Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
Vom Netzwerk:
aussah. Der kleine Friedhof grenzte direkt an die Straße, was zufällig vorbeikommenden Besuchern zupass kam. Ada hatten die Besucher nie gestört, und über die Hilfe der Historischen Gesellschaft hatte sie sich sogar gefreut.
    »Tut mir leid, dass ich nicht länger bleiben kann«, brach Mark das Schweigen.
    Höflich hatte er Kerrys Frühstück abgelehnt, nur eine Tasse Kaffee getrunken und dann den Spaziergang vorgeschlagen. Dankbar für die Unterbrechung, blieb Rosamund stehen. Sie musste ein paarmal tief durchatmen, bevor sie antworten konnte. »Du hast viel zu tun.«
    »Ich musste zwei Termine absagen und ein paar geschäftliche Angelegenheiten zurückstellen, damit ich überhaupt herkommen konnte. Entschuldige, das sollte nicht so klingen, als kämen deine Belange an letzter Stelle.«
    »Ich verstehe das schon.« Das tat sie wirklich, hatte es immer getan.
    Das Grabmal war wirklich zu protzig, entschied Rosamund, sogar für Cosmo Cunningham. Es thronte regelrecht über den anderen Gräbern.
    Sie konnte die meisten Ruhestätten auf dem Friedhof identifizieren. Ambrosines war aus rosa Marmor mit einem eingravierten Engel. Auch die Gräber der Gründerfamilie befanden sich dort, nicht jedoch Adas. Sie war verbrannt und ihre Asche auf dem Grundstück verstreut worden.
    Rosamund blinzelte. Ein alter Mann beugte sich über eines der Gräber. Er trug einen roten Mantel mit Goldbesatz, die Farbe leuchtete im trüben Morgenlicht. Sie beobachtete ihn, wie er Blumen verteilte und Ordnung schaffte. Bestimmt ein Mitglied der Historischen Gesellschaft. Rosamund hatte ursprünglich dort entlanggehen wollen, entschied sich nun aber anders. Sie hatte keine Lust, sich über Cosmos Verdienste auszutauschen. Auch Mark schien ein paar Minuten allein mit ihr vorzuziehen.
    In zwanzig Minuten würde Marks Chauffeur kommen und ihn nach Melbourne zurückbringen. Vielleicht waren das die letzten gemeinsamen Minuten. Mark würde ihre Versöhnung für dumm und kurzsichtig halten, sobald er aus ihrem und Colonsays Dunstkreis entkommen war. Davon ging Rosamund aus. Die Trennung schien ihr trotz oder vielleicht gerade wegen der Leidenschaft der vergangenen Nacht unausweichlich. Marks Zuwendung hatte etwas von einem Abschied gehabt.
    Mark blies sich in die behandschuhten Hände und warf ihr über seine Finger hinweg einen Blick zu. »Ich habe darüber nachgedacht, was du vergangene Nacht erzählt hast.«
    »Worüber?«
    »Über Colonsay und die Geräusche.«
    Rosamund erstarrte. »Und?«
    »Es wäre sehr unglücklich, wenn diese Geschichte gerade jetzt in der Presse breitgetreten würde. Das Geisterhaus am Meer! Du kannst dir sicher vorstellen, was die daraus machen würden. Was die aus dir machen würden … Und Gary Munro ist nun mal Journalist.«
    »Er war Journalist«, verbesserte sie ihn und suchte in ihrer Jackentasche nach Zigaretten.
    »Ich glaube, du solltest das nicht auf die leichte Schulter nehmen.«
    »Wie eine Grippe, meinst du?« Sie versuchte einen Scherz zu machen, doch er lächelte nicht.
    Rosamund seufzte und steckte die Hände in die Taschen. Sie musste die Zigaretten im Haus gelassen haben. Die letzte Nacht war vorbei und vergangen – und sie waren zurück im Alltag. Sie konnte ihm sein Misstrauen Gary gegenüber jedoch nicht wirklich vorwerfen, da sie anfangs ähnlich empfunden hatte.
    »Du glaubst also, er würde eine gute Story nicht verachten? Die Chance, dir wegen mir und meiner Marotten Steine in den Weg zu legen? So in der Art von: ›Mark Markovics Frau sieht Gespenster‹?«
    Er ergriff ihren Arm, gerade als sie sich abwenden wollte, zog sie herum und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie standen sich gegenüber. Die Kälte hatte Marks Gesicht die Farbe genommen, nur seine Nasenspitze leuchtete rosig.
    »Ich will ins Parlament«, sagte er verärgert. »Dafür habe ich hart gearbeitet. Ich verdiene diesen Sitz. Und niemand wird mich daran hindern, meine Chance wahrzunehmen. Hast du mich verstanden, Rose?«
    Seine Finger drückten ihr schmerzhaft ins Fleisch, seine Augen blitzten fanatisch. Rosamund senkte den Kopf, sodass sie ihn nicht länger ansehen musste, diesen Fremden mit Marks Gesicht. »Ja, ich habe verstanden.«
    »Sehr gut.« Er berührte ihre Wange mit einem behandschuhten Finger, eine bedeutungslose Geste. Dann ließ er sie los.
    Rosamund drehte sich weg, starrte blind auf den Friedhof. Beiläufig bemerkte sie, dass der Mann im roten Mantel verschwunden war. Ein großer Blumenstrauß lag auf

Weitere Kostenlose Bücher