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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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noch einer der anderen Arbeiter das Loch im Verputz zuspachteln.
    Rosamund bürstete sich nach dem Duschen gerade die Haare, als es an der Schlafzimmertür klopfte.
    »Hallo, Mrs Markovic«, sagte Gary Munro. »Ich soll die Decke reparieren.«
    Seine Augen sahen genauso aus, wie sie sie in Erinnerung hatte. Gesenkte Lider, blau, verschleierter Blick. Sein Haar kam ihr allerdings noch lockiger vor. Er war größer als sie und sah wesentlich fitter aus.
    »Ich hatte mit einem Gipser gerechnet«, sagte sie verdutzt.
    »Passt schon. Ich kann alles.«
    »Ich dachte, Sie schreiben Bücher.«
    »Das auch.«
    »Hoffentlich nicht gleichzeitig.«
    Er lachte, und damit verschwand jede Ähnlichkeit mit dem mürrischen Jungen, den sie einst gekannt hatte. »Kann ich reinkommen, Rosamund?«
    Sie öffnete die Tür, und er trug eine Leiter herein und stellte sie unter das Loch in der Decke. Sie beide starrten nach oben, dahin, wo früher die zarte Stuckrosette gewesen war. »Macht nicht viel Sinn, da allzu viel Arbeit reinzustecken«, sagte er. »Die Balken müssen ausgetauscht werden, vielleicht muss man sogar die ganze Decke neu einziehen. Ich mache es nur zu, sodass die Spinnen nicht mehr durchkommen.«
    Sie sah ihm beim Arbeiten zu, wohl wissend, dass sie ihn besser allein ließe. Ihm schien das nichts auszumachen. Er hing seinen eigenen Gedanken nach, und so schwiegen sie eine ganze Weile. Rosamund stellte sich Gary vor, wie er früher ausgesehen hatte. Spillerig, unordentlicher Haarschopf, hängende Mundwinkel. Nicht zu glauben, dass sich der Junge so gemausert hatte. Was war ihm wohl in der Zwischenzeit alles widerfahren? Das interessierte sie, doch sie wollte ihn nicht fragen.
    Schließlich reichte es ihr, und sie fragte einfach. »Wann hast du diese Arbeiten gelernt?« Sie fühlte sich erleichtert, die Sprache wiedergefunden zu haben.
    Er arbeitete weiter. »Bevor ich auf die Uni gegangen bin. Ich habe für eine Baufirma gearbeitet, stundenweise. Hat meinem Bankkonto mehr genutzt als Englische Literatur und Philosophie, das kannst du mir glauben.«
    Sie lächelte. »Kerry sagte mir, du hättest bei der Zeitung aufgehört, um einen Roman zu schreiben.«
    »Richtig. Wir haben uns lang nicht gesehen, Rosamund.«
    »Ja.«
    Er schaute auf sie herunter und lächelte. Sie waren keine dicken Freunde gewesen, und trotzdem … Er wusste von ihrer Vergangenheit, und das machte ihn fast zu einem Familienmitglied. Sie spürte eine gewisse Vertrautheit, musste ihm nichts erklären. Das war ein neues Gefühl für sie.
    »Ich habe von dem Lärm neulich nachts erfahren«, sagte er, während er seine Ausbesserung begutachtete.
    »Du meinst den Krach, den wir gehört haben? Die Polizei meinte, dass die Ursache vielleicht bei den Elektroleitungen zu suchen sei.«
    Er zuckte mit den Schultern und stand dabei ganz locker auf der Leiter. Jahrelange Übung wahrscheinlich.
    »Schwer zu sagen. Vielleicht. Hast du seitdem noch mal etwas gehört?«
    »Nein«, gab sie zu.
    »Tja, vielleicht war es das dann.«
    Sie hatte gehofft, er wüsste vielleicht eine Antwort. In den letzten Tagen war alles ruhig geblieben auf Colonsay. Kerry hatte die Erinnerung an den Vorfall offensichtlich aus ihrem Gedächtnis gelöscht, aber Rosamund war dazu nicht in der Lage. Sicher war sie froh, dass sich das Ereignis nicht wiederholt hatte. Sehr froh sogar. Das hatte sie auch dem Polizisten gesagt, als der am folgenden Morgen angerufen hatte. Aber es lag etwas in der Luft, abwartend, drohend. Darüber hatte sie jedoch nichts erzählt. Sogar Kerry stellte fest, dass sich das Haus irgendwie anders anfühlte.
    »Geschafft.« Garys Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
    Rosamund blickte nach oben. Er war fertig. Für einen Augenblick trauerte sie der rosa Lilienlampe und der Stuckrosette nach, schob den Gedanken jedoch sofort zur Seite. Wenn Gary recht hatte, musste die Decke wahrscheinlich ohnehin erneuert werden.
    »Danke.«
    Er kletterte die Leiter herunter und klappte sie zusammen. An der Tür drehte er sich noch einmal um und sah sie fragend an. »Warum bist du zurückgekommen, Rosamund?«
    Sie suchte gerade in ihren Taschen nach einer Zigarette und bedachte ihn mit einem verblüfften Blick. »Wie meinst du das?«
    »Ich habe es immer gehasst, wenn ich meinen Großvater nach Colonsay begleiten musste. Zu dir und dieser verrückten Alten. Das Haus kam mir vor wie in einem Horrorfilm. Ich habe immer damit gerechnet, dass etwas Furchtbares passieren würde.«
    Rosamund wusste

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