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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Fragen wurden aufgeworfen. Diese Tragödie? Meinte Ada den Tod ihrer Eltern, den Soldatentod ihres Ehemanns, den Krebstod ihres Sohnes oder die Einlieferung ihrer Schwiegertochter in die Irrenanstalt? Du liebe Güte, es gab unzählige Möglichkeiten.
    Am Rand ihres Gesichtsfeldes blitzte etwas silbern auf. Sie drehte sich um, aber das war nichts, nur die alte Tapete. Vielleicht die Reflexion eines Metallgegenstandes draußen vor dem Fenster. Sie legte die Papiere wieder in Adas Karton und bemerkte, dass das Fotoalbum aufgeklappt war. Cosmo und Ambrosine blickten sie mit vorsichtig lächelnden Gesichtern an.
    Es war sehr schade, dass sie so gestorben waren, und trotzdem kam ihr etwas daran richtig vor. Rosamund versuchte sich an die Einzelheiten der Geschichte zu erinnern, brachte aber nicht viele Details zusammen. Sie hatte sich nie besonders dafür interessiert, kannte also nur die nackten Fakten. Ada hatte nie über den Tod ihrer Eltern gesprochen. Alles, was sie wusste, hatte Rosamund von anderen Leuten erfahren.
    Es hieß, dass Ambrosine an Grippe gestorben war und dass der gramgebeugte Cosmo in sein Boot gestiegen war, davongesegelt war und nie mehr zurückkehrte. Mehr wusste sie nicht. Wer sollte über eine solche Liebe richten? Die dramatischen Umstände hatten jedenfalls dafür gesorgt, dass ihre Namen noch in aller Munde waren, während man die, die ruhig in ihren Betten gestorben waren, schon längst vergessen hatte.
    Hatte Ada Cosmo und Ambrosine mit den ruhelosen Geistern und der schreienden Lady gemeint? Hatte Ambrosine am Ende geschrien, als sie wusste, dass sie sterben und ihren geliebten Gatten zurücklassen musste? Rosamund schloss die Augen.
    Ada schrieb von Stimmen. Rosamund hatte damals vermutet, dass die Rufe ihr selbst galten. Nun fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht nach Ambrosine riefen. Ihren schönen altmodischen Namen könnte man als Rufnamen innerhalb der Familie durchaus zu »Rosie« abkürzen. Und würden die tragischen Umstände nicht in einem Paralleluniversum Wellen schlagen?
    Aber nichts von alledem lieferte eine Erklärung für das braunhaarige Mädchen.
    »Mrs Markovic?«
    Rosamund war gerade wieder auf dem Weg ins Hinterzimmer und wich dabei den im Flur herumstehenden Kisten und Bündeln aus. Kurz zuvor hatten ein paar von Fred Swanns Männern ihr geholfen, Sachen für ein paar Fuhren zur Müllkippe hinauszutragen. Rae, die einzige Frau, hatte ihr zu ihrem Durchhaltevermögen gratuliert. »Ein paar Sachen schauen ja so aus, als könnte man noch was draus machen. Aber der Rest!«
    Rosamund stimmte ihr zu.
    »Wissen Sie, das Haus hat was«, fuhr Rae fort. »Schauen Sie sich doch bloß die alten Häuser in Queenscliff an. Die Leute bezahlen ein Vermögen, um dort wohnen zu können.« Ihr Begleiter stieß ihr den Ellenbogen in die Rippen, und sie biss sich auf die Lippe. »Aber Sie brauchen natürlich das Geld nicht, Mrs Markovic.«
    Mark braucht es nicht, dachte sie, verbot sich diesen Satz jedoch.
    »Ist schon in Ordnung. Großmutter würde sich wahrscheinlich im Grab herumdrehen, wenn sie denn eines hätte. Aber ich verstehe, was Sie meinen.« Die beiden blickten sie verständnislos an. Freundlich fügte Rosamund hinzu: »Sie wurde verbrannt.«
    »Ah so.« Raes Selbstbewusstsein kehrte zurück. »Ich bin früher öfter herausgefahren, um mir Colonsay anzusehen. Die Großmutter meines Vaters arbeitete nämlich hier, wissen Sie.«
    »Wirklich? Für Cosmo?«
    »Ja, sie arbeitete als Köchin. Ist nach den Todesfällen weggezogen, aber ein Teil unserer Familie kam wieder zurück. War schon traurig, was mit den beiden damals passiert ist. Fast wie im Film.«
    »Rae ist viel mitfühlender, als sie aussieht«, meinte ihr Begleiter grinsend. »Stimmt doch, Rae?«
    Rae verzog das Gesicht, lachte dann aber. »Na ja, ich mag alte Geschichten. Und Tiere, ich liebe Tiere. Dann und wann habe ich ein bisschen Futter für den kleinen Hund hergebracht. Ich hoffe, das stört Sie nicht?« Der letzte Satz hörte sich an, als sei Rae mit einem Mal aufgegangen, sie könnte etwas falsch gemacht haben.
    Rosamund schüttelte verblüfft den Kopf. »Das ist ein Streuner, glaube ich. Wenn Sie ihn fangen, können Sie ihn gern behalten.«
    Rae Augen leuchteten auf. »Wirklich? Er schaut aus wie ein richtiger Schoßhund, mit dem Band im Haar und so. Aber ein bisschen vernachlässigt eben. Ja dann: danke, Mrs Markovic.« Nach weiteren Bemerkungen über den Müll im Flur überließ sie Rosamund wieder sich

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