Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
aus, als sie aus der Wanne stieg, und hielt sich an dem rosa Waschbecken fest, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Ihre Augen im beschlagenen Spiegel sahen verzerrt und verängstigt aus.
    Bumm! Über ihrem Kopf hallte das Krachen nach. Ein-, zwei-, dreimal. Rosamund fummelte mit nassen Händen am Türgriff herum und riss die Tür auf. Die Dämmerung brach mit einem spektakulären Farbenspiel aus Purpur, Lila und Violett herein, das durch das Buntglasfenster in den Flur geworfen wurde. Seine Schönheit durchdrang sogar Rosamunds Furcht. Sie blieb verwirrt stehen, das Wasser tropfte von ihrem Körper auf den ausgebleichten Läufer.
    Noch ein Krachen – so laut wie der Schlag eines riesenhaften Hammers. Das Glas des Fensters schien aufzuleuchten, zu splittern. Rosamund rannte Richtung Treppe.
    »Rosamund!« Kerrys panische Stimme kam aus der Eingangshalle. »Rosamund, alles in Ordnung?«
    »Ja.« Ihre Stimme glich einem ängstlichen Quieken. Das Krachen kam wieder, stetig und lauter als vorher, bis das ganze Haus unter ihren Füßen zu schwanken schien. Ein Schrei stieg in ihrer Kehle auf, den sie nicht unterdrücken konnte.
    Rosie! Ein schmerzvolles Stöhnen umfing sie.
    Rosamund rutschte die Stufen hinunter, fiel auf die Schienbeine und griff nach dem Geländer, um zu verhindern, dass sie kopfüber die Treppe hinunterstürzte. Kerry zog sie hoch, stützte sie und schleppte sie in die Küche. Kaum waren sie drinnen, warf sie die Tür zu und schloss ab. Dann standen sie nebeneinander und starrten auf das blanke Holz, kaum in der Lage zu atmen. Oben vom Dachboden erklang weiterhin das donnernde Krachen.
    »Gary Munro rief gerade an, als es anfing«, sagte Kerry. »Er ist auf dem Weg hierher.«
    Die krachenden Schläge folgten in immer kürzerem Abstand, wie in einer Ekstase des Wahnsinns. Sie klangen hohl und hallten wider, als ob sie vom Rand eines tiefen Abgrunds kämen. Rosamund legte die Hände über die Ohren und kniff die Augen fest zusammen. Es kam ihr vor, als müsste jeden Augenblick das ganze Haus zusammenstürzen, zertrümmert in kleinste Einzelteile.
    Das Krachen hörte so plötzlich auf, wie es begonnen hatte.
    Die unerwartete Stille schien unerträglich.
    »Es hat aufgehört! Es ist weg!«, kreischte Kerry mit hysterisch schwankender Stimme.
    »Wirklich?« Rosamund traute sich nicht, sich zu bewegen, aus Angst, damit könnte sie eine erneute Attacke auslösen.
    Lautes Klopfen an der Eingangstür ließ die beiden Frauen zusammenzucken.
    ***
    »Das war aber nett von Mrs Cunningham«, rief sie bei ihrem Anblick. »War das nicht wirklich nett von ihr?« Mira lehnte sich zurück, die Hände im Schoß gefaltet, und beäugte Alice’ Schuhe. Die hellbraunen Knöpfstiefeletten hatten ein Vermögen gekostet. Und sie passten perfekt.
    Mr Parkin hatte sie nur aus der Ferne betrachtet, als würden sie unkalkulierbare Gefahren bergen.
    »Ich sagte, dass es …«
    »Ich habe dich schon verstanden, Frau. Ja, sind ziemlich hübsch, die Dinger«, gab er brummig zu. Alice war bewusst, dass ihr Vater Ambrosine nie öffentlich kritisieren würde. »Was ist mit den anderen passiert? Das war ein perfektes Paar Stiefel, die mich fünf Schillinge gekostet haben.«
    »Das weiß ich doch, Vater. Ich habe sie aufgehoben. Sie sind jetzt mein Ersatzpaar.«
    Das besänftigte ihn ein wenig. Sie konnte ihm nicht sagen, dass sie die Stiefel an Meggy weitergegeben hatte.
    Ihre Eltern fanden es überhaupt nicht verwunderlich, dass Ambrosine einem Dienstmädchen ein neues Paar Stiefel gekauft haben sollte. Sie fanden es im Gegenteil ganz normal, ein Beweis ihrer Güte und Zuneigung.
    Wenn die wüssten, dachte Alice verbittert.
    ***
    Gary trug Jeans und einen Parka. Sein Haar hing ihm in wilden Locken um den Kopf. Er blickte Rosamund in ihrem nassen Bademantel verwundert an, sagte aber nichts dazu. »Wo kam der Lärm her?«
    »Vom Dachboden.«
    Er drängte sich an ihnen vorbei und die Treppe hinauf. Licht fiel aus der offenen Badezimmertür und erleuchtete den Flur mit einem sanften Schein. Es war seit ihrer wilden Flucht nur wenig Zeit vergangen, obwohl es Rosamund wie eine Ewigkeit vorkam. Ihr Kopf schmerzte, und wieder überfiel sie die Erschöpfung. Ein Zustand, an den sie sich fast schon gewöhnt hatte.
    Sie und Kerry warteten unten, lauschten in die Stille, fürchteten, dass das Chaos jeden Moment wieder über sie hereinbrechen könnte. Gary kehrte nach kurzer Zeit aus dem Westflügel zurück und kam schnell die Treppe herunter.
    Über

Weitere Kostenlose Bücher