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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Zugeständnis an Kerry war die Frisur. Sie hatte ihr dunkles Haar hochgesteckt. Ein Versuch, Ambrosines Frisur auf dem Porträt zu kopieren. Das Endergebnis kam dem Vorbild sehr nahe. Der Spiegel zeigte ihr eine Frau mit geheimnisvoll verschleierten Augen.
    Ein lautes Klopfen an der Eingangstür riss sie aus ihren Träumen. Sie ging zum Fenster. Garys Wagen stand vor dem Haus, halb verdeckt von dem Holzstapel und dem Sperrmüll, der auf seinen Abtransport wartete.
    Gary! Was um Himmels willen wollte der denn hier? Der Gedanke an Mark und Gary in trauter Zweisamkeit machte ihr Angst. Schnell schlüpfte Rosamund in ihre Schuhe und eilte zur Schlafzimmertür. Unten stand Kerry mit Gary in der Eingangshalle. Beide sahen zu ihr hoch, als sie die Treppen hinabging. »Gary kommt gerade aus dem Krankenhaus«, sagte Kerry erleichtert. »Der arme Kerl, der vom Gerüst gestürzt war, wird wieder ganz gesund werden. Ist das nicht schön, Rosamund?«
    Rosamund nickte und sah Gary an. »Ja, das ist wirklich schön«, sagte sie ruhig. »Du hättest einfach anrufen können.«
    »Ich war auf dem Heimweg, und Colonsay liegt praktisch an der Strecke. Da dachte ich, ich schaue kurz herein. Ist das in Ordnung?«
    Ihm waren anscheinend die Folgen bewusst, die sein Besuch haben konnte. Rosamund hatte das Gegenteil befürchtet. Sie hatte ihm eine Hand auf den Arm gelegt, um ihn in Richtung Tür zu dirigieren, als Mark aus der Bibliothek kam. Rosamund ließ die Hand fallen. Mark blieb stehen, spürte wahrscheinlich die Spannung. Dann kam er mit seinem Politikerlächeln auf sie zu.
    »Gary. Möchten Sie uns Gesellschaft leisten? Ich glaube, Kerrys Abendessen reicht für eine ganze Fußballmannschaft.«
    »Gary hat uns gerade die gute Nachricht überbracht, dass der Arbeiter, der verletzt wurde, wieder völlig in Ordnung kommen wird«, sagte sie mit gespielter Fröhlichkeit.
    »Sehr schön«, entgegnete Mark immer noch lächelnd.
    »Er kann leider nicht bleiben. Das ist doch so, Gary?«
    »Oh, aber wenn Sie doch schon einmal hier sind …« Mark hob fragend eine Augenbraue.
    Kerry räusperte sich nervös und wich Rosamunds Blick aus. »Es ist wirklich genug zu essen da, Gary.«
    Gary sah Rosamund ebenfalls nicht an. »Danke, dann bleibe ich, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Überhaupt nicht«, fiel Mark ein. Er wandte sich an Rosamund. »Es macht uns gar nichts aus, nicht wahr, Rosamund?«
    Ab diesem Augenblick war sie sich sicher, dass Mark zu ihrem Leidwesen genau wusste, was er tat.
    »Geht ihr drei schon mal rein. Ich hole die Suppe.« Kerry flüchtete in die Küche.
    Rosamund wollte ihr folgen, aber Mark packte sie mit einem vorgeblich sanften Griff am Arm und bugsierte sie ins Esszimmer. »Du schaust toll aus, wenn du die Haare so trägst, Rosamund.« Seine Stimme schmeichelte ihr, eine Meisterleistung der Schauspielkunst. Er zog ihr an der Mitte des Tischs einen Stuhl heraus. Rosamund setzte sich. Mark nahm am Kopfende Platz.
    »Ja, wirklich beeindruckend«, fügte Gary hinzu und setzte sich ans andere Ende des Tisches.
    Kerry kam mit der Terrine und teilte die Suppe aus, die sehr einladend duftete. »Ein klare Hühnerbrühe«, sagte sie. »Das Rezept stammt aus einem alten Kochbuch und gehört zu einem Abendessen für fünfzehn Personen. Ich musste die Mengen etwas reduzieren.« Sie klang fast enttäuscht.
    Kerry hatte die Kerzen in den glänzenden Leuchtern angezündet. Rosamund versuchte, nicht an die Kosten zu denken. Die Flammen flackerten in einem leichten Luftzug. In Colonsay zog es eigentlich in jedem Zimmer.
    Mark machte Kerry ausgiebige Komplimente zu ihrer Suppe. Sie errötete. Rosamund bemerkte fast ungläubig, dass er es einfach nicht lassen konnte. Gary agierte als stummer Beobachter. Sein gesundes, sportliches Aussehen kam ihr in diesem förmlichen Rahmen irgendwie fehl am Platz vor.
    Als er sich über seinen Suppenteller beugte, traf sein Blick auf Rosamunds besorgt wirkendes Gesicht. Er zwinkerte.
    »Hat dein Boot den Sturm gut überstanden?«, fragte sie.
    »Ja, der Liegeplatz ist bei Südwest ziemlich geschützt.«
    Danach herrschte unbehagliches Schweigen. Kerry sah in ihren Teller, Mark betrachtete die Kerzen.
    »Stimmt es, was die Zeitungen schreiben?«, fragte Gary kaltblütig.
    Mark ließ den Löffel sinken. »Teilweise. Jedenfalls ist genug Wahres daran, um es aufzublasen. Warum? Wollen Sie mich interviewen, um die Hintergrundgeschichte zu liefern? Ich halte es für vorstellbar, dass Sie dafür eine

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