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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Schultern. Vorsichtig traten die beiden Frauen in den Flur. Der Mond schien; sein Licht fiel durch das zerbrochene Buntglasfenster am Ende des Korridors auf den abgetretenen Läufer. Es herrschte absolute Stille; nicht einmal die normalen Geräusche des alten Hauses waren zu vernehmen. Und es war eiskalt. Rosamund zitterte schon wieder. Sie fühlte Kerrys warmen Atem auf ihrer Wange, weil sie ganz eng beieinander standen.
    Vom Treppenabsatz aus blickten sie hinunter in die Eingangshalle. Es war dunkel dort unten, abgesehen vom schwachen Lichteinfall durch die helleren Quadrate des Buntglases neben der Tür. Irgendwo zirpte eine Grille. Kerry betätigte den Lichtschalter.
    Der sanfte Schein der Dielenbeleuchtung wirkte tröstlich. Sie hielten einen Augenblick inne und betrachteten ihre Umgebung aufmerksam. Alles sah so aus, wie Rosamund es in Erinnerung hatte: die verschlossene Eingangstür mit der vorgelegten Kette, das Telefon auf dem Flurtischchen, ein paar an die Wand gelehnte Bretter. Nichts hatte sich geändert. Auf den bloßen, abgenutzten Bodendielen sah man überall den getrockneten Schlamm der Stiefelabdrücke, wo Freds Arbeiter den ganzen Tag hin- und hergegangen waren. Zwischen den großen Abdrücken gab es kleinere Spuren, die ein unregelmäßiges Muster bildeten. Hatte einer der Arbeiter einen Hund?
    Da krachte es wieder. Über und hinter ihnen. Das Geräusch kam eindeutig vom Dachboden, nur dass es sich hier gedämpfter anhörte, eher heimtückisch, wie eine Warnung. Kerry schob sofort ihren Arm unter Rosamunds, und sie gingen schnell die Treppe hinunter. Trotz der Umstände amüsierte das Rosamund. Kerry hatte sie sonst nie berührt, und jetzt hielten sie quasi Händchen.
    Rosamund ging zum Telefon und nahm den Hörer in die Hand. Erleichtert nahm sie das Freizeichen wahr und blickte auf die Telefonliste vor ihr an der Wand. Polizei. Es läutete zweimal, bevor abgenommen wurde.
    Kerry hielt sich so nah wie möglich bei ihr und hörte zu. Alle paar Sekunden lugte sie die Treppe hinauf. Die Stille dort oben war fast mit Händen zu greifen. Lauernd. Rosamund legte auf, und Kerry flüsterte: »Sollten wir nicht lieber draußen warten?«
    Rosamund bibberte in der Kälte. »Wir warten neben der Eingangstür.«
    Wieder ein Krachen. Laut. Das Geräusch hallte von den Wänden wider und ließ sie erzittern. Das Geschirr in der Küche klirrte, als das Haus erbebte. Einmal, zweimal, dreimal. Oben donnerte etwas zu Boden. Rosamund hörte das Geräusch von splitterndem Glas. Der Druck auf ihrer Brust schnürte ihr die Luft ab. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich so gefürchtet.
    Kerry fummelte an der Türkette herum und dann am Riegel. Endlich öffnete sich die Eingangstür. Die Luft brachte den Geruch von nasser Erde und Salzwasser mit sich. Der Wind hatte sich gelegt, und weißer Nebel lag gespenstisch in den Senken. Die Dunkelheit schien undurchdringlich und ebenso erschreckend wie das Ding auf dem Dachboden.
    Sie blieben im Türrahmen stehen, gefangen zwischen zwei Übeln.
    Die Polizei traf sieben Minuten nach Rosamunds Anruf ein. Jede Einzelne davon hatten sie auf Kerrys Armbanduhr verrinnen sehen. Als endlich die Autoscheinwerfer in der Einfahrt auftauchten und die Front des Hauses hell erleuchteten, waren sie sehr erleichtert.
    »Wo ist er?«, fragte der junge Polizist, kaum dass er vor ihnen stand. Er zitterte auch und zog sich gerade einen Parka an.
    »Auf dem Dachboden.«
    »Haben Sie jemanden gesehen?«
    Kerry und Rosamund wechselten Blicke. »Wir haben nicht nachgeschaut.«
    Dazu sagte er nichts und wartete auf seine Partnerin, eine Frau mit kurzen schwarzen Haaren. »Wo ist der Dachboden?«, fragte sie und blickte die Treppe nach oben.
    »Am Ende der Treppe ist auf der rechten Seite eine Tür, die zum Westflügel führt. Die erste Tür dahinter führt zur Dachbodenstiege.« Kerry zog sich die Strickjacke enger um den Körper. »Es gibt dort oben kein Licht. Sie brauchen eine Taschenlampe.«
    Mit der Lampe aus dem Auto bewaffnet, stiegen die beiden Polizisten die knarrenden Stufen empor. Die Frau lachte über etwas, was ihr Kollege sagte. Eine Tür klappte. Rosamunds Herz rutschte ihr in die Kniekehlen. Die beiden tauchten wieder oben an der Treppe auf, grau von Staub und mit Spinnweben in den Haaren, und starrten auf die beiden Frauen hinunter. »Nichts.«
    »Nichts?« Rosamund sah sie ungläubig an, ihr Gesicht bleich und angespannt. »Das verstehe ich nicht. Wir haben beide die Geräusche

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