Der Flug der Adler
Verschwörung?« fragte Harry, an Molly gewandt.
»Ganz und gar nicht«, sagte Munro. »Molly hatte nicht die leiseste Ahnung, daß der Herr Oberbefehlshaber hiersein würde.«
»Tut mir leid, Harry«, murmelte sie. Sie ging auf den Major
General zu und gab ihm einen Kuß. »Hallo, Dad.«
Eisenhower stand auf und reichte Harry die Hand. »Herr Oberstleutnant, Sie sind ein außergewöhnlicher Mann. Ich glaube, Sie kennen Mollys Vater noch nicht, Tom Sobel.«
Sobel war von mittlerer Größe, das Haar und der Schnurrbart waren pechschwarz, irgendwelche Anzeichen von Altersgrau waren nicht auszumachen. Er hatte ein Gesicht, wie man es häufig bei hohen Militärs antrifft, von einer Art also, die allergisch auf Widerspruch reagiert. Er hatte einen festen Händedruck.
»Eine Ehre, Sie kennenzulernen, mein Sohn.«
»Gut, die Nettigkeiten hätten wir damit ja hinter uns, kommen wir zur Sache«, sagte Eisenhower. »Ich hatte Ihnen eine Woche gegeben, Herr Oberstleutnant.«
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, wie ich darüber denke, Herr General.«
»Darf ich Ihnen mal was sagen?« sagte Sobel. »Ich war im ersten Krieg im Lafayette-Geschwader, und als mein Land in den Krieg einstieg, wollte ich auch nicht wechseln, hab's dann aber getan, weil ich gebraucht wurde. Das gleiche gilt für Sie. Sie haben der RAF in großartiger Weise gedient, aber nun ist es an der Zeit, die Uniform Ihres Landes überzustreifen.«
Es folgte Schweigen, bis Eisenhower sagte: »Ich kann einen direkten Befehl erlassen.«
Es war West, der sich mit gewandten Worten einschaltete: »Die Abmachung zwischen unseren beiden Luftstreitkräften sieht vor, daß amerikanische Besatzungsmitglieder übertreten, eine amerikanische Uniform und den entsprechenden Dienstgrad annehmen. Diejenigen jedoch, die gerade mitten in einer Einsatzserie mit der RAF stecken, sollen diese Serie aber noch zu Ende fliegen. Soweit ich weiß, hat Oberstleutnant Kelso noch den einen oder anderen Einsatz vor sich.«
Eisenhower blickte ihn scharf an. »Okay, nur zu, ich kann die Wahrheit vertragen.«
»Oberstleutnant Kelso hat gerade eine Einsatzserie bei unserem wichtigsten Sonderkommando angefangen.«
»Wieviel geflogene Einsätze?«
»Einen, um die Wahrheit zu sagen, und da Sonderkommandoeinheiten sechzig Einsätze pro Serie fliegen, hat er noch neunundfünfzig vor sich. Natürlich schließt dies auch Einsätze ein, auf denen er Sie im Kurierdienst fliegt, Herr General.«
Eisenhower blickte West lange an, dann brach er in Lachen aus. Selbst Sobel mußte jetzt lächeln. »Sie schlauer Fuchs«, sagte Eisenhower. »Und Sie ebenfalls, Herr Brigadegeneral. Okay, Sie haben gewonnen, aber ich will, daß er noch heute in eine amerikanische Uniform gesteckt wird.« Er wandte sich an Harry. »Das ist ein Befehl, Lieutenant Colonel.«
Munro lächelte. »Ehrlich gesagt, ist dies alles bereits in die Wege geleitet, Herr General. Generalmajor West und ich haben gestern mit dem Schneider des Oberstleutnants in der Savile Row gesprochen. Man hat sich bereit erklärt, die Bestellung expreß zu erledigen.«
Eisenhower grinste. »Ihr beide macht wirklich Nägel mit Köpfen, wenn ihr einmal dabei seid.«
»Nun, er soll ja entsprechend ausstaffiert sein. Wie der Herr General sicher weiß, wird der Oberstleutnant um drei im Connaught Hotel erwartet, um von General de Gaulle den Orden der Ehrenlegion entgegenzunehmen.«
»Mein Gott«, stöhnte Harry.
»Morgen früh um elf, Buckingham Palast für seine zweite Verleihung des Kriegsverdienstordens.«
Eisenhower mußte wieder grinsen und sagte zu Harry: »Damit wären Sie erst einmal versorgt.«
»Wenn du noch Zeit hast, bevor du ins Krankenhaus zurückkehrst«, sagte Munro zu Molly, »dann geh doch mit ihm in die Savile Row, und sorge dafür, daß die dort gute Arbeit leisten. Er muß schon was hermachen, wenn er de Gaulle gegenübertritt. Der Mann ist sehr eigen.«
»Ihr könnt mir alle mal den Buckel runterrutschen«, sagte Harry und ging hinaus. Molly eilte hinterher.
»Passen Sie auf ihn auf, Frau Doktor«, rief Eisenhower ihr nach.
Bei dem Schneider in der Savile Row breiteten der gute alte Mr. Crossley und sein Mitarbeiter George die neuen Anzüge aus.
»Leider ist das meiste, was wir für Sie zusammengestellt haben, aus alten Lagerbeständen, Herr Oberstleutnant.« Crossley lachte. »Entschuldigen Sie vielmals, Lieutenant Colonel.«
»Ach
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