Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
worauf zum Teufel wollen Sie eigentlich hinaus?« sagte ich.

      »Auf Berlin«, sagte er.
»Sie werden ab nächsten Dienstag eine Woche lang bei ihrem
Onkel verbringen. Es wäre uns daran gelegen, daß Sie dort
etwas für uns erledigen.«

      Wie ich da so in der
Alltäglichkeit der Yates' Wine Bar in Leeds saß – das
gedämpfte Brummen des Verkehrs draußen auf dem City Square
–, kam mir dies vor wie der abwegigste Vorschlag, der mir je
gemacht worden war.
      »Passen Sie auf«, sagte
ich. »Ich habe versucht in den 21. SAS einzutreten, worauf Sie
mir bedeuteten, wegen meines schwachen Auges komme ich dafür nicht
in Frage, also bin ich nie eingetreten, stimmt's, oder habe ich
recht?«
      »Ganz so einfach ist das nicht,
mein Bester. Wenn ich Sie daran erinnern darf: Sie haben den Official
Secrets Act unterschrieben, und Sie sind noch immer Soldat der
Reservearmee.«

    »Sie meinen, ich habe keine Wahl?«
    »Ich meine, wir besitzen Sie, mein Sohn.« Er nahm einen
    Umschlag aus seiner Brieftasche. »Wenn Sie
in Berlin sind, unternehmen Sie mit dem Bus eine Spazierfahrt in den
Osten. Alles Weitere finden sie hier drin. Sie gehen zu der angegebenen
Adresse, holen dort einen Umschlag ab und bringen ihn
zurück.«

      »Das ist doch
verrückt«, sagte ich. »Zum einen weiß ich noch
aus meiner Dienstzeit in Berlin, daß man mit einem britischen
Paß gar nicht über die Grenze kommt.«

      »Aber mein lieber Junge, Ihre
irischen Vorfahren geben Ihnen neben dem britischen Paß das Recht
auf einen irischen Ausweis. Er befindet sich im Umschlag. Mit irischem
Ausweis kann man reisen, wohin man will, selbst nach China, und zwar
ohne Visum.« Er stand auf und lächelte. »Steht alles
dort drin. Recht ausführlich.«
    »Und wenn ich wieder rauskomme?«

    »Wir haben für alles gesorgt.«
      Er schob sich durch das zur
Mittagspause dichter gewordene Gedränge, und plötzlich wurde
mir klar, daß ich nicht »Wenn ich wieder herauskomme« gedacht hatte. Es war vielmehr »Werde ich wieder herauskommen?« gewesen.

      Die erste Überraschung, die in
Berlin auf mich wartete, bestand darin, daß mein Onkel bereits
nach Hamburg zurückbeordert worden war – jedenfalls war dies
die Information, die ich von der Hausverwalterin der Wohnung erhielt,
in der er Quartier bezogen hatte. Sie war eine alte, abgehärmte
Frau.
      »Sie sind bestimmt der Neffe. Er hat mich beauftragt, Sie reinzulassen«, sagte sie.
    Es war eine schmucklose Bleibe, die irgendwie etwas
Graues an sich hatte. Ich setzte meine Tasche ab, blickte mich ein
bißchen um. Als es klingelte und ich die Tür öffnete,
stand Konrad Strasser vor mir.
    »Gut, siehst du aus«, sagte er.
      Er machte eine Flasche Schnaps
ausfindig und schenkte uns einen ein. »Nun, da wirst du also die
Touristennummer im Ostsektor machen, was?«

    »Du scheinst gut informiert zu sein.«
    »Ja, könnte man so sagen.«
      Ich kippte meinen Schnaps in einem Zug runter. »Was führt einen Hamburger Kommissar nach Berlin?«
    »Ich bin letztes Jahr umgezogen. Ich arbeite jetzt für den
    BND, den westdeutschen Nachrichtendienst. Genauer
gesagt beim Verfassungsschutz, wie sich der Laden nennt. Unsere
Hauptaufgabe besteht darin, die kommunistische Unterwanderung in
unserem Teil des Landes zu bekämpfen.«
    »Und? Weiter?«

      Er schenkte sich noch einen ein.
»Du wirst heute nachmittag mit einem Bus der Germania-Reisen
rüberfahren. Laß deinen britischen Paß hier und nimm
nur den irischen mit.«

      »Hör mal, was soll das
alles?« sagte ich mit fester Stimme. »Was hast du denn
eigentlich mit dem Ganzen zu tun?«

      »Das tut nichts zur Sache. Wichtig ist, daß du ein Bote des 21. SAS bist.«
    »Verflixt und zugenäht, die wollten mich doch gar nicht.«

      »Tja, wie man's nimmt. Die
Sache ist aber nic ht ganz so einfach. Hast du schon mal den alten
IRA-Spruch gehört: Einmal dabei, immer dabei?«
      Ich war platt, brachte es aber irgendwie fertig, noch mal nachzuhaken: »Was hast du mit alldem zu tun?«

    Er nahm einen Zettel aus seiner Brieftasche und
überreichte ihn mir. »Hier hast du eine grob skizzierte
Karte. Es gibt da eine Kneipe namens ›Bei Heini‹. Wenn
etwas schiefgeht, geh einfach dort hin und sag dem Barkeeper, daß
deine Unterbringung unzulänglich ist und du sofort abreisen
willst. Sprich Englisch mit ihm.«

    »Und was soll das jetzt wieder heißen?«
      »Es wird dich dann jemand
abholen. Wenn alles glattgeht, kehrst du natürlich mit

Weitere Kostenlose Bücher