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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Zufall
scheinst du mit von der Partie zu sein. Wie kommt das?«

      »Es ist eben kein Zufall
– denk doch mal nach! Müßte sich doch für dich
wie ein Puzzlespiel zusammenfügen. Na ja, vielleicht sollte ich
dich ma l kurz über ein paar Tatsachen aufklären. Der 21. SAS
besteht aus Wochenendsoldaten, vom Anwalt bis zum Taxifahrer und fast
allem, was dazwischen liegt. Verdammt großes
Fremdsprachenspektrum. Das 22. Regiment, die Berufstruppe, verbringt
ihre Zeit damit, in Malaysia auf Chinesen und in Oman auf Araber zu
schießen und solche Sachen. Beim 21. handelt es sich um Leute,
die gelegentlich zu irgendwelchen komischen Jobs eingesetzt werden, wie
du zum Beispiel. Du wolltest nach Berlin fahren, und die haben Wind
davon bekommen. Du warst eben gerade nützlich.«

    »Und entbehrlich?«
      »Genau, und welch
glücklicher Zufall, daß ich da noch als Familienmitglied im
Hintergrund lauerte.«

    »Du hast mir wahrscheinlich das Leben gerettet.«
    »Oh, du hast dich ganz gut geschlagen, finde
ich.« Er lachte. »In ein paar Tagen wirst du wieder auf
deinem geliebten Tanzabend sein und Mädchen aufgabeln, und keine
von denen wird eine Ahnung davon haben, was du alles durchgemacht
hast.«
      »Das ist dann also alles?« sagte ich. »Ich fahre einfach zurück?«
      »Ja, so ungefähr kann man
das sagen. Wilson wird höchst erfreut sein.« Er trank seinen
Scotch aus. »Aber tu mir bitte einen Gefallen. Komm nicht wieder
nach Berlin. Das nächste Mal werden die auf dich warten.«

    Er ging zur Tür und öffnete sie.
    »Wird es ein nächstes Mal geben?« sagte ich.

      »Wie gesagt, das 21. setzt
seine Leute in bestimmten Situationen ein, da, wo sie gerade passen.
Wer weiß?« Er nahm für einen Moment einen ernsten
Gesichtausdruck an. »Man hat dich abgelehnt, aber nur was den
Glamourteil der Arbeit angeht. Die Uniform, das Barett, das Abzeichen,
auf dem Wer wagt, gewinnt steht.«
    »Und die werden mich nie in Ruhe lassen?«
      »Ich fürchte, nein. Paß auf dich auf«, und damit verschwand er.

      Er lag mit seiner Einschätzung
ziemlich richtig. Ich machte eine wenig erbauliche Zeit durch,
durchlief dann eine Reihe von Jobs, ging aufs College, dann auf die
Universität, heiratete, schlug eine erfolgreiche Laufbahn als
Lehrer ein, dann eine ebenso erfolgreiche als Schriftsteller. Erst als
zu Beginn der siebziger Jahre die Unruhen in Ulster aufflammten,
hörte ich wieder von Wilson, nachdem ich einen erfolgreichen Roman
über die dortige Lage verfaßt hatte. Er war inzwischen zum
Colonel avanciert, der Uniform nach zu urteilen, in der ich ihn antraf,
augenscheinlich bei den Royal Engineers, dem Pionierkorps, obwohl ich
da so meine Zweifel hegte.
    Wir saßen in der Bar eines exklusiven Hotels außerhalb von
    Leeds, und er brachte mit einem Glas Champagner
in der Hand einen Toast auf meinen Erfolg aus: »Sie haben sich
großartig gemacht, alter Knabe. Großartiges Buch, und so
lebensnah.«

    »Freut mich, daß es Ihnen gefallen hat.«
      »Nicht wie das Zeug, das von
Fernsehreportern und dergleichen geschrieben wird. Das ist alles
oberflächlich. Sie dagegen also, Sie verstehen die Iren wirklich,
aber wie könnte es auch anders sein. Zwar ein Protestantenschwein,
aber immerhin mit katholischen Verbindungen. Sehr hilfreich das
Ganze.«
      Ich hatte so was wie ein Déjà-vu-Erlebnis, Berlin zum zweiten.
    »Was wollen sie jetzt wieder von mir?« fragte ich zögerlich.
      »Nichts Besonderes. Sie werden
sich doch nächste Woche in Dublin zeigen, Büchersignierungen,
Fernsehen?«
    »Und?«

      »Es wäre sehr hilfreich, wenn Sie dort ein paar Leute für uns treffen könnten.«
      »Vor beinahe zwanzig Jahren
habe ich mich für Sie mit jemanden in Berlin getroffen«,
sagte ich, »und ich hätte mir beinahe eine Kugel in den Kopf
eingehandelt.«

      »Dazu gibt es eine andere
Version. Wenn ich mich recht erinnere, war es der andere Knabe, der
sich die Kugel einfing.« Er lächelte. »Interessante
Sache. Hat Ihnen nie irgendwelche Gewissensbisse bereitet, ebensowenig
wie die Russen.«
      »Die hätten mir
Schlimmeres angetan«, sagte ich. »Hätten nicht Soldat
werden sollen.« Ich nahm eine Zigarette heraus und zündete
sie an. »Was soll ich denn tun, den Auftritt von damals
wiederholen, nur diesmal an der Liffey anstatt der Spree?«

      »Ganz und gar nicht. Keine
Handgreiflichkeiten. Vermitteln, das ich Ihre Stärke, mein Guter.
Einfach nur mit ein paar Leuten sprechen, das ist alles.«
    Ich

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