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Der Fluch von Colonsay

Titel: Der Fluch von Colonsay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaye Dobbie
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Boden.
    Kerry kroch mit tastenden Händen in ihre Richtung, fand sie, zerkratzte ihr mit den Nägeln das Gesicht und zerwühlte ihr Haar.
    »O nein, nein, nein«, klagte sie.
    Schließlich konnte Rosamund wieder Luft holen. »Alles in Ordnung«, sagte sie mit unnatürlich ruhiger Stimme. Irgendetwas regte sich in ihr, ein bisher kaum gekanntes Gefühl. »Hilf mir hoch. Wir gehen die Treppe hinunter.«
    Kerry zerrte an ihrem Arm, und Rosamund kam wieder auf die Füße. Das Krachen über ihnen schwoll an und ebbte wieder ab. Zusammen stolperten sie die Treppe hinunter und in die Küche.
    Das Licht funktionierte dort zwar auch nicht, trotzdem fühlten sie sich sicherer. Kerry wühlte in einem Schrank, fand eine Kerze und zündete sie an. Die flackernden Schatten der Flamme tanzten auf ihrem Gesicht.
    Ihre Blicke trafen sich. »Geht es dir gut?«, fragte Rosamund.
    Kerry nickte ruckartig. »Und was ist mit dir?«
    »Ich bin nicht sicher. Ich weiß nicht, es kommt mir komisch vor, aber ich bin wütend.«
    Fast musste Kerry lachen.
    Aber das war die Wahrheit. Die Wut hatte sich ganz langsam in ihr breitgemacht. Sie war stärker als Schrecken und Furcht, wuchs langsam und stetig in ihr und flößte ihr den bitter nötigen Mut ein. Rosamund ging zur Tür und riss sie auf. Das tiefe, mächtige Donnern auf dem Dachboden wechselte mit kurzen heftigen Schlägen ab.
    Rosamund rannte zum Fuß der Treppe.
    »Verschwinde«, schrie sie. Das fühlte sich zumindest sehr befreiend an. »Lass uns in Ruhe! Du wirst uns nicht los. Hörst du? Du kannst uns nicht vertreiben.«
    Das Getöse hörte auf.
    Der Atem der hinter ihr stehenden Kerry klang auf einmal sehr laut. Sie war näher gekommen, ohne dass Rosamund es gehört hatte. »Ich habe Angst«, wisperte sie und schluckte. »Ich habe Angst, Rosamund, dass das Ding eines Tages den Dachboden verlässt und zu uns runterkommt.«
    Rosamund drehte sich um und sah sie an. Die Flamme der Kerze, die Kerry in den Händen hielt, flackerte. »Es ist schon hier unten, überall, rings um uns herum.«
    » Rosie. «
    Das Wort endete in einem langen, schluchzenden Seufzer. Rosamund schüttelte es. »Hast du das gehört?«
    Kerry starrte sie mit großen Augen an. »Ja.«
    »Dieses Haus möchte etwas von mir, Kerry.«
    »Wie erfährst du, was das sein könnte?«
    Rosamund lächelte gezwungen. »Wir werden uns wohl an einen spirituellen Berater wenden müssen. Morgen früh rufe ich gleich Gary an. Er soll Zephyr fragen, ob sie noch einen Hausbesuch machen kann. Was wird das wohl kosten?«
    »Ich dachte immer, solche Leute verlangen kein Geld«, entgegnete Kerry steif. »Doris Stokes hat nie was genommen. Du weißt schon, dieses Medium aus England.«
    »Sie nennen es eine freiwillige Spende.«
    Kerry trug die Kerze in die Küche zurück. Gerade, als sie sich setzen wollte, erwachte der Kühlschrank mit einem Brummen zum Leben, und das Licht ging an. Die beiden Frauen seufzten erleichtert. Kerry blies die Kerze aus und setzte Teewasser auf.
    »Komisch«, meinte sie nachdenklich. »Ich fühle mich gar nicht so schlecht. Ich meine, trotz des Krachs und alledem. Irgendwie gewöhne ich mich wohl daran.«
    »Was für ein Eingeständnis!«
    Kerry lächelte nicht. »Beim ersten Mal bin ich vor Furcht fast gestorben, aber jetzt? Nicht, dass ich es genießen würde, aber ich komme damit zurecht.« Sie biss sich auf die zitternden Lippen. »Das mit dem Keller hat mir überhaupt nicht gefallen. Du weißt, dass ich enge geschlossene Räume nicht ertrage, Rosamund.«
    Rosamund klopfte ihr auf die Schulter. »Unser Poltergeist ist ein guter Nachahmer und intelligent noch dazu. Er wusste, dass du nicht einfach so in den Keller steigen würdest, dich für mich aber verantwortlich fühlen würdest. Also benutzte er meine Stimme.«
    »Du meinst also, so funktioniert das?«
    »Ja, das meine ich.« Rosamund gähnte und streckte sich. »Ich habe heute Morgen diesen Hund gesehen und ihm ein paar Reste hingestellt. Hast du bemerkt, ob sie weg waren?«
    Kerry sah verwundert aus. »Nein, habe ich nicht. Bist du sicher, es war ein Hund?«
    »Ja, ein kleiner Terrier. So einer mit langen Haaren und einer Schleife darin. Der Arme. Ich muss ihn einfangen, bevor er umkommt oder völlig verwildert.«
    Kerry öffnete ihren Mund zu einer Antwort, als das Telefon zu klingeln begann.
    »Bisschen spät, oder?« Aber als Rosamund auf die Uhr sah, war es erst zehn nach zehn. Kerry eilte in den Flur, um den Hörer abzunehmen. Beim Zurückkommen

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