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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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hochsteigen, aber da war noch ein anderes Gefühl. Eine Stärke, die sich von außen auf sie zu übertragen schien. Colonsay. Das Haus schützte sie. Rosamund hob den Kopf und sah ihn an.
    »Weshalb bist du gekommen?«, wollte sie wissen. Seine grauen Augen blickten überrascht.
    »Ich hatte den Eindruck, dass unser Gespräch nicht länger warten konnte.«
    »Auf einmal.«
    »Wir müssen uns über unsere Beziehung klar werden.«
    »Müssen wir das? Willst du dich scheiden lassen? Oder ist es aus politischen Gründen besser, eine Frau an deiner Seite zu haben? Egal, ob du sie liebst oder nicht?«
    Er besaß die Stirn, zu lachen. Zitternd vor Wut wandte sich Rosamund ab und ging den beiden anderen nach. Wenn sie blieb, würde sie ihm entweder ins Gesicht schlagen oder sich an seiner makellosen Hemdbrust ausweinen.
    Kerry hatte Feuer im Kamin gemacht und die Vorhänge zugezogen. Außerdem hatte sie zwei kleine Lampen eingeschaltet. Die Atmosphäre des Zimmers war warm und einladend. Rosamund ging zu Gary hinüber. Er trug alte Jeans und einen grünen Pullover. Seine Gegenwart beruhigte und stärkte sie zugleich.
    »Tja«, sagte sie und sog tief die Luft ein.
    »Wusstest du, dass Superman heute Nacht auftauchen würde?«
    »Mr Markovic.« Kerrys laute Stimme übertönte Rosamunds Antwort. »Kommen Sie doch zum Feuer und wärmen Sie sich auf. Setzen Sie sich. Sie haben Gary bisher nicht kennengelernt, richtig?«
    Mark setzte sich und bedankte sich für den Kaffee.
    »Mr Markovic.« Gary neigte den Kopf. Die Abneigung zwischen den beiden Männern ließ sich nicht leugnen.
    »Das ist Gary Munro«, fuhr Kerry fort. »Er hat in Melbourne als Journalist gearbeitet, bevor er herkam. Heute ist er Schriftsteller und hilft gegenwärtig bei Frederick Swann aus. Er kam als Kind immer nach Colonsay. Das war doch so, Gary, oder? Seiner Familie gehörte das Munro Hotel in Clifton Springs.« Plötzlich hörte sie auf, als sei ihr klar geworden, dass sie sinnloses Zeug plapperte. Sie reichte die Kekse herum. Mark bediente sich lächelnd.
    »Sie schreiben?«, fragte er. »Haben Sie schon etwas veröffentlicht?«
    Gary grinste. »Es ist mein erstes Buch.«
    »Roman oder Sachbuch?«
    »Leider ein Roman.«
    »Warum leider?«
    Gary kniete vor dem Kamin und wärmte seine Hände. Die Flammen ließen das Gold in seinen Haaren schimmern. »Na ja, Sachbücher verkaufen sich in letzter Zeit gut. Besonders Biografien. Viele Politiker sind bereit, für einen entsprechenden Vorschuss etwas aus ihrem Leben zu erzählen.«
    Mark sah ihn ausdruckslos an. Dann beugte er den Kopf und ließ sein wölfisches Grinsen sehen. »Wollen Sie sich über mich lustig machen?«
    Gary lachte. »Nein, will ich eigentlich nicht.«
    Mark drehte sich zu Kerry um. »Was hat denn die Polizei zu den Problemen auf Colonsay gesagt?«
    Sie stocherte im Feuer herum. »Sie waren sehr freundlich, Mr Markovic, und haben das ganze Haus abgesucht. Aber da war nichts – zumindest haben sie nichts gefunden. Ich dachte an ein Tier oder einen Vogel. Und alte Häuser machen nachts auch manchmal einfach so Geräusche. Das Holz und das Mauerwerk arbeitet, wissen Sie.«
    Er wartete, bis sie fertig war, bevor er sich wieder Gary zuwandte. »Sind Sie deswegen hier? Wegen der nächtlichen Geräusche?«
    Gary zuckte mit den Schultern. »Ich versuche herauszubekommen, was los ist. Rosamund hatte mich gebeten zu bleiben. Und es ist ja ihr Haus.«
    Die grauen Augen glitten hinüber zu Rosamund, die neben dem Kaminsims im Schatten stand. Für einen kurzen Augenblick fühlte sie sich in den Pub zurückversetzt, in dem sie Mark zum ersten Mal getroffen hatte. Damals hatte sie ein eng anliegendes rotes Kleid getragen, das ihre wohlgeformten Kurven betonte, und Mark hatte den Blick nicht von ihr wenden können. Rosamund konnte sich an die laute verrauchte Umgebung genau erinnern, an den schalen Geruch von Bier und Schweiß – und an die Hitze, die von Marks Hand ausging, als er ihre ergriff.
    Die Stille lastete schwer zwischen ihnen. »Ja, es ist ihr Haus«, sagte Mark schließlich, die Stimme sanft wie Seide. »Und sie ist meine Frau.«
    Kerry räusperte sich und sammelte die leeren Becher ein. »Ich denke, ich gehe lieber wieder ins Bett, wenn keiner mehr etwas möchte.« Sie warf Gary einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Dieser stand plötzlich und mit einer erstaunlichen Leichtigkeit von seinem Stuhl auf. »Ja, ich verziehe mich auch. O Gott, ist es wirklich schon so spät? Also, gute Nacht dann.«

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