haben mich überredet. Ich sage nicht, ich hätte das nie erwogen. Ich war vor Ort und brachte das journalistische Talent mit.«
»Ein Buch über Mark und mich?«, wiederholte sie. Die Kehle wurde ihr eng. »War das alles nur – Recherche?«
Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest, sodass sie sie ihm nicht entziehen konnte. »Nein, war es nicht. Vom ersten Augenblick an, als ich dich getroffen hatte, war mir klar, dass ich das nicht machen konnte. Dass ich es nicht machen würde. Denk nach, Rosamund, bitte. Er versucht, mich in deinen Augen herabzusetzen. Lass das nicht zu. Ich könnte dich niemals verletzen, das weißt du.«
Rosamund standen Tränen in den Augen. Er wollte sie dazu bringen, ihm zu glauben, ihn zu verstehen. Sein Blick war liebevoll. Sie entspannte sich etwas. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?« Ihre Stimme klang verletzt.
»Ich hätte es dir erzählt, wenn ich damit weitergemacht hätte«, sagte er. »Aber ich habe meinem Verleger abgesagt. Der Vertrag ist aufgelöst. Ich gebe ihm sein Geld zurück, sobald mir Enderby etwas geliehen hat.«
Mark schüttelte den Kopf. »Du glaubst ihm? Er verarscht dich, Rose. Er ist Journalist! Wahrscheinlich wusste er auch von der Kampagne gegen mich. Die stecken doch alle unter einer Decke.«
»Ich wusste, dass etwas im Busch war«, sagte Gary und legte sorgsam seine Gabel ab. »Ich wusste aber nicht, worum es genau ging.«
»Sie hätten Rosamund warnen können.«
»Wieso?« Gary sah ihm gerade ins Gesicht. »Sie hat doch nichts damit zu tun.«
»Wie bitte? In den Zeitungen werden lauter Lügen über uns beide verbreitet, und sie soll damit nichts zu tun haben?« Marks Gesicht war zornig, seine Verärgerung hatte sich endlich Bahn gebrochen.
»Mark«, setzte Rosamund an.
»Bei den Lügen ging es um Sie, nicht um Rosamund. Wenn es überhaupt Lügen waren. Es mag schon sein, dass es die Regenbogenpresse in ihrer Sensationsgier übertrieben hat. Aber ich habe ein paar Berichte von
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