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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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waren die Treppen zu viel. Dadurch ist alles noch mehr herunterge-kommen.«
    Langsam stiegen sie die Treppe hinauf. »Das Haus fühlt sich irgendwie anders an«, flüsterte Kerry. »Ich bin mir sicher, dass sich etwas geändert hat, seit Mrs Ada nicht mehr da ist.«
    Rosamund war todmüde, brachte aber trotzdem noch die Energie für eine Frage auf. »Was meinen Sie mit anders?«
    Die Frage schien für Kerry schwierig zu beantworten. »Anders eben«, meinte sie nur.
    In Rosamunds Zimmer war es still. Ein Hauch von Geißblatt lag in der Luft und verschwand. Sie fühlte sich total erschlagen, ging um den Mörtelhaufen auf dem Fußboden herum, stieg ins Bett und löschte das Licht.
    Oben schien es ruhig zu bleiben. Sie schloss die Augen und schlief sofort ein.

6
    Alice ließ sich auf den Hocker fallen und hielt die Luft an. Ihre Füße schmerzten so sehr, dass sie sich fragte, ob sie wohl je wieder würde laufen können. Die Gäste des Abendessens waren inzwischen entweder zu Bett gegangen oder hatten sich mit einem Glas Portwein und einer Zigarre in die Bibliothek zurückgezogen. Premierminister Barton befand sich mit Cosmo dort im Gespräch; das laute Lachen der Männer war manchmal bis in die Küche zu hören.
    Mrs Gibbons hielt das Essen für einen vollen Erfolg. Die Augen der Aushilfsbedienungen aus der Stadt waren mit jedem servierten Gericht größer und größer geworden, und die Gäste lobten jeden neuen Gang.
    »Natürlich ist die Bewirtung berühmter Persönlichkeiten für uns nichts Außergewöhnliches«, brüstete sich sogar Meggy hochnäsig.
    »Das genügt«, warf Mrs Gibbons in scharfem Tonfall ein. Sie legte gerade letzte Hand an das kunstvoll aufgetürmte rosa Gelee mit gezuckerten grünen Trauben. Alice lief das Wasser im Mund zusammen.
    Sie lehnte sich mit dem Rücken gegen einen großen Krug mit Seifenlauge und schloss übermüdet die Augen. Meggy war bereits schlafen gegangen. Nicht einmal Mrs Gibbons hatte noch die Kraft für einen Besuch bei Harry Simmons und war zu ihrer Hütte gewatschelt. Nur Alice war noch übrig.
    Sie sollte auch schlafen gehen, brachte aber irgendwie nicht die Kraft dazu auf. Das Feuer im großen Herd war in sich zusammengesunken, verbreitete aber eine angenehme rauchige Wärme. Ein schlaftrunkener, gedämpfter Aufschrei klang von oben. Alice musste an das vergangene Frühjahr denken, als Bertie sie alle mit seinen Schreien wach gehalten hatte.
    »Kein Wunder, dass er Albträume hat«, hatte Meggy festgestellt und die Augen verdreht. »Wenn ihn sein Vater bei einem solchen Wetter mit hinaus zum Segeln nimmt.«
    Cosmo war mit dem Boot hinausgefahren, hatte Ada und Bertie mitgenommen. Ada liebte das, hielt das Gesicht in den Wind, sodass ihr die Haare wild um den Kopf flatterten. Bertie war nur steif und mit weißem Gesicht dagesessen. Er wurde prompt am Pier von Clifton Springs abgesetzt. Cosmo hatte empört reagiert.
    »In diesem Alter habe ich mich vor gar nichts gefürchtet.«
    Kurze Zeit später saßen Cosmo und Ambrosine beim Tee im Wohnzimmer. Alice machte Feuer im Kamin, das bald knackend und knisternd Wärme verbreitete. Auf dem Tisch standen feine Sandwiches, Scones mit Brombeerkonfitüre und ein Biskuitkuchen mit Marzipanüberzug. Der aromatische Duft des Kaffees verbreitete sich im ganzen Zimmer. Alice schob mit dem Schürhaken ein Holzscheit tiefer ins Feuer. Von der plötzlich aufsteigenden Hitze tränten ihr die Augen.
    »Die See in der Bucht war ziemlich rau.« Ambrosines sanfte Stimme klang weder tadelnd noch verärgert.
    Cosmo trank von seinem heißen Kaffee und nahm sich ein Sandwich. »Der Junge muss ein bisschen mehr Mut beweisen«, entgegnete er mit vollem Mund. »Es hat keinen Zweck, ihn dauernd in Schutz zu nehmen.«
    Ambrosine nippte an ihrer Tasse, das schöne Gesicht völlig unbewegt. Alice fühlte auf einmal, wie ihre Hände zitterten. Es ist ihr egal, dachte sie empört. Es ist ihr einfach egal.
    »Wenn der Südwester das nächste Mal bläst, nehme ich ihn wieder mit«, fuhr Cosmo fort. »Das sollte ihn auf die richtige Bahn bringen.« Er lachte. »Hab ich dir eigentlich schon mal erzählt, wie Alice’ Vater mir das Leben gerettet hat?«
    Ambrosine lächelte kaum merklich.
    »Das war ein tapferer Kerl. Er hatte vorher das Boot für mich neu gestrichen. Als Belohnung nahm ich ihn mit. Hat mich dann wieder an Bord gehievt, als ich schon dachte, es sei aus mit mir. Wir liefen gerade Höhe, als eine Bö ins Segel einfiel und mir der Mastbaum von

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