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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Ambrosines Grab. Weiße Rosen.
    »Du hättest lieber anrufen sollen«, flüsterte Rosamund.
    Er tat so, als hätte er sie nicht gehört. »Lance wird gleich kommen. Lass uns zurückgehen. Rose?«
    Lächelnd streckte er ihr seine Hand entgegen. Rosamund kam sich ziemlich dumm vor, als sie ihm ihre Hand gab und den harten Druck seiner Finger spürte.
    ***
    Die Sonne strahlte vom Himmel, aber der Wind fühlte sich kühl an. Das blaugraue Wasser der Bucht war von weißen Schaumkronen gesprenkelt, und in der Nähe des Ufers warf Seetang dunkle Schatten. Ein Dampfer stampfte auf dem Weg nach Portarlington durch den Kanal. Rauchschwaden wehten vom Schornstein wie graue Bänder. Die Passagiere waren nur als kleine farbige Punkte an der Reling zu erkennen.
    Die Cunninghams veranstalteten wie jedes Jahr ein Picknick für ihre Gäste und Bediensteten im Fairy Dell. »Verschwenderisch«, hatte es Mr Marling genannt. Alice wunderte sich über diese Ausdrucksweise, die ihr unpassend vorkam. Sie fand es sehr freundlich und großzügig von Cosmo, die Tradition des jährlichen Picknicks weiterzuführen, die sein Vater begonnen hatte.
    Das Fairy Dell war landschaftlich wunderschön gelegen. Es handelte sich dabei um eine Einbuchtung in den Klippen, ein grasbewachsenes Amphitheater mit schattigen Bäumen. Es bot einen grandiosen Ausblick über die weißen Strände und das Wasser der Bucht. Ein schmaler Pfad verlief von dort am Ufer entlang zu dem alten Kiosk, den Schwefelquellen und dem langen Pier, der weit in die Bucht reichte.
    Cosmo hatte eine Teetasse in seiner großen Hand, die dadurch sehr zerbrechlich wirkte. Er lachte über etwas, was Mr Hastings gesagt hatte, einer seiner Gäste. Ambrosine offerierte freundlich ein Tablett mit Mrs Gibbons’ köstlichen Sandwiches.
    Die Köchin saß ein paar Meter entfernt auf einer Anhöhe, die Röcke ausgebreitet und das runde Gesicht von einem alten Blumenhut beschattet. Meggy und Jonah waren zum Strand hinuntergewandert, der bei Ebbe so rein und weiß wirkte wie auf einer tropischen Insel.
    Alice konnte ihre dunklen Fußabdrücke am Wellensaum erkennen, genau über der Wasserlinie. Ada war ihnen gefolgt und versuchte, die übellaunige Cleo dazu zu bringen, Stöckchen zu apportieren.
    Der vorübergleitende Dampfer tutete. Mrs Hastings Plapperstimme hob und senkte sich irgendwo in der Nähe über dem Rauschen des Windes. Ambrosines Antworten waren selten, ihr bleiches Gesicht wirkte gelangweilt und in sich gekehrt. Alice fand zum wiederholten Mal, dass Ambrosine keine gute Gastgeberin war.
    Natürlich war sie wunderschön anzusehen, aber brauchte ein wichtiger Mann wie Cosmo nicht eine Frau, die mehr als ein Schmuckstück war? Für sie grenzte es an ein Wunder, wie geduldig er sie ertrug, ihre Stimmungsschwankungen und ihre Kopfschmerzen, die stets gleichzeitig mit seinen Gästen einzutreffen schienen. Vielleicht wollte er es einfach nicht wahrhaben. Alice wünschte sich jedoch, er würde es tun, nur ein einziges Mal. Ambrosine sollte wenigstens einmal ihre gerechte Strafe bekommen.
    Mr Marling kam vom oberen Rand des Dell heruntergeschlendert und gesellte sich zu den Damen. Ambrosine lächelte ihn äußerst erleichtert an, während Mrs Hastings aufgeregt weiterplapperte. Alice beobachtete ihn, wie er sich in Positur warf, eine Hand an den Rand seines Hutes gehoben, um sein Gesicht zu beschatten. Er trug eine neue zweireihige Weste mit modischen Karos, elegante hellbraune Schuhe mit Seidensocken und einen Spazierstock mit Elfenbeingriff.
    Alice’ Beine waren vom langen Sitzen völlig steif. Sie erhob sich, schüttelte ihren schlichten dunklen Rock aus und wollte zu Meggy an den Strand hinuntergehen. Doch als sie den mit Muschelstückchen bedeckten Pfad erreichte, hielt Mr Marling sie auf. »Willst du ein paar Becher Schwefelwasser trinken, Alice?« Seine Augen blitzten vergnügt.
    »Nein. Ich finde, es schmeckt ziemlich scheußlich, Sir.«
    Sie erwartete, er würde sich über ihre Worte empören und ihr erzählen, wie gesund das Quellwasser für sie wäre, aber er lächelte nur. Sie spazierten langsam den Weg entlang. Alice fragte sich etwas beklommen, warum der berühmte Maler ausgerechnet ihre Gesellschaft suchte.
    »Ich habe gehört, dein Vater hat Mr Cunningham das Leben gerettet, als die beiden noch Knaben waren.«
    »Es gab einen Wettersturz, Sir. Mit Sturmböen. Mein Vater verhinderte, dass Mr Cunningham über Bord ging, und brachte das Boot sicher ans Ufer zurück. Mr Cunningham

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