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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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mürrischen Ausdruck. Vielleicht Jonahs wegen, dachte Alice.
    »Geh und öffne die Tür, Alice!«
    Der aufgeregte Schrei der Köchin ließ Alice aufspringen. Hufgeklapper und Kutschengeräusche näherten sich. Sie nahm sich zusammen, um nicht sofort zur Tür zu stürzen und sie aufzureißen. Mit zitternden Knien wartete sie, bis die Kutsche zum Halten kam. Sie vernahm das Murmeln des Kutschers mit Jonah und hörte dann Cosmos laute Stimme.
    »Bin ich froh, wieder zu Hause zu sein!«
    Alice strich noch einmal ihre gestärkte Schürze glatt. Ihre Kehle war wie ausgedörrt. Sie drehte mit feuchten Handflächen am Messingknopf des Türöffners. Dann stand sie im kühlen Luftzug, der die Rüschen auf ihrer Bluse zauste und Haarsträhnen aus ihrer weißen Haube zupfte.
    »Alice.« Cosmo strahlte sie an und trat sich die Füße auf der Veranda ab, bevor er ins Haus trat. »Wie geht es deinem Vater und deiner Mutter? Gut, hoffe ich doch?«
    »Sehr gut, Sir.« Ihre Stimme zitterte, aber das fiel ihm nicht auf.
    Ambrosine machte einen müden Eindruck und war blass. Sie hielt sich eine Hand über die Augen. »Sag Mrs Gibbons, dass ich etwas gegen meine Kopfschmerzen benötige«, sagte sie leise und ging sofort die Treppe hinauf Richtung Schlafzimmer.
    Hinter Ambrosine hüpfte Ada wild herum, riss sich von der Hand des Kindermädchens los und streckte die Zunge heraus. Bertie war der Letzte, der Nachzügler.
    Alice hätte ihn fast nicht erkannt.
    Sein rundes Gesicht hatte seine Form behalten, aber die Augen hinter den Brillengläsern waren tief eingesunken und dunkel umschattet. Die Haut sah weiß und durchsichtig aus. Er lächelte so zögernd, dass es ihr das Herz brach.
    »Ich bin zu Hause, Alice«, sagte er. Doch es klang, als könnte er es selbst nicht glauben.
    ***
    Die Bucht lag ruhig und stahlgrau. Garys Boot schnitt durchs Wasser, so schnell es bei der leichten Brise konnte, die kaum die Segel füllte. Häufiger, als ihm lieb war, musste er den Motor anwerfen. Rosamund machte das nichts aus. Sie lehnte sich bequem im Cockpit zurück und überließ die Arbeit Gary.
    Der Geruch nach Salz und Meer machte ihr den Kopf frei. Die bedrückenden Gedanken verschwanden, sie fühlte sich wie neugeboren und lebendig.
    »Wir segeln Richtung Queenscliff.« Gary deutete voraus und versuchte, den Motorenlärm zu übertönen.
    Rosamund nickte, obwohl es ihr eigentlich egal war, wohin es ging. Ihr dicker Pullover hielt sie warm. Gary hatte ihr zudem eine gelbe Öljacke mit Kapuze geliehen. Sie fühlte sich geborgen und behaglich. Außerdem konnte sie jederzeit ein heißes Getränk aus der kleinen Kombüse unter Deck bekommen. Dort gab es zwischen Tisch und Schrank auch ein schmales Bett.
    Das Boot war nicht gerade eine Luxusjacht, aber Gary liebte es ganz offensichtlich.
    Sie beobachteten einen riesigen Tanker auf seinem Weg durch die tiefe Fahrrinne Richtung offene See. Im Vergleich dazu schien Garys Schiffchen wie ein Korken auf dem Wasser zu tanzen. Als sie die Heckwelle des Tankers kreuzten, blickte Rosamund eingeschüchtert an den rostigen Metallflanken empor.
    Gary lachte. »Keine Angst, ich weiß schon, was ich tue.«
    Kaum hatten sie die schützende Abdeckung des Landes verlassen, kam Wind auf, den Gary sogleich nutzte. Die Leinen lagen nass und kalt in Rosamunds Hand, als sie das Segel dichtholte und fierte, wie es ihr bedeutet wurde. Das kleine Boot krängte auf dem raumen Kurs. Eine größere Welle schlug über das Deck und ins Cockpit, wo sie Rosamunds Schuhe mit Wasser tränkte, bevor sie wieder ablief.
    »Bist du vorher schon gesegelt?«, rief Gary.
    »Nicht so. Ich war einmal zu Gast auf einer Jacht, aber die glich eher einem Wohnhaus. Du hättest nie gedacht, dass du auf dem Wasser bist.«
    »Ich ziehe den direkten Kontakt mit den Elementen vor.«
    Sie lachte, und der kalte Wind riss ihr die Töne förmlich vom Mund. Die Kapuze war ihr vom Kopf gerutscht, und die Haare flatterten wild um ihr Gesicht. Die Augen blitzten und ihre Haut glühte.
    »Du siehst aus wie sechzehn.«
    Sie sah es in seinen Augen.
    Rosamund wusste, dass sie den Blick lieber abwenden sollte, konnte es aber nicht. »Da bin ich schon weit darüber hinaus«, murmelte sie und wusste nicht, ob er sie gehört hatte.
    Er fierte das Segel, denn eine Bö fiel ein und das Tuch knatterte im Wind. Es ging ein kurzer Regenschauer nieder, den sie abwarten mussten, bevor sie weitersegelten.
    Nur allzu bald kehrten sie nach Portarlington zurück und machten am

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