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Der Flug der Adler

Der Flug der Adler

Titel: Der Flug der Adler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Leine seiner Schwimmweste, die sich daraufhin aufblies. Nachdem er wieder an die Oberfläche getaucht war, versuchte er verzweifelt, den Fallschirm loszuwerden. Er geriet kurz in ein Wellental, und die Brecher waren so hoch, daß er nicht über sie hinwegsehen konnte. Dann, als er auf den Wellenkamm gehoben wurde, sah er nichts als eine einförmige Dämmerlandschaft unter dunklen Sturmwolken.
      Die Me 109 ein paar hundert Meter weiter zu seiner Linken flog wenige hundert Fuß hoch. Er fragte sich, was sein Bruder im Sinn hatte. Dann drosselte Max sogar bis zu einer kritischen Geschwindigkeit und kam auf unfaßbare hundert Fuß heran. Max lehnte sich aus dem Cockpit, wartete allem Anschein nach einen günstigen Augenblick ab und ließ einen Beutel fallen, der nur knapp zwanzig Meter neben Harry ins Meer fiel. Ein gelber Fleck breitete sich auf der Oberfläche aus.
      Harry kämpfte sich darauf zu, während Max wieder die Geschwindigkeit erhöhte, den Steuerknüppel zurückzog und auf tausend Fuß zog. Nur eine Meile in Richtung Norden kam die Lively Jane in Sicht.
      Als das schwarze Flugzeug mit den Luftwaffenkreuzen und dem Hakenkreuz auf der Höhenflosse vorüberflog, schrien einige aus der Besatzung bestürzt auf.
      Max rief sie über Funk. »Lively Jane, hören Sie. Er ist ziemlich genau eine Meile südlich von Ihnen. Ich habe meinen Farbbeutel abgeworfen, halten Sie also nach einem gelben Fleck Ausschau. Ich umkreise ihn, bis Sie dort sind. Und seht zu, daß ihr nichts vermasselt, sonst versenke ich euch mit allem, was ich habe.«

      »In Ordnung, Sie Mistkerl. Ich weiß nicht, worauf Sie es anlegen, aber wir werden dort sein«, antwortete Zec. Danach drehte Max ab. Zec war so sehr mit der Suchaktion befaßt, daß es einen Moment dauerte, bis bei ihm der Groschen fiel: Hatte dieser Luftwaffen-Pilot nicht Englisch gesprochen?

    Gott, war das kalt, viel kälter als sein Schwimmausflug damals vor Folkestone. Harry glitt in die Wellentäler hinab, nur um einen Moment später wie ein Korken auf den Kämmen zu tanzen. Die Tasche trieb am Riemen hinter ihm her.
      »Oje, alte Junge, sieht gar nicht gut aus«, sagte er und zog die Tasche an sich. Dann bemerkte er das Heulen des Motors und blickte auf.
      Max kam ganz niedrig herangeflogen, wackelte mit den Tragflächen, flog einmal im Kreis herum und kam dann wieder auf ihn zu.
      »Du verdammter alter Narr«, sagte Harry halblaut vor sich hin. »Mach schon, zisch endlich ab, Max, solange du noch genügend Sprit hast.«

      Der gelbe Fleck war durch die bewegte See mittlerweile riesengroß. Harry schwamm fast genau in der Mitte. Und plötzlich, als er wieder einmal in die Höhe geworfen wurde, sah er die Lively Jane etwa einhundert Meter zu seiner Linken. Er glitt in ein Tal hinab, wurde wieder hochgehoben, und da war auch schon das Rettungsboot bei ihm und drehte bei.
      Harry war total erschöpft. Er wollte dem Boot entgegenschwimmen, aber dann war es praktisch neben ihm. Zwei Jungs von der Besatzung, die mit Rettungsleinen gesichert waren, sprangen ins Wasser und nahmen ihn zwischen sich. Eine Leiter wurde heruntergelassen, Hände wurde ihm entgegengestreckt. Man zog ihn über die Reling. Einen Moment später kniete er hinten im Cockpit auf dem Boden und kotzte Salzwasser aus.
      Molly kauerte neben ihm. »Ihr Gesicht – sieht ziemlich schlimm aus. Kommen Sie, wir schaffen Sie nach unten.«
      Aus den Funklautsprechern ertönte eine knisternde Stimme. »He, habt ihr ihn?«

    »Ja, dank Ihrer Hilfe«, sagte Zec. »Wer auch immer Sie sind.«
      Harry hob zitternd eine Hand. »Geben Sie mir das Mikrophon.« Er umklammerte es. »Max, ich bin's.«
    »Du fehlst mir, Harry.«
      »Du mir auch. Vergiß nicht, Mutti zu sagen, daß sie sich in acht nehmen soll.«
      Die Me 109 drehte ab, stieg weit in den düsteren Himmel hinauf und jagte wie ein fliehender Geist davon.
      Jemand von der Besatzung zog Harry auf die Beine, und Molly legte ihm einen Arm um die Schulter. »Wer zum Teufel war das?« wollte Zec wissen. »Auf was hat er's abgesehen? Er hat amerikanisch geklungen.« Er runzelte die Stirn. »Himmel, er hat sich eigentlich wie Sie angehört.«
      »Tja, Kunststück«, sagte Harry. »Das war ja auch mein Bruder Max, mein Zwillingsbruder.«

      Frühstückszeit im Gutshaus. Harry saß im Bademantel im Behandlungszimmer. Das Morphium, das Molly ihm gespritzt hatte, begann langsam zu wirken. Sie untersuchte gerade seine linke

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