Der Flug der Adler
sind
zum Kampfeinsatz da, Dolfo, und ihre Zeit sollte nicht damit
verschwendet werden, die Dorniers zu beschützen. Das ist so, als
würde man ein Rennpferd vor einen Milchwagen spannen. Die
Strategie ist verfehlt.«
»Dann möge Gott dir helfen, wenn wir über London herfallen.«
»London?« Max war
entsetzt. »Also gut, wir haben schon Angriffe auf Liverpool und
andere Städte geflogen, aber London? Dolfo, wir müssen die
RAF an der Südküste zerstören, Jäger gegen
Jäger. Dort entscheidet sich, ob es zum Sieg oder zur Niederlage
kommt.« Er zuckte die Achseln. »Es sei denn, Göring
und der Führer sind von Todessehnsucht befallen.«
»Es ist eine Sache, wenn du mir
so was sagst, Max, aber tu das niemals jemand anderem gegenüber.
Verstehen wir uns da, ja?«
»Daß wir alle auf der
gleichen Straße in Richtung Hölle fahren?« Max nickte.
»Das habe ich verstanden, in Ordnung.« Er lehnte sich
zurück und zündete sich eine weitere Zigarette an.
Harry wurde von einem Fahrer der
Marine in Folkestone nach Farley Field zurückgebracht. Mehrere
Piloten und ein paar von den Bodenpersonalleuten scharten sich um ihn.
»Haben gehört, daß
Sie ein bißchen naß geworden sind, Sir. Schön,
daß Sie wieder hier sind«, sagte ein Leutnant namens
Hartley. »Da ist ein Oberst, der Sie zu sehen
wünscht.«
Harry öffnete die Tür
seines kleinen Büros und sah sofort das Holzbein von West, der
hinter Harrys Schreibtisch saß. »Welch eine
Überraschung, Sir. Meinen Glückwunsch zu Ihrer
Beförderung.«
»Sie haben sich großartig geschlagen,
Kelso. Waren bange Stunden, als wir hörten, wo Sie waren, aber
Ende gut, alles gut. Auch Ihnen meine Glückwünsche. Ihre
Beförderung zum Oberleutnant ist bestätigt worden. Ebenso ein
weiteres Fliegerkreuz.«
Harry ging zum Schrank und holte
Whisky und zwei Gläser hervor. »Sollen wir auf uns
anstoßen, Sir?«
»Hervorragende Idee.«
Harry schenkte ein. »Gewinnen wir?«
»Im Moment nicht.« West
kippte seinen Drink hinunter. »Aber letzten Endes bestimmt.
Amerika wird in den Krieg eintreten müssen, aber bis dahin
müssen wir durchhalten. Ich brauche Sie ein, zwei Tage. Wie ich
sehe, habt ihr nur fünf einsatzbereite Hurricanes. Oberleutnant
Kenny kann die Stellung hier halten. Morgen abend sind Sie wieder
zurück.«
»Darf ich fragen, worum es geht, Sir?«
»Ich wußte noch aus Ihren
Unterlagen, daß Sie in Finnland eine Me 109 geflogen haben. Tja,
also, wir haben da eine, in Downfield, nördlich von London. Der
Pilot hatte ziemlich viel Öl verloren und sich entschieden zu
landen anstatt zu springen. Wollte das Ding in Brand stecken, aber eine
Einheit der Bürgerwehr war in der Nähe.«
»Ein dicker Fang, Sir.«
»Ja, nun. Seien Sie so gut, und
springen Sie kurz unter die Dusche, ziehen sich um, und dann machen wir
uns auf den Weg.«
Downfield war ein weiterer Stützpunkt, der vor
dem Krieg einem einfachen Flugverein gedient hatte. Es gab nur eine
Rollbahn, einen Kontrollturm und zwei Hangars. Das Gelände war von
Stacheldraht umzäunt, und an den Toren standen Wachposten der RAF.
Die Me 109 stand auf dem Vorfeld, draußen vor den Flugzeughallen.
Zwei Dienstwagen des Generalstabs standen ganz in der Nähe. Drei
Offiziere der RAF und zwei des Heeres nahmen das Flugzeug gerade in
Augenschein. Ein Leutnant der deutschen Luftwaffe, nicht älter als
zwanzig, stand in zerknitterter Uniform dabei. Er wurde von zwei mit
Gewehren bewaffneten Soldaten der RAF bewacht.
Harry ging schnurstracks auf den
Leutnant zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Verdammtes
Glück«, sagte er auf deutsch. »Schwein gehabt,
daß Sie heil wieder runtergekommen sind.«
»Mein Gott, sind Sie Deutscher?«
»Mütterlicherseits.« Harry gab ihm eine Zigarette und Feuer und nahm dann selbst eine.
Der ältere der beiden
Heeresoffiziere war ein Brigadegeneral mit den roten Streifen des
Generalstabs. Er war auf eine sympathische Art und Weise
häßlich, hatte schlohweißes Haar und trug eine
Nickelbrille. Er mochte ungefähr fünfundsechzig sein.
»Dougal Munro. Ausgezeichnetes Deutsch, Oberleutnant.«
»Gelernt ist gelernt«, sagte Harry.
»Darf ich vorstellen, mein Adjutant, Jack Carter.«
Carter war Captain bei den Green
Howards und trug die Spange für das Militärverdienstkreuz. Er
stützte sich auf einen Gehstock – er hatte sein Bein in
Dünkirchen verloren, wie Harry später erfahren sollte.
Der älteste
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