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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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lief schließlich darauf hinaus,
daß Hartmann zur SS und zum persönlichen Mitarbeiterstab
Himmlers berufen wurde, um fortan sein Pilot und sein Talisman zu
werden. Angesichts seiner rechtswissenschaftlichen Kenntnisse tat er
auch als persönlicher Adjutant des Reichsführers im
Nachrichtendienst der SS Dienst.
      »Die Luftangriffe auf London
werden fortgesetzt«, sagte Himmler. »Ich komme gerade vom
Führer. Am Ende werden wir natürlich gewinnen. Es werden noch
Panzer vor den Buckingham Palast rollen, Sie werden sehen.«

      Hartmann behielt seine Bedenken für sich und sagte statt dessen: »Unleugbar, Reichsführer.«
      »Also, wir werden England
fürs erste schmoren lassen und uns Rußland zuwenden. Der
Führer hatte hier beinahe eine göttliche Eingebung.
Höchstens sechs Wochen, und die rote Gefahr wird ein für alle
Mal besiegt sein.«
      Hartmann stimmte trotz seiner ernsten Zweifel zu: »Natürlich.«

      »Na, einerle i«, sagte
Himmler. »Ich habe mich mit Admiral Canaris über das
Fortkommen unserer geheimdienstlichen Tätigkeiten in England
besprochen, und ehrlich gesagt, es sieht nicht gut aus.« Canaris
war Chef der Abwehr, des deutschen Militärspionagedienstes.
»Soweit ich das beurteilen kann, sind sämtliche Agenten der
Abwehr in England geschnappt worden.«
    »Hat ganz den Anschein.«

      »Und wir können nichts tun.« Himmler wirkte wütend. »Es ist eine Schande!«
    »Das muß nicht sein,
Reichsführer«, sagte Hartmann. »Wie Sie wissen, habe
ich Abteilung 13 übernommen, nachdem Sturmbannführer Klein
letztes Jahr an Krebs gestorben ist. Und zu meinem Erstaunen habe ich
festgestellt, daß er noch vor dem Krieg ein paar Maulwürfe
rekrutiert hatte.«
    »Wirklich? Und was sollen das für Leute sein?«
      »Größtenteils Iren,
die unzufrieden mit dem britischen Establishment sind. Die Abwehr hat
sogar Verbindung mit der Irisch-Republikanischen Armee
aufgenommen.«
      »Ach, diese Leute sind doch total unzuverlässig«, sagte Himmler.
      »Mit Verlaub, nicht alle,
Reichsführer. Klein hat darüber hinaus übrigens auch
verschiedene Neutrale auf seine Lohnliste gesetzt – ein paar
spanische und portugiesische Diplomaten.«
      Himmler erhob sich und ging zum
Fenster. Er stand lange da, die Hände auf dem Rücken, und
drehte sich schließlich wieder um. »Habe ich Sie recht
verstanden, daß wir Maulwürfe haben, von denen die Abwehr
nichts weiß?«

    »So ist es.«
      Himmler nickte. »Ja. Ja, das
ist gut. Ich möchte, daß Sie diese Sache weiterverfolgen,
Hartmann, zusätzlich zu Ihren sonstigen Pflichten natürlich.
Vergewissern Sie sich, ob die besagten Leute noch an Ort und Stelle
sind und bereitstehen, wenn sie gebraucht werden. Haben wir uns
verstanden?«
    »Zu Befehl, Reichsführer.«

    »Sie können gehen.«
      Hartmann kehrte in sein Büro
zurück, wo seine Sekretärin, Trudi Braun, vierzig Jahre alt
und schon Kriegswitwe, von ihrem Schreibtisch aufblickte. Sie war
Hartmann treu ergeben ein solcher Held und dazu noch eine tragische
Gestalt, weil dessen Frau beim ersten Luftangriff der RAF auf Berlin
umgekommen war. Sie wußte allerdings nicht, daß Hartmann
beinahe einen Seufzer der Erleichterung ausgestoßen hatte, als
das passiert war. Seine Frau war vom ersten Tag ihrer Heirat an allem
hinterhergejagt, was Hosen trug.

    »Ärger, Herr Hartmann?« fragte sie.
    »Das kann man wohl sagen, Trudi. Kommen Sie herein, und
    bringen Sie Kaffee mit.«
      Er nahm hinter seinem Schreibtisch
Platz und zündete sich eine Zigarette an. Zwei Minuten später
kam die Sekretärin hinzu, eine Tasse für sich, eine für
ihn. Sie setzte sich ihm gegenüber auf den Stuhl.

    »Und?«
      Hartmann holte eine Flasche Weinbrand
aus einer Schublade hervor und schenkte einen Schluck in seinen Kaffee
ein, hauptsächlich um die Schmerzen im linken Bein zu
betäuben, ein weiteres Vermächtnis jenes Flugzeugabsturzes.

      »Trudi, ich weiß,
daß unser werter Reichsführer glaubt, daß Gott mit uns
ist, aber jetzt glaubt er auch noch, daß das Unternehmen
Seelöwe doch noch stattfinden wird.«

      »Wirklich?« Trudi hatte in solchen Dingen keine eigene Meinung.

      »Also, jetzt zu dieser Liste
von Klein, von der Sie mir erzählt haben. Sie haben doch für
ihn gearbeitet – geben Sie mir einen vollständigen Bericht
darüber, insbesondere über die Spanier und die Portugiesen,
die auf seiner Lohnliste gestanden haben.«
    »Die stehen immer noch drauf, Herr

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