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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Uhr. Sein bloßer Rücken sah verführerisch aus, aber sie hielt ihre Arme steif an ihre Seiten gepresst. Wie konnte sie jemanden lieben und ihm gleichzeitig nicht vertrauen? Das widersprach sich eindeutig.
    »Fast zwei«, sagte er und blickte sie über seine Schulter hinweg an. Durch die Lampe von hinten angeleuchtet, lag sein Gesicht im Dunklen. »Hast du schlecht geträumt?«
    Rosamund ignorierte die Frage. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. »Warum bist du gekommen?«, wollte sie plötzlich wissen.
    »Das habe ich dir doch gesagt. Ich wollte dich sehen.« Die Antwort kam schnell und leicht, als ob es die Wahrheit sei.
    »Willst du, dass ich wieder nach Hause komme?«
    Sein kurzes Zögern entging ihr nicht. »Wenn du möchtest. Aber was ist mit Colonsay? Ich dachte, dir würde es gefallen, deine Vergangenheit aufzuarbeiten.«
    Es würde ihr gefallen? Das hörte sich ziemlich unwahrscheinlich an, wenn man bedachte, was inzwischen alles geschehen war.
    »Ich werde mit der Polizei sprechen, damit sie ein Auge auf das Haus und auf dich haben. Aber warum verbarrikadiert dieser Typ, dieser Gary, alle Türen und Fenster? Was soll das, Rose? Das würde ich wirklich gern wissen.«
    Sie setzte sich auf, damit sie sein Gesicht sehen konnte. Er runzelte die Stirn. Fast könnte sie ihm glauben. »Das haben wir dir doch erklärt. Es gab Geräusche, unerklärliche Geräusche. Kerry will sich einreden, es wäre ein Vogel gewesen. Aber weder ich noch Gary können uns das vorstellen.«
    »Du glaubst, jemand ist hier unbemerkt eingedrungen?«
    »Das wäre eine Erklärung. Aber Gary hat diese Theorie widerlegt. Und du hast ja selbst gesehen, dass das nicht sein kann.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, dass er jedoch ignorierte. »Wir glauben, es geht etwas sehr Ungewöhnliches vor sich. Etwas Übernatürliches, wenn du so willst.« So, jetzt war es heraus. Sie wartete mit angehaltenem Atem auf seine Reaktion.
    »Du meist, es sind Gespenster? Geister?«
    Rosamund nickte nur.
    Er lächelte. »Der Kerl erlaubt sich einen Scherz mit dir.«
    »Ich höre Stimmen. Ich sehe Gestalten. Das hat nichts mit Gary zu tun. Ich bin diejenige, mit der alles angefangen hat. Ich bin der Auslöser, Mark. Ich ganz allein. Und ich werde hier nicht weggehen. Auch nicht, wenn du das möchtest, aber du willst es ja im Grunde ebenso wenig. Es geht etwas vor auf Colonsay, das ich nicht verstehe. Ich will aber wissen, was es ist, und ich werde herausbekommen, was das ist. Mit oder ohne deine Zustimmung.«
    Das Lächeln verging ihm. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Augen blickten wachsam. »Ich werde dich zu nichts zwingen«, sagte er sanft. »Warum denkst du, ich könnte das versuchen?«
    Rosamund schüttelte heftig den Kopf und wollte aus dem Bett steigen. Doch er ergriff ihre Hand, hielt sie fest.
    »Es funktioniert doch noch, oder?«, sagte er leise. »Was uns beide zusammengebracht hat – es ist noch da.«
    »Nein«, flüsterte sie mit abgewandtem Gesicht.
    »Als ich heute Nacht auf dem Treppenabsatz gesehen habe …«
    Sie ließ es zu, dass er sie zu sich herabzog, in seine Arme. Ihr Herz klopfte wild. Er sah verwirrt aus. Das kannte sie gar nicht bei ihm. Ihr war klar, dass er eigentlich gekommen war, um ihre Beziehung zu beenden. Er schien zu der Überzeugung gekommen zu sein, dass sie als Ehefrau ein größeres Handicap für seine Karriere war als überhaupt keine Ehefrau. Was hatte seine Absicht geändert? Colonsay? War der drohende Verlust Colonsays Grund genug für ihn, bei ihr zu bleiben?
    »Du hättest es besser per Telefon erledigt«, sagte sie mit Tränen in den Augen.
    »Rose, Rosie«, seufzte er. Er senkte seinen Kopf und küsste sie.

10
    Die Erde war nass vom Tau, und in den Senken lag Nebel. Rosamund schob die Hände tief in die Taschen ihrer Jacke und beobachtete konzentriert, wie sich ihre Stiefelspitzen von der Feuchtigkeit dunkel färbten. Neben ihr stieß Mark weiße Atemwölkchen hervor.
    Sie gingen in schnellem Schritt die Auffahrt von Colonsay hinunter. Rosamund sog die kalte Luft so tief in die Lungen, dass es wehtat. Mark dagegen atmete kaum hörbar. Vor ihnen lag die Straße nach Geelong. Zu ihrer Linken stand Cosmos auffälliges Grabmal, das die Weiden zu bewachen schien. Es befand sich auf dem Familienfriedhof, der gut in Schuss gehalten wurde – der Rasen war gemäht und der umgebende Lattenzaun weiß gestrichen. Die Historische Gesellschaft des Ortes kümmerte sich darum, dass Cosmos letzte Ruhestätte ordentlich

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