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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Opfer gefallen waren. Doch es hatte wenig Sinn, sich darüber im Nachhinein Gedanken zu machen.
    Die kühle und feuchte Luft fühlte sich auf ihrer Haut frisch an. Sie zwängte sich durch eine Lücke im Boxdorngestrüpp, ging hinüber zu der Hütte und spähte durch ein Fenster. In der Dunkelheit konnte sie eine vergessene Schaufel erkennen. Wer hatte dort gelebt? Das Familienfaktotum? Rosamund wusste nicht mehr, ob Ada ihr je etwas darüber erzählt hatte.
    Aus den Augenwinkeln nahm Rosamund eine Bewegung wahr und blinzelte verwundert. Ein kleines, spitzes Gesicht mit schwarzer Schnauze, umrahmt von verfilztem braunem Fell, blickte ihr aus den Falten eines Tennisnetzes entgegen. Ein schmales Band hing einsam über ein Ohr.
    »Ach, du armes Ding«, hauchte sie.
    Der Terrier hielt den bettelnden Blick seiner großen braunen Augen auf sie geheftet. Rosamund ging zur Tür und drückte sie auf. Drinnen brummten Fliegen herum. Der aufgewirbelte Staub senkte sich auf vollgestopfte Regalbretter. Sie beugte die Knie, streckte die Hand aus und murmelte beruhigende Worte. Doch der Hund blieb verschwunden, entweder in den Haufen herumliegenden Unrats oder durch eine der zahlreichen Ritzen nach draußen.
    Rosamund häufte gerade in der Küche ein paar leckere Essensreste auf einen Teller, als Motorengeräusche sie zur Vordertür lockten. Garys Wagen kämpfte sich durch den Morast zum Eingang vor. Zwei Passagiere saßen darin, Gary und eine Frau mit hellem Haar. Für eine Sekunde dachte Rosamund, Melanie sei zurückgekehrt. Doch als die Autotür sich öffnete und die Frau ausstieg, erkannte sie ihren Irrtum.
    Die Frau in Tweedrock und blauem Blazer war klein, stämmig und trug einen blassrosa Schal locker um den Hals geschlungen. Ihr schulterlanger, dichter Pagenkopf schimmerte silbern.
    Gary ergriff im Gehen ihren Arm. Er sah ebenso blass und mitgenommen aus wie Kerry. Seine Schritte wurden umso zögerlicher, je näher er kam.
    War das Zephyr, die ihm die Hände auf die Schultern legte und leise auf ihn einsprach? Gary riss sich sichtlich zusammen und richtete seine Augen auf Rosamund.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie besorgt. »Steht es wirklich so schlecht?«
    »Um es kurz zu machen: ja.«
    Er drückte sich an ihr vorbei in die Vorhalle. Die lächelnde Zephyr stand nun direkt vor Rosamund. Ihr Gesicht war voll und rund, die Haut straff wie die eines Säuglings. Ihre Augen blickten dunkel und mitfühlend. Rosamund spürte ihren warmen und kräftigen Händedruck.
    »Mrs Markovic, was für eine Freude, Sie kennenzulernen. Ich war vorher noch nie in Colonsay, obwohl ich mich immer sehr dafür interessiert habe.«
    Entwaffnet trat Rosamund zurück, ließ Zephyr vorbei und schloss die Tür hinter ihr. Diese Begrüßung hatte sie nicht erwartet. Sie versuchte sich zu sammeln und gegen den erwarteten Ansturm esoterischen Gedankenguts zu wappnen. Zephyr warf Gary einen wissenden Blick zu. Er lächelte gequält, bevor er sich Rosamund zuwandte.
    »Könnte ich eine Tasse Kaffee bekommen? Koffein scheint mir gutzutun«, sagte er leise.
    »Ich mache dir einen löslichen, das geht schneller.« Rosamund ging in die Küche voraus und stellte den Wasserkessel auf den Herd. Gary ließ sich auf einen Stuhl fallen. Zephyr spazierte im Zimmer umher, scheinbar vollkommen auf die Innenausstattung konzentriert. Doch sie war ganz Ohr, wie Rosamund mit leichtem Schaudern feststellte. Das war es, was sie machte, oder? Jedenfalls hatte Gary ihr das erzählt. Sie lauschte auf Töne, die anderen verborgen blieben.
    »Frederick Swann war gestern Abend hier«, stellte Zephyr liebenswürdig fest.
    Rosamund goss heißes Wasser in einen Becher und rührte Milch und Zucker um. »Ja.«
    Die knappe Antwort schien Gary zu belustigen. »Du sagtest am Telefon, er sei nicht sehr erfolgreich gewesen.«
    »Das ist leicht untertrieben. Es steht eindeutig eins zu null für Colonsay, würde ich sagen.«
    »Frederick ist ein guter Mann, aber ihm fehlt es in diesen Dingen eindeutig an Erfahrung.«
    Unsicher, ob von ihr eine Entgegnung erwartet wurde, blickte Rosamund auf Zephyr. Dem schien nicht so zu sein, also setzte sie sich neben Gary. Seine Hand lag auf dem Tisch, und aus einem plötzlichen Impuls heraus griff sie hinüber und umfing sie mit ihrer Hand. Seine kalten, steifen Finger schlossen sich gierig um die ihren. Er lächelte scheu.
    »Eigentlich wollte ich mich um dich und Kerry kümmern. Tut mir leid.«
    Zephyrs Stimme erklang hinter ihnen: »Ihr müsst auf eure

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