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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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selbst.
    Während des Mittagessens hatte es Krach mit Kerry gegeben. Die war sich sicher gewesen, warum es in der vergangenen Nacht keinen Lärm auf dem Dachboden gegeben hatte. Mr Markovic war da gewesen. Machte das Rosamund nicht misstrauisch?
    Doch Rosamund, müde und gefühlsmäßig ausgelaugt von Marks Besuch, fühlte sich zu irgendwelchen Rückschlüssen nicht in der Lage.
    »Ich dachte mir, wir sollten vielleicht Frederick bitten, das Haus zu überprüfen«, fuhr Kerry fort. Sie hatte sich offensichtlich Gedanken gemacht. »Wir haben bestimmt etwas übersehen.«
    »Holzwürmer mit Vorschlaghämmern oder so?«
    Kerry verzog das Gesicht. »Du hast noch nie etwas ernst genommen, schon als Kind nicht. Immer herumalbern, um vom Thema abzulenken. Sobald es um Gefühle ging, bist du ausgewichen.«
    »Was weißt denn du von meinen Gefühlen, Kerry?«
    Kerry blickte verletzt drein. Sie blinzelte und schaute weg. »Und du weißt nichts von mir.«
    Rosamund fragte sich auf einmal, ob sie sich nicht getäuscht hatte. Barg Kerrys Innenleben mehr Geheimnisse, als sie sich vorstellen konnte?
    »Es tut mir leid«, sagte sie schließlich. »Ich werde Fred darum bitten.« Mit einem Seufzer schob Rosamund ihren vollen Teller weg. Sie hatte Kopfweh, vielleicht von der Suche in Adas Terminkalender.
    »Ich bin sicher, das wirst du nicht bereuen«, entgegnete Kerry besser gelaunt. »Es muss einfach eine vernünftige Erklärung geben.«
    »Mrs Markovic?«
    Frederick Swann rief noch einmal nach ihr, und nun drehte sich Rosamund in seine Richtung. Für einen kurzen Augenblick erschien er nur als Scherenschnitt in der geöffneten Eingangstür. Doch als er näher kam, wurden seine gebräunten, wettergegerbten Gesichtszüge deutlicher. Die Tritte seiner Arbeitsstiefel hallten durch den Flur, und der Hall wurde von den Wänden zurückgeworfen.
    »Wir müssen den Strom für ein paar Stunden abstellen. Ich dachte, das sollten Sie wissen.«
    »Weiß Kerry Bescheid? Sie wird wahnsinnig, wenn der Herd nicht funktioniert.«
    Er grinste. »Sie sagte, sie könne in der Zwischenzeit das Gemüse für einen Schmorbraten schnippeln.«
    Rosamund wollte gerade etwas wegen der Überprüfung des Hauses sagen, aber Frederick schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. Er sah auf einmal so ernst aus, dass sie ihn aufmerksam anblickte.
    »Von meiner Mannschaft gab es ein paar Beschwerden«, sagte er schließlich. »Es sind Sachen verschwunden.«
    Rosamund nickte abwägend. »Ich dachte, ein gewisser Schwund sei bei solchen Arbeiten mit einkalkuliert?«
    »Von meinen Leuten klaut keiner«, entgegnete er scharf. »Und was will jemand mit einer Thermoskanne oder einer Brotdose?«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass sie neben Kerrys Versorgung noch etwas zu essen brauchen.«
    Er machte eine ungeduldige Handbewegung. »Es sind auch andere Dinge verschwunden. Eine Schachtel Nägel für den Tacker, Werkzeuge. Nichts wirklich Wertvolles, aber trotzdem ärgerlich.«
    »Was wollen Sie mir sagen, Fred? Dass ich die Sachen genommen habe?«
    »Nein.« Er schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. »Ein paar von meinen Männern beklagen sich auch über das Haus. Sie fühlen sich unbehaglich.«
    Rosamund lief es kalt über den Rücken. »Hat Gary mit Ihnen gesprochen?«, wollte sie wissen.
    Frederick schüttelte den Kopf. Seine Augen blickten verwundert. »Worüber hätte Gary mit mir reden sollen?«
    Rosamund wich seinem Blick aus, spielte auf Zeit. »Eigentlich wollte ich mit Ihnen über eine andere Sache reden, Fred. Ich frage mich, ob Sie vielleicht …« Sie hörte, wie ihre Stimme nach einer Überprüfung fragte, die seltsamen Geräusche nachts erklärte. Sie spielte es herunter, obwohl Fred bereits von dem nächtlichen Polizeieinsatz und dem heruntergestürzten Leuchter wusste.
    Er nickte ernsthaft, doch seine Augen blickten alarmiert. Er spürte, dass sie ihm nicht alles erzählte, und füllte die Lücken selbst. Sie fragte sich in einem Anfall von Galgenhumor, was Fred wohl von umherwandernden Geistwesen hielt.
    »Kann ich schon machen«, meinte er, als sie endlich fertig war. »Ich werde mich morgen darum kümmern. Jetzt dreh ich lieber den Strom ab, Kerry will bis spätestens fünf wieder arbeiten können.«
    Rosamund machte sich wieder ans Ausmisten. Das rote Samtsofa stand immer noch in der Mitte des Zimmers. Sie blieb neben der Tür stehen und betrachtete den Boden. Da waren kleine Abdrücke im Staub, rings um das Sofa. Gestern hatte es sie noch nicht

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