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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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ihren gespannten Gesichtsausdruck musste er lächeln. »Nichts«, sagte er. »Zieh dir um Himmels willen was an, Rosamund.«
    Rosamund zögerte, ihre Hand lag auf dem Treppengeländer. Kerry stand ihr bei. »Ich komme mit«, wisperte sie, obwohl sie nicht glücklich über dieses Angebot schien.
    Oben schlüpfte Rosamund rasch in ihren roten Pullover und die Jeans. Als sie ein paar Minuten später wieder in der Küche erschienen, rubbelte sie noch immer ihre Haare trocken. Gary war dabei, löslichen Kaffee aufzugießen, und stellte Becher, Zucker und Milch auf den Tisch. Er blickte von Kerry zu Rosamund.
    »Sollten wir nicht die Polizei anrufen?«, flüsterte Kerry und beugte sich über den Tisch näher zu ihm hin.
    Gary seufzte. »Da oben war nichts.«
    »Da muss aber etwas sein!«
    »Alte Häuser haben ein Eigenleben und machen Geräusche«, sagte er zögernd.
    »Aber, verdammt noch mal, doch nicht solche«, stieß Rosamund mit zitternder Stimme hervor. Sie stützte ihren Kopf in ihre Hände. »Es war entsetzlich. Was hat das bloß zu bedeuten? Was will es von uns?«
    »Tja.« Gary klang, als hätte er diese Frage erwartet. Sie linste durch ihre Finger und legte die Hände dann vorsichtig wieder auf den Tisch. Er beobachtete sie wie eine Katze die Maus. Abwartend. Geduldig.
    »Du weißt etwas«, hauchte sie. »Das stimmt doch, oder?«
    »Ich habe dir erzählt, dass ich dieses Haus immer gehasst hatte. Aber du hast mich nicht nach dem Grund gefragt.«
    »Hast du das Krachen auch schon mal gehört?«
    Er lächelte freudlos. »Ich habe etwas gehört, etwas gesehen und etwas gespürt.«
    »Etwas?« Rosamund spürte, dass sie auf den Armen Gänsehaut bekam, und rieb mit ihren Händen darüber.
    »Ich habe einmal einen Mann gesehen, in der Bibliothek.«
    »Wirklich?«
    Er schnaubte und trank von seinem Kaffee. Kerry sah von einem zum anderen und bewegte dabei ihren Kopf, als beobachtete sie ein Tennismatch. Sie räusperte sich.
    »Willst du damit sagen, dass es hier spukt, Gary? Das kann ich nicht glauben. Ich weigere mich, so etwas zu glauben. Tut mir leid, aber ich habe dreißig Jahre hier gewohnt und nie etwas entdeckt, was auch nur im Entferntesten an einen Geist erinnert hätte. Ich will damit nicht sagen, dass es keine Tragödien gegeben hätte, die gibt es überall. Aber es gab in Colonsay nie irgendwelche übernatürlichen Vorfälle. Da hat schon Mrs Ada dafür gesorgt.«
    Rosamund musste lachen. Kerry ging darüber hinweg, ihr Gesicht rot von der Anstrengung einer solchen Rede. Gary griff zu ihr hinüber und nahm ihre Hand in die seine.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, sagte er. »Ich versuche ja auch nur, etwas zu erklären, für das es wahrscheinlich keine Erklärung gibt. Ich weiß nicht, ob es Geister gibt, und ich weiß auch nicht, was sich hier in Colonsay herumtreibt. Irgendetwas ist aber definitiv da. Rosamund weiß das, verstehst du? Oder willst du behaupten, ihr hättet euch das alles nur eingebildet?«
    Das hätte sie nur zu gern getan. Aber als sie Gary in die Augen blickte, wusste sie, dass es kein Entrinnen gab. »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie matt.
    »Ich weiß es nicht. Nichts.« Er beobachtete sie aufmerksam. »Ich bleibe heute Nacht hier.« Da weder Rosamund noch Kerry Einwände erhoben, fuhr er fort: »Ich habe ein paar Sachen im Auto.«
    »Aha, du hast dich vorbereitet.« Das konnte sich Rosamund nicht verkneifen.
    »Ich war bei meinem Boot. Von dort wollte ich ein paar Sachen mit nach Hause nehmen, und die sind noch im Wagen. Okay?«
    Rosamund nickte und senkte den Kopf. Die Erschöpfung durchdrang ihren ganzen Körper. Sie bemerkte kaum, dass Gary aufstand und hinaus in die Nacht ging. Da umfasste eine warme Hand die ihre, und als sie aufsah, beobachtete Kerry sie mit einer Mischung aus Unbehagen und Entschlossenheit.
    »Rosamund, ich weiß nicht, ob du davon gehört hast. Gary hat in Melbourne eine Art Zusammenbruch erlitten. Deswegen hat er seinen Job bei der Zeitung aufgeben und ist zurückgekommen. Du solltest nicht alles glauben, was er sagt. Und ich denke, du solltest ihn auch nicht in seiner Vermutung bestärken, dass es in Colonsay spukt.«

8
    Ich denke, wir alle begreifen, wie notwendig es ist, Australien für die Weißen zu erhalten. Zwar verstehe ich die Argumente unserer Verbündeten aus dem Norden, die Arbeiter für ihre Zuckerrohrplantagen benötigen. Wir müssen jedoch das große Ganze im Auge behalten. Wenn wir jedem die Einwanderung gestatten, werden wir

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