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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Einige der Patienten waren kaputter und schwieriger zu reparieren als andere, die nur einen neuen Aufziehgummi brauchten.«
    Sein Lächeln verschwand.
    »Jedenfalls, da gab es diese Frau. Ich weiß nicht, was ihr widerfahren war, aber sie umgab eine Art Aura, die ein Gefühl bei mir hervorrief … Irgendwie strahlten Leid und Schmerz wellenförmig von ihr aus. Wenn es dir gut ging und du dich neben sie gesetzt hast, warst du innerhalb einer Minute total depressiv und am Boden zerstört. Genauso ist es mir früher mit Colonsay gegangen. Da hing etwas in der Luft, ich weiß auch nicht, wie eine schwarze Wolke! Und sobald du drin warst, hat dir die Schwärze die Freude am Leben geraubt. Das war unglaublich.«
    »Das ist mir nie so gegangen.« Rosamund war gleichzeitig fasziniert und neugierig. »Fühlst du dich hier immer noch so?«
    Langsam schüttelte Gary den Kopf. »Nein. Zumindest nicht, als wir mit der Arbeit angefangen haben. Aber es kommt langsam wieder. Es ist nur noch nicht stark genug, um mir etwas auszumachen. Eher so wie ein Kitzeln an den Fußsohlen.«
    Sie schwiegen eine Weile. Ein Flötenvogel saß auf der Boxdornhecke, beobachtete sie mit schräg gelegtem Kopf und hoffte auf einen Leckerbissen. Er wartete einen Moment, hüpfte dann auf den Boden und kam näher. Offensichtlich traute er ihnen nichts Böses zu.
    Genauso geht es mir mit Gary, dachte Rosamund. Ich vertraue ihm. Und ich denke, das ist richtig so. Er ist ein Einzelgänger wie ich auch. Er kämpft genauso um seinen Platz im Leben. Und er ist tief verletzt worden. So wie ich.
    Der Klang ihrer Stimme überraschte sie. »Schon als Kind hörte ich Stimmen. Ich habe mich gar nicht mehr daran erinnert, aber Kerry weiß es noch. Sie sagt, Großmutter Ada hätte ihr davon erzählt. Offensichtlich habe ich mich von ihnen freigemacht, als ich herangewachsen bin, oder sie haben einfach so aufgehört.« Ein Schauder lief ihr den Rücken hinunter. »Und nun sind sie wieder da.«
    »Nein.« Gary sah sie ganz komisch an. »Du bist wieder da. Du bist zurückgekommen, Rose. Du hast die schlafenden Geister in Colonsay geweckt. Das Haus hat sich seit deiner Rückkehr verändert. Ich habe das gespürt und Kerry auch. Was auch immer es ist, es war schon immer hier. Es konnte sich nur zwischenzeitlich nicht bemerkbar machen. Bis jetzt. Deine Ankunft hat das bewirkt.«
    Rosamund starrte ihn an. Er hatte recht. Die Wärme verschwand, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. »Aber warum denn bloß?«, wisperte sie.
    Gary schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich habe eine Freundin, die sich mit solchen … Dingen beschäftigt. Sie sagt immer, dass es arrogant sei, zu glauben, es gäbe nur eine Wirklichkeit. Manche Menschen haben eine besondere Begabung – sie können durch den sonst undurchdringlichen Schleier hindurchblicken, der die verschiedenen Wirklichkeiten voneinander trennt. Vielleicht gehören wir beide zu diesen Glücklichen«, fügte er ironisch hinzu.
    Am Nachmittag verschwand Gary für ein paar Stunden und kam mit einer Tüte voll Sachen wieder, die er im örtlichen Baumarkt gekauft hatte: Schnur, Bindfaden, Klammern, Haken und Babypuder.
    »Ich habe mal einen Artikel über Geisterjäger geschrieben. Daher kenne ich ein paar von den Tricks, mit denen sie arbeiten. Ich baue das alles auf, bevor wir ins Bett gehen. Sollte jemand Schabernack mit uns treiben, geht er uns so bestimmt in die Falle.«
    »Du schläfst also heute Nacht in Colonsay?«
    Er sah Rosamund überrascht an. »Klar. Ich will genauso wie du wissen, was los ist. Denn das willst du doch, oder?«
    »Ja.« Ihre Antwort kam ein wenig zu schnell. Sie mied Kerrys Blick. Während Gary unterwegs gewesen war, hatte Kerry sie noch einmal vor zu viel Vertrauen gewarnt.
    »Ich dachte, du magst ihn«, hatte Rosamund daraufhin gesagt.
    »Ich mag ihn ja auch. Aber er war schon immer nicht ganz einfach zu verstehen.«
    »Ich verstehe ihn.«
    Kerry hatte sie nur skeptisch angeblickt.
    »Das sieht doch jeder Blinde ohne Krückstock, dass mit dem Haus etwas nicht stimmt«, hatte sich Rosamund ärgerlich ereifert. »Gary gibt das zu. Und außerdem versucht er wenigstens herauszubekommen, woher das alles kommt.«
    Kerry war rot geworden, hatte die Lippen zusammengekniffen. »Mrs Ada und ich haben so viele Jahre …«
    »Ada! Nicht die schon wieder! Die war doch selbst total verrückt. Über 1918 ist die ihr ganzes Leben nicht hinausgekommen.«
    »Sie hatte furchtbare Verluste erlitten«,

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